Silberne Sterne über Montana
sich anblasen. "Selbst hier draußen gibt es noch zivilisierte Männer", tröstete sie sich.
"Okay, Cody."
Zachs Stimme klang gedämpft, doch etwas in seinem Tonfall ließ Tana den Atem anhalten. Sie schloss leise die Tür und stand reglos da. "Lass es uns hinter uns bringen."
Sie hörte etwas dumpf aufschlagen, möglicherweise schwere Lederhandschuhe, schloss die Augen und bemühte sich, Codys Antwort auszumachen.
"So einfach kommst du mir nicht davon, Zach. Es bedarf schon mehr als einer Rauferei, um die Rechnung zwischen uns zu begleichen."
Tana seufzte erleichtert auf.
"Das denke ich nicht."
Tana zuckte zusammen, als oben etwas zu Boden fiel, das größer zu sein schien. Ein Mantel? "Du bist ein Außenseiter, Cody, und gehörst nicht hierher. Und ich werde dir etwas mit auf den Weg geben, woran du dich immer erinnern wirst."
"Was hast du gegen einen Außenseiter, Zach? Oder fürchtest du, er durchschaut, was hier gespielt wird?"
"Ich weiß nicht, was du, verdammt noch mal, damit sagen willst. Hier geht es doch nur darum, dass du ein Auge auf Tana geworfen hast, und ich werde verhindern, dass du ihr zu nahe trittst."
Plötzlich herrschte Stille, und Tana, die die Leiter zur Hälfte erklommen hatte, erstarrte.
"Hier geht es nicht um Tana, Zach, wie du ganz genau weißt.
Du hast die Ranch beinahe in den Ruin getrieben, und ich werde es beweisen. Und genau davor fürchtest du dich."
"Du mieser Kerl!" brüllte Zach los, und Tana hastete die Leiter ganz hinauf. Sie wollte ihnen Einhalt gebieten, aber sie brachte nichts heraus, als sie sah, dass nichts die beiden aufhalten konnte. Die beiden Männer standen in der Mitte des Dachbodens und fixierten einander so sehr, dass sie Tana nicht bemerkten.
"Ich möchte nicht mit dir kämpfen, Zach", sagte Cody ruhig, und seine Haltung wirkte defensiv. Er hatte die Beine leicht gespreizt und die Arme leicht angewinkelt und sah aus wie ein Tennisspieler, der den Aufschlag des Gegners erwartete.
"Das ist verdammt richtig, du Bastard. Natürlich willst du das nicht, verdammt noch mal." Noch ehe Tana rufen konnte, bewegte sich Zach, den Kopf wie ein angreifender Bulle gebeugt, in der Absicht, Cody in den Stapel Heuballen zu treiben. Und dann - plötzlich - war alles vorüber.
Tana blickte starr und ungläubig auf den Mann, der noch wenige Sekunden zuvor aufrecht dagestanden hatte und jetzt flach auf dem Rücken auf dem staubigen Boden lag und nach Atem rang. Seine Miene spiegelte absolutes Erstaunen wider, und in diesem Moment wurde Tana klar, dass Zach sich mit Sicherheit noch niemals in seinem Leben in einer derartigen Situation befunden hatte. Alles war so schnell geschehen, dass sie das Gefühl hatte, sie hätte ganz viele Bewegungsabläufe nicht mitbekommen.
Cody stand noch an derselben Stelle, nur sein linkes Knie war leicht gebeugt, und den linken Arm hatte er erhoben.
"Ich werde nicht mit dir kämpfen, Zach", sagte er ruhig. Er sah auf den am Boden liegenden Mann herab, der den leeren Blick einer Puppe hatte.
"Ich werde nicht mit meinen Fäusten beweisen, dass du ein Lügner bist und ein Dieb, und du wirst mich nicht aufhalten, den Beweis zu erbringen. Also lass uns das jetzt beenden."
Etwas ließ Tana sich tief ducken. Zach? Ein Lügner und Dieb? Was wollte Cody damit sagen?
"Eines Tages wirst du dafür büßen", zischte Zach mit zusammengebissenen Zähnen und erhob sich langsam.
Tana überlief ein Schauder. Während Zach sich steif bückte, um seinen Mantel und die Handschuhe aufzusammeln, stieg sie schnell und leise die Leiter hinunter, lief zur Tür hinaus in die bitterkalte Nacht über den Hof zum Haus.
12. KAPITEL
Tana schlich auf Zehenspitzen die breite, im Dunkeln liegende Treppe des alten Hauses hinunter. Wahrscheinlich tapste nur sie hier jetzt um Mitternacht herum, war aber bestimmt nicht die Einzige, die noch nicht schlief, denn die letzten vierundzwanzig Stunden waren spannungsgeladen gewesen.
Nach dem gestrigen Vorfall in der Scheune verbreitete Zach eine derartig schlechte Stimmung, die gegen alle gerichtet zu sein schien. Jeder seiner Blicke und jedes seiner Worte drückte kaum verhohlene unterdrückte Wut aus - was mehr Ausdruck für seinen Seelenzustand als für eine momentane Gefühlsregung zu sein schien. Zachary war nicht nur einfach wütend - er war die personifizierte Wut. Vermutlich wäre es noch schlimmer um ihn bestellt gewesen, hätte er gewusst, dass Tana Zeugin seiner Niederlage gewesen war. Seitdem verliefen die Mahlzeiten
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