Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Silbernes Mondlicht, das dich streichelt

Silbernes Mondlicht, das dich streichelt

Titel: Silbernes Mondlicht, das dich streichelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
Vom Netzwerk:
obwohl
sie schließlich einen zerbrechlichen Wafenstillstand geschlossen hatten. Die
meiste Zeit waren Valerian und Maeve sich aus dem Weg gegangen, doch ihre
gemeinsame Schwäche für Aidan hatte sie oft zusammengebracht.
    Das schwache Glühen von Bewußtheit
in Valerians zerstörter Hülle begann kräftiger zu werden, obwohl der Vorgang
sich quälend langsam abspielte.
    Valerians grenzenlose Faszination
für Aidan Tremayne war nie wirklich verblaßt. Vielleicht, dachte er jetzt, hat
Maeve es die ganze Zeit gewußt und den eigentlichen Grund für meine Zuneigung
zu ihr erkannt.
    Natürlich war Valerian nicht der
einzige Vampir gewesen, der von Aidan besessen gewesen war; Lisette, Aidans
Schöpferin, hatte den Jungen als ihr persönliches Spielzeug angesehen. Wäre die
Königin der Vampire nicht so abgrundtief verletzt gewesen, als Aidan sie
verließ, daß sie sich für Jahre in einen tiefen Schlaf zurückgezogen hatte,
wäre mit Sicherheit ein offener Kampf zwischen Lisette und Valerian entbrannt.
    Wie dumm von dir, dachte er jetzt,
dich wie eine verwundete Ratte in diesem Mauerloch zu verkriechen und in
Selbstmitleid zu ergehen! Durch diesen dummen Fehler hatte er fast seine
gesamte Kraft eingebüßt, und wenn er ihn nicht begangen hätte, wäre er heute
noch ein mächtiger Vampir gewesen.
    Es kam ihm der Gedanke, daß er ja
vielleicht — aber auch nur vielleicht — gar nicht in dieser Hülle gefangen war.
Angenommen, er könnte sich an andere Orte und in andere Zeiten versetzen, wie
er es in seinen Träumen schon so oft getan hatte?
    Valerian sammelte seine Gedanken zu einem
kleinen, wirbelnden Lichtschimmer und konzentrierte sich auf Aidans Namen.
Falls es noch irgendein Band gab, das sie vereinte, wollte er daran
entlangreisen. Schritt für Schritt, bis er Aidan fand.
    Seinen Freund.
    Freundschaft war alles, was je zwischen
ihm und Aidan existieren würde, und Valerian fand plötzlich einen überraschenden
Frieden darin, die bittersüße Wahrheit zu akzeptieren. Im nächsten Augenblick
fühlte er sich ins Universum katapultiert und schwebte durch Raum und Zeit, um
schließlich hart gegen irgendeinen Gegenstand zu prallen.
    Der Gegenstand war die Steinmauer
einer Krypta oder eines Kellers.
    Im ersten Moment war Valerian
verwirrt, aber dann sammelte er sich und wurde ruhiger. Vor ihm kauerte ein
Wesen, das er nur mit Mühe zu erkennen vermochte.
    Lisette hob den Kopf, denn sie
spürte Valerians Anwesenheit, obwohl sie rein geistiger Natur war. Sie sah
abscheulich aus, war verbrannt und beinahe völlig kahl, unfaßbar häßlich, und
kreischend hob sie ihre verkrüppelten Hände, um sich vor Valerians Blicken zu
verstecken.
    Du hast versagt, gab er ihr zu verstehen. Wie du
siehst, gibt es mich noch.
    Falls du gekommen bist, um Rache zu
üben, dann nimm sie dir! entgegnete
Lisette gequält. Ich bin nicht in der Stimmung für einen Kampf.
    Ich werde meine Rache haben,
Lisette, darauf kannst du dich verlassen. Aber im Augenblick habe ich
Wichtigeres zu erledigen.
    Mit ihren Gedanken klammerte Lisette
sich an Valerian? Lebt er? Lebt Aidan noch? Sag es mir!
    Ich weiß es nicht, antwortete Valerian. Aber hör mir
gut zu, Königin der Vampire: Falls du ihm etwas angetan hast — und das schwöre
ich dir bei allem, was unheilig ist —, wird deine Qual kein Ende haben!
    Lisette zischte und schlug mit ihrer
schwarzen Klaue nach dem Bündel Licht, das Valerian war. Es war die Reaktion
eines bösartigen Tiers, in die Ecke gedrängt und zum Äußersten getrieben. Du
wagst es, mir zu drohen? Du bist ein noch größerer Narr als Aidan!
    Valerian würdigte sie keiner
Antwort, er war begierig, seine Reise fortzusetzen, um den Vampir zu finden,
den er eigentlich suchte. Es kümmerte ihn nicht, daß er sich an Aidans Seite
gewünscht und statt dessen bei Lisette gelandet war. Das war vermutlich nichts
anderes als ein kleiner geistiger Kurzschluß.
    Zum zweitenmal innerhalb kürzester
Zeit nahm Valerian seine ganze Energie zusammen und konzentrierte sich auf
Aidan. Und dieses Mal hatte er Erfolg.
    Aidan befand sich in einer Höhle
tief im Schoß der Erde, einem feuchten Ort, an dem das Wasser von den Wänden
tropfte. Vollkommen nackt, nur mit einem Lendenschurz bekleidet, ruhte er auf
einem steinernen Tisch, umgeben von den mit Mönchskutten bekleideten
Mitgliedern der geheimen Bruderschaft. Einige wenige Pechfackeln erhellten den
Raum mit ihrem flackernden Schein.
    Der rothaarige Wikinger wirbelte
herum, weil er Valerians

Weitere Kostenlose Bücher