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Silbermuschel

Silbermuschel

Titel: Silbermuschel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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Liebe. Aber es half nichts, die Lider zusammenzupressen, ich sah ihn trotzdem. Sein Bild, in meinem Herzen fest eingeprägt, kam immer wieder zurück.
    Ich hatte noch zuviel Leben in mir, wie konnte ich dieses Leben nur loswerden?
    »Nicht aufhören! Mach weiter…«
    Du bringst mich um. Laß mich schweben in meinem Traum, ein abgeschossener Pfeil. Versuche nicht, mich zu halten.
    »Schneller!« flehte ich.
    Er richtete sich hoch, schlang beide Arme um mich.
    »Warte…«, sagte er.
    Er bog mich zurück, drückte seinen Kopf an meinen Hals, sein Mund strich an meiner Schlagader entlang, bis hinab zu den Brüsten. Sie wogten erschauernd, als er sie mit der Zunge streichelte. Seine Lippen umschlossen meine Brustwarzen, saugten zärtlich an ihnen. Sein nasses Haar schleifte über meine Haut. Ich warf den Kopf zurück, vor meinen Augen schwammen Lichter hin und her. Ich schluchzte, zitternd und tränenlos.
    »Dein Herz«, flüsterte er, »ich fühle es unter meiner Hand schlagen. So schnell!«
    Meine Lippen bewegten sich, formten ein Wort.
    »… sterben!«
    Er küßte mich auf die Lider.
    »Nein, nicht sterben. So will ich es haben. Jeden Tag und jede Nacht. Willst du das auch?«
    »Ich kann nicht!«
    Ich verlor mich in seinem Mund, wie er sich in meinem Leib verlor. Sein Haar fiel über mein Gesicht. Ich krallte mich in seinen Schultern fest, ich schwankte mit geschlossenen Augen.
    »Sachte…«, flüsterte er.
    Ich gab es auf, ich gab mich selber auf. Das Leben war stärker als mein Wunsch, zu sterben. Ich verzichtete auf meinen eigenen Willen, überließ meinen Körper dem sanften Rhythmus von Kens Bewegungen. Ich lehnte das Gesicht an seine Schulter, endlich erlöst, und folgte ihm in allem.
    »Beweg dich nicht…«
    Ich lag in seinen Armen, meine Zunge kreiste über seine warme, glatte Haut, meine Lippen umschlossen seine Schulter. Ich wollte ihn ganz in mich 197
    hineinziehen, eins mit ihm werden. Ich atmete seinen Duft ein, diesen Duft nach Reinlichkeit, nach Frische. Wie konnte ein Mann nur eine so schöne Haut haben, zart und golden, einfach unvergleichlich. Ich streichelte über seine Arme, den Rücken entlang, gab mich dem Spiel seiner elastischen Muskeln hin. Meine Angst verließ mich. Ich fühlte nur noch das Leben in mir, das ich festhalten mußte. Jede seiner Bewegungen zog das Leben weiter in mich hinein, es rieselte durch meinen Körper wie ein Strahlenbündel. Ich preßte mich ganz zusammen, um es gefangenzuhalten.
    »Bleib in mir.«
    Er umfaßte meinen Kopf mit beiden Händen, sprach ganz leise zwischen meinen Lippen.
    »Ore omae ga sukida.«
    Ich bot ihm mein Gesicht, das Gesicht eines Kindes im Halbschlaf. Ich träumte, eingefangen im dunklen Netz seiner Haare, wiegte mich langsam im Einklang unserer Bewegungen. Ich hatte vergeblich gekämpft, ich war besiegt worden. Ich mußte weiterleben, weiterleiden. Ich tue es gern. Für dich. Ich liebe dich mehr, als ich sagen und denken kann. Hier und in aller Ewigkeit gibt es nur noch dich, hat es immer nur dich gegeben. Ich lebe. Ich bin gerettet.
    Wir waren ein Fleisch und ein Blut, ein einziges Wesen. Und dann kam eine Hitzewelle, die in mir aufstieg, bis zur Brust hinauf, bis ans Herz brandete. Alles glühte in mir, alles zerriß, riß sich los. Ich öffnete den Mund, doch Ken erstickte den Schrei, der sich aus meinen Lungen löste, mit seinen Lippen. In meinem Schoß leuchtete eine Sonne, flackerte, erlosch. Schwindelnd, bebend, nach Atem ringend, sanken wir auf den Boden.
    Dort lagen wir, vermutlich nicht lange. Als ich die Augen öffnete, spürte ich zuerst die harten, feuchten Fliesen unter mir, sah die Dampfschwaden über uns kreisen. In diesem Dunst lag ich still und fühlte, während ich lag, eine seltsame, weiße, helle Leere in mich einströmen. Die einzige Bewegung außer dem Auf und Nieder meiner Atemzüge war ein tiefer Seufzer aus meinen Lungen. Dann drehte ich die Augen seitwärts und sah Ken dicht neben mir liegen, die Lider geschlossen.
    Mein Kopf lag auf seinem Arm. Ich dachte, daß sein Arm ihn wohl schmerzen müsse, und bewegte mich. Da öffnete auch er die Augen und blinzelte mich an. Er setzte sich auf, verzog das Gesicht und rieb sich den Rücken. Dann schob er den Arm unter meine Schultern und zog mich hoch.
    »Komm, du tust dir ja weh! Diese Fliesen sind verdammt hart, ein Futon wäre bequemer gewesen!«
    Seine Stimme klang dumpf, rauher als sonst, doch sie brachte uns beide in die Wirklichkeit zurück. Er reichte mir die Hand,

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