Silberne Sterne über Montana
unangenehm still - es war wie die Ruhe vor dem Sturm.
Glücklicherweise trafen alle vier nur dann zusammen. Sonst hielt sich Zachary abseits. In Erwartung einer sich anbahnenden Katastrophe war Tana fast dankbar für jede Stunde, die ohne Zwischenfall verstrich.
Cody - als Zielscheibe von Zachs Hass - war offenbar der Einzige, den das Ganze unbeeindruckt ließ. Er beobachtete seinen Feind wachsam und furchtlos. Er strahlte sogar bisweilen eine Gelassenheit und Zufriedenheit aus, wie Tana sie an ihm vorher noch nicht bemerkt hatte. Es war, als hätte er eine Gefahr erkannt und sich im gleichen Moment schon dagegen gewappnet. Während alle unter Hochspannung standen, wirkte er locker und schien Zacharys finstere Blicke und Tanas und Hazels kaum verhohlene Nervosität gar nicht zu bemerken.
Der einzige Lichtblick an diesem andererseits schicksalsschweren Tag war, dass das Telefon plötzlich wieder ging. Alle sprangen auf, als es plötzlich unerwartet schrillte.
Nachdem Zach vom Nebenanschluss in der Küche den Anruf beantwortet hatte, betrat er leicht lächelnd den Wohnraum.
"Nur die Telefongesellschaft ... hat den Anschluss überprüft", sagte er und blickte zu Cody und dann kurz zu Tana, bevor er sich umdrehte und den Raum verließ.
Bei der Erinnerung, wie selbstgefällig er den Mund verzogen hatte, zitterte sie mit einem Mal und versuchte sich schließlich einzureden, dass Zachary wie immer ausgesehen habe.
Gedankenverloren blieb sie auf der Treppe stehen. Da war er wieder: der alte Kampf zwischen Verstand und Gefühl. Wenn sie ihre Reaktion auf Cody rechtfertigte, konnte sie dann ihre Reaktion auf Zach einfach ignorieren?
"Zur Hölle mit allem", murmelte sie atemlos und stieg die letzten Stufen hinunter. Es war alles zu kompliziert, als dass sie jetzt eine Lösung finden konnte. Und es war ausgesprochen lächerlich, wie sie um ihr eigenes Haus schlich. Aber auch das kam ihr plötzlich anders vor. Und als sie unter der Tür zum Büro ihres Vaters einen Lichtschimmer sah, hielt sie den Atem an, und ihre Augen weiteten sich, als die Tür leise aufsprang. Dann sah Tana Cody einen kurzen Blick zur Treppe werfen. Er lächelte, als er Tana entdeckte.
"Ich habe doch jemand gehört, komm schon rein." Während er sie ansah, presste Cody die Lippen so fest zusammen, dass sie ganz weiß wurden, und dann musste er sich abwenden.
"Da auf dem Pult ist Kaffee", sagte er und ging unvermittelt darauf zu. "Du kannst meinen Becher benutzen. Ich trinke nichts mehr."
Sekundenlang rührte sich Tana nicht, sondern folgte ihm mit ihrem Blick. Vor dem Pult blieb er - Tana halb zugewandt -
stehen und sah sie aus nun sicherer Entfernung an. Sie zögerte nur kurz und ging dann auf ihn zu, und die Zeit schien plötzlich still zu stehen. Vor ihrem geistigen Auge entstand ein Bild, das sie nie vergessen würde: der durchdringende Blick seiner Augen, die blauer waren, als es erlaubt war, die Art, wie sich der Stoff seines Hemdes über seinen Schultern spannte, die leicht gespreizten Beine, seine muskulösen Unterarme, die die aufgekrempelten Ärmel freigaben. Sie blinzelte und wunderte sich, dass sie es überhaupt konnte, denn die Lider schienen ihr plötzlich so schwer, und ging dann aufs Pult zu.
Cody beobachtete sie dabei so genau, dass sie sich ihres Körpers bewusst wurde: Wie sie die Beine mechanisch bewegte, das stete Heben und Senken ihrer Brüste unter dem dünnen blauen Hemd, das plötzlich zu eng zu sein schien.
"Hier", er füllte seinen Becher, den Tana wortlos entgegennahm. Sie blickte auf ihren Finger, der auf dem Rand ruhte, und dachte dabei, dass Codys Mund ihn vorher berührt hatte. Der Gedanke ließ sie erröten und, ohne sich dessen bewusst zu sein, fasste sie sich an die Kehle, wo ihr Puls heftig klopfte.
"Setz dich", forderte Cody sie auf, und sie griff blindlings nach der Rückenlehne des Stuhls, der vor dem Pult stand, und ließ sich darauf sinken. Die Jeans schienen sich ihr in die Schenkel und Kniekehlen zu schneiden, als sie saß. Sie stürzte den Kaffee hinunter, als wäre sie am Verdursten, und blickte erst vorsichtig auf, als sie hörte, dass Cody sich von ihr fortbewegte - ganz darauf bedacht, ihn ja nicht anzusehen. Dass er sich auf den Stuhl ihres Vaters am Schreibtisch gesetzt hatte, versuchte sie zu ignorieren.
"Du bist also noch immer an den Ranchbüchern interessiert", sagte sie ruhig.
"Ihr Inhalt ist äußerst aufschlussreich", erwiderte er, und ob sie es wollte oder nicht, sie musste ihn
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