Silbermuschel
Knochenmark, ich legte meine Hand auf die seine, preßte sie wild in mich, lenkte sie zwischen meinen Schenkeln auf und nieder, bis die Einsamkeit meiner Lust unerträglich wurde. Er hatte seine Jeans anbehalten. Ich ahnte, daß er auf diese Weise sein Verlangen bezähmte, nur deshalb, um meine Lust auf ihren Höhepunkt zu bringen. Auch das Warten ist schön, hatte er gesagt. Jetzt verstand ich, wie er das meinte. Es war höchste Wonne und höchste Pein, schwindelerregend, süß und verzehrend. Meine Qual wuchs von Augenblick zu Augenblick; ich verlor fast den Verstand. Er merkte es und führte selbst meine Hände zu seiner Gürtelschnalle, um sie in fieberhafter Eile aufzuhaken. Er schob seine Jeans herunter, warf sich auf mich, während ich ihn keuchend umklammerte. Ich spürte auf mir den geschmeidigen, warmen Körper, krallte mich an seinen Schultern fest mit der Verzweiflung einer Ertrinkenden, drückte das Gesicht an sein Gesicht. Alles, was ich bisher gefühlt hatte, war nichts gegen diesen Schmerz und dieses Glück. Unter dem Mantel seiner Haare, die über mein Gesicht strichen, sah ich ihn mit geschlossenen Augen.
Meine Zähne wanderten über seine Schultern und Arme, bissen zu, drangen in seine Haut ein. Ich wollte ihn verschlingen, ihn ganz in mich aufnehmen. Dann spürte ich, wie er mich hochhob, sich auf den Rücken legte. Er preßte meinen 147
Körper an sich, stieß kraftvoll und tief in mich hinein, tat es immer und immer wieder, bis er mich ganz erfüllte. Er leitete und führte mich, kreiste in mir und brachte meinen Schoß zum Glühen, wie er kurz zuvor mit seinen Schlegeln das Trommelfell erweckt hatte. Im Einklang unserer Bewegungen schien das Pulsieren in meinem ganzen Körper zu flattern, ein sanfter Sturm, eine Woge, die wie eine Quelle aus mir herausbrach. Formen und Schatten vermischten sich, Flecken tanzten vor meinen Augen. Mein Kopf schwang hin und her, ich zitterte vor Schwäche. Seine starken, geübten Hände hielten mich fest. Ich fühlte mich gestützt, hochgehoben, in einer Umarmung gehalten, die hart war wie Eisen und doch sanft wie der Sand. Sie trug mich immer weiter, immer höher in jene wunderbaren Gefilde, wo der Lärm in Stille umschlägt, das Dunkel in Licht, der Schmerz in Seligkeit. Ein zweites Herz bewegte sich in mir, vorwärts getragen mit jedem Atemzug, mit jeder Bewegung; ich spürte das Klopfen, wie ein Fötus im Mutterleib es spüren mag. Es war loderndes Zauberfeuer und höchstes Entzücken, es durchlief mich wie ein Strahlensee, endlos und immer wieder, bis sein Körper sich plötzlich mir entgegenhob, wie eine Woge. Ich fühlte mich von innen geschüttelt, fühlte warmes Leben zuckend in meinen Schoß strömen, und dann kam eine Welle unbeschreiblicher Süße, eine lähmende Erschöpfung, dann Ruhe, Stille. Benommen leckte ich die Feuchtigkeit auf seiner Haut, bettete mein Gesicht in die weiche Dunkelheit seiner Haare. Ich starb, und es machte mir nichts aus zu sterben, wenn er nur in mir gefangen blieb, mir gehörte, mir ewig gehörte. Ich wollte nur das, nichts anderes. Ich suchte seine Hand, preßte sie auf meinen Rücken, lenkte sie hinab, den Hüften entlang, über die Lenden in die dunkle Feuchtigkeit, in der ich ihn gefangenhielt.
»Geh nicht fort«, flüsterte ich. »Bleib in mir.«
»So, ja?« fragte er lächelnd. Er drehte sich behutsam auf die Seite, nahm die Spitze meiner Brust in seinen Mund. Nach einer Weile hob er das Gesicht, rieb zärtlich seine Stirn an meiner. Leise, mit seiner sanften, dunklen Stimme, sagte er:
»Ore omae ga sukida.«
»Was hast du gesagt?«
»Daß ich dich liebe.«
Meine Hände streichelten ihn, immer wieder. Ich konnte nicht genug davon kriegen.
»Das ist eine ernste Sache«, flüsterte ich.
»Ich meine es ernst.«
Ich legte mein Gesicht auf seine Brust. Ich hörte sein Herz unter meinen Lippen schlagen. Er umfaßte meinen Nacken mit beiden Armen.
»Schlaf ein wenig! «
»Ich kann nicht«, stammelte ich.
»Schlaf«, sagte er. »Ich will, daß du schläfst.«
»Und du?«
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»Nein. Laß mich deinen Schlaf bewachen. Ich möchte so den Tag erwarten.«
Er löschte das Licht. Das Zimmer wurde dunkel; nur ein rötlicher Lichtstreifen fiel aus dem Spalt zwischen den Vorhängen. Ich lag auf seiner Brust wie das Neugeborene auf dem Bauch seiner Mutter; ich hörte sein Herz unter meiner Wange schlagen. Ich leckte seine Haut, ich saugte an seiner Brustwarze, ich war wie sein Kind. Seine Hände strichen über meinen
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