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Silbernes Mondlicht, das dich streichelt

Silbernes Mondlicht, das dich streichelt

Titel: Silbernes Mondlicht, das dich streichelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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abrupt stehen und
starrte kalt zu Aidan auf. »Ich liebe dich nicht.«
    »Doch, ich glaube, das tust du.«
    Sie schwieg einen Moment, völlig
reglos, mit ausdrucksloser Miene. »Das ändert nichts!« schrie sie dann ganz
unvermittelt und von unbändigem Zorn erfaßt. Im selben Augenblick erschien ein
breiter Streifen goldenen Lichts zwischen Erde und Himmel.
    Es war fast Morgen.

Sechzehn
    Ein unheimlicher Schrei erschütterte
die Erde. Aidan wußte nicht, ob Lisette ihn ausgestoßen hatte, oder Valerian,
oder vielleicht sogar er selbst. Der Sonnenaufgang war nur noch Augenblicke
entfernt, und schon jetzt fühlte er so etwas wie ein Feuer in allen seinen
Poren. Ein scharfer Schmerz durchzuckte seine Augen, er stolperte geblendet.
    Neely, dachte er und setzte unwillkürlich
die ganze Macht seiner Liebe zu ihr frei, seine Träume und seine Hoffnungen.
    Der Name versetzte ihn in eine
andere Zeit und an einen anderen Ort, und er landete mit einem harten Aufprall
auf einem mit billigem Filz bespannten Boden.
    Blindlings rollte er sich zur Seite,
als das Morgenlicht ihn wie ein Feuerstoß aus einem Flammenwerfer traf.
    »Aidan!« schrie Neely, und er
merkte, daß sie sich neben ihn auf die Knie fallen ließ. »Was ist mit dir,
Aidan?«
    »Das Licht«, keuchte er erstickt.
    Sie entfernte sich für einen Moment,
er hörte ein zischendes Geräusch, als sie die Jalousien vor dem Fenster
herabließ, und er lachte leise, beeindruckt von ihrer schnellen Reaktion,
obwohl er schlimmere Qualen ausstand, als er sich je hätte vorstellen können.
    Neely kehrte zu ihm zurück, er
fühlte ihre Hände auf seinen und merkte, daß sie ihn unter irgend etwas schob
und zerrte. Der Schmerz begann ein wenig nachzulassen, aber er konnte auch
jetzt noch nichts sehen, nichts außer dem gleißenden Licht, das ihn zu
verzehren drohte.
    Doch dann spürte er, wie kühlende
Dunkelheit ihn einhüllte und den Schmerz ein wenig linderte. »Wo ... bin ich?«
wisperte er.
    »Unter meinem Bett im Majestic Arms
Hotel«, erwiderte Neely atemlos; er merkte, daß sie im Raum herumeilte und
    irgend etwas tat. »Nett von dir,
vorbeizukommen.«
    »Es ist nicht der richtige Moment für
schlechte Scherze«, entgegnete er bitter.
    Sie kam zu ihm unter das Bett und
legte sich neben ihm auf den Boden. Der heitere Ton war aus ihrer Stimme
verschwunden; sie klang jetzt schwach, besorgt und sehr, sehr traurig. »Wirst
du sterben, Aidan?«
    »Wahrscheinlich nicht, dank deiner
schnellen Reaktion«, erwiderte er. »Für jemanden, der nie einen Erstehilfekurs
für
    Vampire besucht hat, hast du es sehr
gut gemacht, Neely.« Er spürte, daß sie ihn berühren wollte, jedoch aus Angst,
ihm noch mehr Unbehagen zu verschaffen, zögerte.
    »Ich habe die Decken und Laken über
das Bett gezogen, damit das Licht nicht unter die Matratze dringt«, sagte sie
leise.
    Gleich wird sie weinen, dachte Aidan
und war so gerührt von ihrer Fürsorge, daß er Neelys eigenen Schmerz als noch
quälender empfand als das helle Sonnenlicht.
    »Gute Idee«, sagte er seufzend. »Ich
glaube, ich werde jetzt für eine Weile das Bewußtsein verlieren. Es könnten
Veränderungen auftreten — bitte erschrick nicht ...«
    Tränen schimmerten in ihren schönen
Augen. »Gibt es sonst noch etwas, was ich für dich tun kann?«
    »Ja. Du kannst Wache halten,
sozusagen, und dafür sorgen, daß ich vom Licht verschont bleibe.«
    Neely schwieg, machte jedoch keine
Anstalten, von seiner Seite zu weichen. Ganz im Gegenteil — sie schmiegte sich
an ihn und legte vorsichtig einen Arm um seine Schultern. »Draußen schneit es«,
sagte sie nach einer Weile nachdenklich. »Es ist ein richtiger Schneesturm.Die
Sonne ist fast ganz hinter den Wolken verborgen.«
    Aidan spürte, wie er sich von ihr entfernte,
hätte jedoch nicht sagen können, ob es bereits der Tod war oder nur ein heilsamer
Schlaf. »Ein Glück«, murmelte er, »obwohl das Licht immer da ist, egal, bei
welchem Wetter.« Er öffnete die Augen, aber Neely war nur noch ein schwacher
Schatten neben ihm.
    Im nächsten Augenblick sank er in
eine tiefe Ohnmacht.
    Aidan mochte vielleicht nur schlafen,
doch es war ebensogut möglich, daß er seinen Verletzungen erlegen war. Neely
konnte es nicht bestimmen, weil die üblichen Lebenszeichen — Herzschlag und Atmung
— bei ihm nie vorhanden waren. Behutsam, um so wenig Licht wie möglich
einzulassen, kroch sie unter dem Bett hervor und stand auf.
    Im Zimmer war es düster, weil sie
die Vorhänge und Jalousien

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