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Silbernes Mondlicht, das dich streichelt

Silbernes Mondlicht, das dich streichelt

Titel: Silbernes Mondlicht, das dich streichelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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Fahrer Maeves
Adresse an.
    Sie kamen nur sehr langsam voran,
doch knappe fünfundvierzig Minuten später stand Neely wieder vor dem schmiedeeisernen
Tor des alten Patrizierhauses. Das Taxi entfernte sich, und sie drückte
energisch auf die Klinge, um Mrs. F. herbeizurufen.
    Er dauerte eine Weile, bis die
Haushälterin erschien, in Pantoffeln, Nachthemd und einem dicken Wollmantel.
»Sie hätten anrufen sollen«, schalt sie, während sie das Tor aufschloß. »Dann
hätten Sie wenigstens nicht wie eine verlorene Seele hier vor dem Tor zu stehen
brauchen.«
    »Es tut mir leid, daß ich Sie
geweckt habe«, sagte Neely, die sich tatsächlich wie eine verlorene Seele
fühlte. Mrs. F. öffnete, und Neely schlüpfte durch das Tor. »Ist Miss Tremayne
zu Hause?«
    »Ja, sie ist da«, erwiderte Mrs. F.,
während sie Neely über die kiesbestreute Einfahrt scheuchte und dann durch die
offene Haustür. In der Eingangshalle begann sie den Schnee von Neelys Mantel
abzubürsten. »Sie ist in ihrem Studio, oben im zweiten Stock, und webt. Sie
arbeitet an diesem Wandteppich, als ob alles, was auf dieser Welt Bedeutung
hat, von seiner Fertigstellung abhinge!«

Siebzehn
    Obwohl Valerians Körper praktisch zerstört
war, lebte noch ein geringfügiger Teil seines Bewußtseins in ihm und verlieh
seinem Verstand die Klarheit, in aller Vernunft zu überlegen.
    Nach und nach fügte Valerian aus
seinem Puzzle der Erinnerungen die Teile zusammen, aus denen er sich ein Bild
dessen machen konnte, was ihm zugestoßen war. Es hatte alles mit seiner Liebe
zu Aidan begonnen, ein Gefühl, das lange zuvor geboren worden war, in jener
Nacht, in der sie sich in einem Landgasthof des achtzehnten Jahrhunderts
begegnet waren. Aidan war damals noch neu unter den Bluttrinkern gewesen,
ängstlich, verbittert und auf dem Weg zu seiner Schwester, um sich von ihr zu
verabschieden, bevor er sich zerstörte ... Er hatte tatsächlich geglaubt, daß
Frieden und Vergessen so einfach zu finden waren.
    Bald danach war Valerian der schönen
Maeve begegnet, ein menschliches Wesen damals noch, und war bis an den Rand
seiner Beherrschung verlockt worden. Denn immerhin war Maeve so etwas wie eine
weibliche Version von Aidan, und aus diesem Grund hatte Valerian sie angebetet.
Als sie erfuhr, was ihrem geliebten Zwillingsbruder zugestoßen war — sie von
der Wahrheit zu überzeugen, war keine leichte Aufgabe gewesen —, hatte Maeve
auch für sich eine Verwandlung gefordert.
    Sie und Aidan hatten eine hitzige
Auseinandersetzung geführt, weil Aidan von Anfang an gehaßt hatte, was er war
und nicht begreifen konnte, warum seine Schwester sich freiwillig für ein
derartiges Schicksal entscheiden wollte. Maeve hatte für immer bei ihrem Bruder
sein wollen, aber es gab auch noch andere Gründe, die bei ihrer Entscheidung
mitspielten.
    Valerian hatte ein ungestümes
Verlangen nach Unsterblichkeit in ihr erkannt und nach der einzigartigen
Macht, die Aidan ihr so widerstrebend vor Augen führte, und vom ersten Augenblick
an war Valerian Maeves wilde, abenteuerlustige Natur bewußt gewesen. Sie war
lebenshungrig wie Valerian selbst und wollte ihre Sinne testen, jede nur
mögliche Emotion erfahren.
    Nach dem schlimmen Streit der beiden
Geschwister, der im mondbeschienenen Obstgarten des Klosters stattgefunden
hatte, in dem Maeve seit ihrem siebten Lebensjahr erzogen wurde, hatte Aidan
sich zornig davongemacht. Einige Dinge änderten sich nie: Aidan handelte auch
heute noch nach seinen Impulsen, um dann zu bereuen, was er getan hatte.
    Maeve hatte sich an Valerian gewandt
und ihn angefleht, sie in eine Unsterbliche zu verwandeln, und er — möge der
Himmel ihm vergeben — hatte es getan. Er hatte ihr Blut genommen und es ihr
dann verändert zurückgegeben.
    Auch heute noch schmerzte die
Erinnerung daran, wie sehr Aidan ihn dafür gehaßt hatte.
    Eine Zeitlang waren Valerian und
Maeve zusammen gereist. Er hatte sie gelehrt, zu jagen, die Anwesenheit von
anderen Vampiren oder Feinden wie Engeln und Magiern wahrzunehmen und sich vor
der Sonne zu verbergen. Sie waren auch ein Liebespaar gewesen, auf diese
einzigartige, rein geistige Art, auf die Vampire sich verbinden können, und die
um soviel intensiver und tiefgreifender ist als die fieberhaften, recht unästhetischen
Umarmungen der Menschenwesen.
    Irgendwann jedoch hatte Maeve
Valerian dabei ertappt, wie er ähnliche Spielchen mit einer jungen Vampirin
namens Pamela trieb. Danach waren sie nie wieder richtig intim gewesen,

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