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Silbernes Mondlicht, das dich streichelt

Silbernes Mondlicht, das dich streichelt

Titel: Silbernes Mondlicht, das dich streichelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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hörte sie das
Zuschlagen einer Wagentür.
    »Hey, Lady, kommen Sie zurück!« rief
eine Männerstimme.
    Neely rannte, bis sie über eine
umgestürzte Birke stolperte und sich das Kinn aufschrammte. Doch sogleich
rappelte sie sich wieder auf und lief weiter, auf Aidan Tremaynes Haus zu,
dessen Lichter durch die Bäume schimmerten.
    Hinter ihr krachte der gefrorene
Schnee unter den Schritten ihres Verfolgers.
    Als Neely sich einmal umschaute,
halb blind vor Angst, stieß sie hart mit etwas zusammen. Zuerst hielt sie es
für einen Baum, aber dann stützten sie zwei starke Hände, und sie blickte in
das klassisch schöne Gesicht von Aidan Tremayne.
    »Keine Angst, es ist alles gut«,
sagte er mit leiser Stimme, und zum erstenmal fiel ihr auf, daß er mit leichtem
Akzent sprach. »Niemand wird Ihnen etwas zuleide tun.« Mit einer fast
unheimlichen Eindringlichkeit starrte er einen Moment lang in den Wald, um
seinen Blick dann wieder auf Neely zu richten.
    Er lächelte, und ihre Knie wurden
weich.
    Vage hörte sie sich entfernende
Schritte, das Zuschlagen einer Wagentür und das Kreischen von Reifen auf nasser
Straße.
    »Sie brauchen jetzt eine Tasse Tee«,
sagte Aidan, als wäre es vollkommen natürlich, daß sie zu dieser späten Stunde
zusam men im Wald standen. Er trug nicht einmal einen Mantel, nur Jeans und
einen dicken Seemannspullover. »Kommen Sie.«
    Neely erlaubte ihm, sie durch den
Wald zu geleiten; höflich legte er eine Hand unter ihren Ellbogen.
    »Gehen Sie immer zu solch
ungewöhnlichen Zeiten aus?« fragte er. Kein Vorwurf lag in seiner Frage, nur
kameradschaftliche Neugier.
    »Nein«, erwiderte Neely reumütig.
»Normalerweise nicht. Aber ich bin in letzter Zeit ein bißchen ruhelos ...«
    »Haben Sie eine Ahnung, wer der Mann
sein könnte, der Ihnen gefolgt ist?«
    Verlegen schüttelte Neely den Kopf.
»Ich bin in den Wald gerannt, als er den Wagen anhielt und sich nach mir
umdrehte. Er war vielleicht ganz harmlos, aber ...«
    »Aber das glauben Sie nicht?«
entgegnete Aidan, als sie den Rand seines ausgedehnten Parks erreichten.
    Wieder schüttelte Neely den Kopf.
»Nein. Ich habe einige sehr mächtige Feinde.«
    »Ich auch«, erwiderte er zu ihrer
Verblüffung und ging voran, um die Tür für sie zu öffnen.
    Er führte sie ins Wohnzimmer, wo
Petroleumlampen brannten und ein behagliches Feuer im Kamin prasselte. »Setzen
Sie sich«, sagte er und deutete auf einen bequemen Ledersessel. »Kommen Sie
erst einmal zu Atem. Ich mache Tee. Oder hätten Sie lieber einen Brandy?«
    »Brandy«, sagte Neely ohne Zögern.
    Aidan lächelte, ging zu einem
Schrank und schenkte bernsteinfarbene Flüssigkeit in einen Cognakschwenker aus
geschliffenem Kristall. Er brachte Neely das Getränk, hielt sich jedoch in
einiger Distanz von ihr, während sie daran nippte.
    »Ich weiß, daß ich Ihren Abend
bereits gestört habe«, begann sie, als ihre Glieder nicht mehr zitterten und
ihr Herz wieder seinen normalen Rhythmus aufgenommen hatte. »Aber vielleicht
wären Sie trotzdem so freundlich, mich nach Hause zu fahren? Ich hätte Angst,
nach diesem Erlebnis zu Fuß zurückzugehen.«
    Er stand am Feuer, die Arme
verschränkt, den Rücken an den Kaminsims gelehnt. Die beiden ersten Male, als
Neely ihm begegnet war, war sie verblüfft gewesen über die unnatürliche Blässe
seiner Haut, doch heute wirkte sie völlig normal und war sogar leicht gerötet.
»Selbstverständlich«, sagte er auf seine kultivierte Art. »Ich werde gleich den
Wagen holen.«
    Neely starrte ihn über den Rand
ihres Glases an und war versucht, ihm zu erzählen, daß sie von ihm geträumt
hatte. Aber dann nickte sie nur.
    »Diese mächtigen Feinde, von denen
Sie sprachen ...«, sagte er und betrachtete sie mit einem Blick, unter dem sie
sich wie ein unvergleichlich schönes Kunstwerk vorkam. »Würden Sie mir sagen,
wer sie sind?«
    Sie seufzte und ließ einen Finger
über den Rand ihres Glases gleiten. »Ich weiß nicht, ob das ratsam wäre«, sagte
sie nach ausgiebiger Überlegung. »Es kann gefährlich sein, zuviel zu wissen.«
    Im Bruchteil einer Sekunde hatte
Aidan den Raum durchquert und hockte sich neben ihren Sessel.
    »Es ist oft noch viel gefährlicher,
nicht genug zu wissen.«
    Neely fühlte sich auf merkwürdige
Weise zu ihm hingezogen und wandte leicht den Kopf ab, um sich vor seiner
unwiderstehlichen Ausstrahlung zu schützen. »Ich habe für einen Senator
gearbeitet«, begann sie seufzend. »Er war in einige sehr zwielichtige
Geschäfte

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