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Silbernes Mondlicht, das dich streichelt

Silbernes Mondlicht, das dich streichelt

Titel: Silbernes Mondlicht, das dich streichelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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verwandeln. Allein die Tatsache schon, daß sie ihn im Geiste
nicht lokalisieren konnte, bedeutete, daß er sich vor ihr verbarg.
    »Sagen Sie mir bitte. Wo ist mein
Bruder?«
    Tobias seufzte. »In London, glaube
ich. Er hätte es fast nicht mehr geschafft und ist erblindet, aber das kann nur
vorübergehend sein. Die Frau kümmert sich um ihn.«
    Maeves Erleichterung war so groß,
daß sie ein wenig schwankte. »Was wird jetzt geschehen?«
    Der andere Vampir zuckte die
Schultern. »Nichts ist bisher entschieden. Einige Mitglieder der Bruderschaft
stimmen für das Experiment, während andere der Ansicht sind, daß rebellische
Vampire zerstört werden müßten, zu unser aller Schutz und als warnendes
Beispiel für jene, die sich gegen unsere Gesetze auflehnen.«
    »Ich verstehe«, wisperte Maeve. Es gab also einen Weg, sich in einen Menschen zurückzuverwandeln, und Aidan hatte
ihn gefunden. Der Gedanke, was ihn bei dieser Transformation erwarten mochte,
ließ sie erschauern.
    »In beiden Fällen«, sagte Tobias
sanft, »wird Ihnen nichts anderes übrigbleiben, als seine Wahl zu akzeptieren.«
    »Und Lisette?«
    Tobias seufzte. »Ich muß jetzt gehen
und für ihn jagen«, sagte er und nickte in Valerians Richtung. »Was Lisette
angeht, so weiß ich nicht, wo sie sich aufhält, aber ich bin sicher, daß sie
sich in irgendein geheimes Versteck zurückgezogen hat. Sie wird für eine Weile
nicht erscheinen.«
    »Warum nicht?« fragte Maeve. Sie
hatte noch nie einen anderen Vampir gefürchtet, war mit jeder nächtlichen
Fütterung kräftiger geworden und hatte gelernt, ihre Macht ständig zu
vergrößern. Aber sie wußte, daß Lisette eine äußerst gefährliche Widersacherin
war.
    »Sie will nichts mit der
Bruderschaft zu tun haben«, antwortete Tobias. »Und nun adieu, Maeve.«
    Damit war er fort, und Maeve blieb
allein zurück mit den Spinnweben, den Ratten und Valerians leblosem Körper. Sie
ging zu ihm, berührte seine versengte, verfärbte Haut und dachte an eine Zeit
zurück, in der sie ihn geliebt hatte.
    »Komm zurück«, sagte sie leise.
    Eins seiner Augenlider zuckte leicht,
aber er schaute Maeve weder an, noch sprach er.
    Sie streichelte sein halbversengtes
Haar, das einst so herrlich dicht gewesen war. »Du darfst mich nicht verlassen.
Valerian«, flüsterte sie.. »Ich habe Aidan schon verloren — ich kann nicht auch
noch auf dich verzichten.«
    Der verwundete Vampir rührte sich
nicht.
    Maeve schaute ihn lange an und gab
sich ihren Erinnerungen hin. Doch irgendwann machte sich ihr eigener Hunger
bemerkbar, und sie verließ das Versteck, um auf die Jagd zu gehen.
    Als es endlich Nacht wurde, kroch Neely
unter dem Bett hervor und setzte sich im Schneidersitz auf den Teppich,
knabberte an ihren Fingernägeln und wartete darauf, daß Aidan das Bewußtsein
wiedererlangte. Sie wollte nicht darüber nachdenken, was sie tun würde, falls er
tot war — waren Vampire nicht angeblich unsterblich? —, aber sie fragte sich,
wie sie sein Bedürfnis nach Blut befriedigen konnte.
    Sie dachte sogar daran, ihm etwas
von ihrem eigenen anzubieten, obwohl sie hoffte, daß es nicht so weit kommen
würde.
    Als zehn Minuten vergangen waren und
sich noch immer nichts unter den Decken rührte, hob Neely einen Zipfel an und
spähte unter das Bett.
    Aidan war verschwunden.
    Neely stand erleichtert auf, denn
das konnte nur bedeuten, daß er noch am Leben war, aber sie war auch leicht
verärgert. Wäre sie nicht gewesen, wäre nichts als ein Häufchen Asche von Aidan
zurückgeblieben, und wie hatte er ihr dafür gedankt? Indem er verschwunden war,
ohne sich von ihr zu verabschieden oder auch nur ein Wort des Danks zu äußern!
    Neely duschte, zog sich an und
brachte das Bett in Ordnung. Dann ging sie hinaus, um frische Luft zu schnappen
und etwas zu essen.
    Es war eine dunkle, kalte Nacht. Aus
einem Pub an einer Straßenecke rief Neely noch einmal Mrs. E an, um sie über
ihr Ausbleiben zu beruhigen.
    Nach dem Essen und zwei Tassen faden
Tees wagte Neely sich wieder auf den kalten Bürgersteig hinaus.
    Sie kaufte sich eine Eintrittskarte
zu einem Film und verbrachte zwei Stunden in dem dunklen Kino, ohne jedoch wirklich
etwas von dem Film zu sehen. Ihre Gedanken waren zu sehr mit der Frage
beschäftigt, wie es sein mochte, ein Vampir zu sein, nicht nur in bezug auf das
Trinken menschlichen Bluts, sondern auch im Hinblick auf die Tatsache, daß
diese Wesen kein Tageslicht ertrugen und dazu verdammt waren, in der Finsternis
zu

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