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Silbernes Band (German Edition)

Silbernes Band (German Edition)

Titel: Silbernes Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Jaedig
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aber zu widerstehen, um sie nicht zu verlieren. Genau wie Elizabeth überzeugte ich sie, bei mir zu bleiben. Wahrscheinlich findest du es nicht richtig, dass ich sie beeinflusst habe, doch ich liebte sie und konnte auf keinen Fall ohne sie weiterexistieren. Sie liebte mich auch, und ich hoffte, mit ihr die Ewigkeit verbringen zu können. Als sie schwanger wurde, bat sie mich, mein Leben zu ändern. Du solltest möglichst normal aufwachsen. Ich war gewillt, es zu versuchen, doch ich war nicht stark genug, konnte nicht auf menschliches Blut verzichten. Sie ahnte es und stellte mich zur Rede, als man einen Nachbarn tot in einer Schlucht fand. Für seinen Tod war ich allerdings nicht verantwortlich, er wäre sonst niemals gefunden worden. Doch ich musste gestehen, mehrere andere Menschen getötet zu haben. Deine Mutter verliess mich gleichentags, wenige Wochen vor deiner Geburt. Ich war verzweifelt, wünschte mir sogar, sterben zu können. Ich liebe sie noch immer. Bestimmt weisst du, dass ich sie heute besucht habe.“
     
    Heiðar nickte. „Eine Krankenschwester informierte mich über deinen Besuch, sie selbst hätte wohl nichts erzählt“, seufzte er. „Deine Mutter kann sehr dickköpfig sein.“ – „Woher wusstest du überhaupt, dass sie im Spital liegt?“ – „Als ich heute Nachmittag in Island ankam, fuhr ich zuerst zu ihrer Wohnung. Ich wusste, dass sie um diese Zeit bei der Arbeit ist, und konnte deshalb ungehindert einen Augenschein nehmen. Dabei stellte ich fest, dass sie seit längerer Zeit nicht mehr in der Wohnung gewesen ist. Dank meiner Überzeugungskraft erfuhr ich durch eine hilfsbereite Nachbarin von Kristíns Krankheit und in welchem Spital sie zu finden ist.“ – „Du hast die Nachbarin gebannt“, stellte Heiðar fest. „Genau. Anschliessend fuhr ich zum Landeskrankenhaus. Kristín war nicht sehr erfreut, mich zu sehen. Ich habe ihr angeboten, sie zu verwandeln, damit sie nicht sterben muss, damit ich sie nicht endgültig verliere. Sie hat natürlich abgelehnt. Deine Mutter wird uns bald verlassen, sie ist schon sehr schwach. Du bist das Einzige, was mir noch bleibt von dieser Liebe. Ich bitte dich, mir Gelegenheit zu geben, dich kennenzulernen. Ich kann alle deine Fragen beantworten, kann dir helfen, zu dir selbst zu finden. Begleite mich, als mein Sohn und Gefährte.“
     
    Fionn blickte ihn eindringlich an. Ob er versuchte ihn zu beeinflussen? „Es ist wunderbar, dass wir uns endlich getroffen haben, aber ich kann nicht einfach mein Leben aufgeben. Ich werde das nicht tun“, entgegnete Heiðar mit fester Stimme. „Ich kann meine kranke Mutter nicht zurücklassen, habe hier ein Zuhause, eine Arbeit, die mich ausfüllt und...“, er brach zögernd ab. „Gibt es jemanden, den du liebst?“ In Fionns Gesicht trat ein Ausdruck unverhohlener Neugierde. Heiðar schüttelte den Kopf. „Ich habe keine feste Beziehung, das war bisher nie mein Ding. Allerdings habe ich heute eine Frau getroffen, in einer Buchhandlung. Ihr Duft hat mich total fasziniert, ich habe beinahe die Beherrschung verloren. Ich muss sie unbedingt wiedersehen, aber ich weiss nicht, ob ich stark genug bin zu widerstehen.“ – „Ich weiss genau, wie du fühlst. Lass mich dir helfen“, insistierte Fionn. „Du solltest dich vorsichtig nähern, falls du denkst, dass sie die Eine ist, die du am meisten begehrst.“ Heiðar nickte zustimmend. „Kristín hat mir heute Nachmittag davon erzählt, wie zurückhaltend du anfangs warst. Es war das erste Mal, dass sie von dir gesprochen hat. Ich habe in den letzten Jahren mehrmals vergeblich versucht, etwas über dich zu erfahren, aber sie hat sich rundweg geweigert etwas preiszugeben. Es war nicht leicht, ihr Schweigen zu akzeptieren.“
     
    „Bestimmt hatte sie gute Gründe.“ Fionns Miene verschloss sich. Sein Sohn war kurz davor, ihm den ganzen Kummer seiner Jugend anzuvertrauen. Er war noch nicht bereit dafür, es war zu schmerzlich. Besser, er überzeugte Heiðar, sich schlafen zu legen. Auf die sanfte Tour, ohne einen richtigen Bann auszusprechen. „Falls du hier übernachten möchtest, steht dir mein Schlafzimmer zur Verfügung. Ich schlafe für gewöhnlich tagsüber ein paar Stunden.“ Der silberne Schimmer in Fionns Blick sandte eine seltsame Kraft aus, Heiðar fühlte sich mit einem Mal eigenartig erschöpft. „Gerne, ich brauch’ dringend ein paar Stunden Schlaf.“ Fionn erhob sich vom Sofa. „Komm, ich zeige dir das Schlafzimmer.“ Er führte ihn nach

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