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Silbernes Mondlicht, das dich streichelt

Silbernes Mondlicht, das dich streichelt

Titel: Silbernes Mondlicht, das dich streichelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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beharrte Maeve
verzweifelt. »Wenn du unbedingt eine Romanze brauchst, dann such dir eine
Unsterbliche!« Tränen glitzerten in ihren Augen, und Aidan war gerührt; es
erstaunte ihn, daß sie sich die Fähigkeit zu weinen bewahrt hatte.
    Er ergriff Maeves Hände und drückte
sie sanft. »Ich weiß nicht, was es ist«, sagte er leise, »ich verstehe selbst
nicht, was mit mir geschieht. Aber eins weiß ich, Maeve — daß es sich nicht
mehr vermeiden läßt. Du, Valerian, die anderen — ihr müßt euch alle von mir
fernhalten, bis es erledigt ist, auf die eine oder andere Art.«
    »Nein!« widersprach Maeve. »Ich kann
dich nicht im Stich lassen, Aidan ...«
    »Das mußt du aber, Maeve!«
    »Nein.«
    Er stieß einen derben Fluch aus.
    Nach einem langen inneren Kampf, der
sich deutlich in ihren ausdrucksvollen Augen abzeichnete, hob Maeve die Hand
und berührte sein Gesicht. »Nun gut. Ich werde mein Bestes tun, um dir so lange
wie möglich fernzubleiben«, versprach sie leise. »Aber hör mir gut zu, Aidan,
und vergiß es nicht: Ich werde von jetzt an meine Macht ausbauen und
vergrößern. Wer immer dir etwas zuleide tut, wird das ganze Ausmaß meiner Rache
spüren, und dabei werde ich keine Gnade walten lassen.«
    Aidan wurde eiskalt im Geiste.
Obwohl seine Zwillingsschwester sich wie er nur von jenen Menschen nährte,
deren Seelen bereits verdammt waren, teilte sie nicht seine Abneigung gegen das
Leben eines Vampirs. Für Maeve war der Zwang, menschliches Blut zu konsumieren,
nur ein geringer Preis im Austausch gegen Unsterblichkeit und die Fähigkeit,
durch bloße Willenskraft durch Zeit und Raum zu reisen, die Verschärfung aller
Sinne und die unerschöpfliche körperliche Energie, über die ein Vampir
verfügte.
    »Halte dich von Neely fern«, sagte
er warnend.
    Maeve straffte die Schultern, ihr
ganzer Körper schien von einem inneren Feuer zu glühen. »Wenn sie deine
Zerstörung bewirkt, wird sie sterben!« sagte sie entschieden.
    Bevor Aidan etwas darauf erwidern
konnte, war seine Schwester schon verschwunden, und er stand allein in dieser
Küche mit den leeren Regalen. Mit verschränkten Armen lehnte er sich an eine
Anrichte und sehnte sich nach ganz gewöhnlichen Freuden wie dem Geräusch und
dem Duft in der Pfanne brutzelnden Specks ... und der zärtlichen Umarmung einer
Frau, die noch warm vom Schlaf war.
    Welch grausame Ironie des
Schicksals, dachte er, daß die Sterblichen nicht zu begreifen scheinen, welch
wundervolles Geschenk es ist, einfach nur menschlich zu sein. Wenn sie wüßten,
wie gesegnet ihre Existenz ist ...!
    Washington, D.C.
    Senator Dallas Hargrove verließ sein Haus
in Georgetown durch eine Seitentür, in Jeans, einem alten T-Shirt und einer zerschlissenen
Lederjacke. Er zog den Kragen hoch, um sein Gesicht zu verbergen, und pfiff
beim Gehen leise vor sich hin.
    Er war ein Meister darin, der Presse
und anderen Plagen aus dem Weg zu gehen, und es gelang ihm auch in dieser
Nacht. Er lief, bis er sich in einiger Entfernung von dem stattlichen Haus
befand, in dem seine schöne, zarte Frau schlief, und rief ein Taxi.
    Der Fahrer erkannte ihn nicht —
Washington wimmelte von Leuten, die in der Regierung saßen — und fuhr ihn
bereitwillig zu einem Park am Stadtrand.
    »Warten Sie hier«, sagte Dallas. Es
schneite heftig, der Wind war beißend kalt.
    Der Taxifahrer verzog das Gesicht.
»Ich weiß nicht, Mann«, sagte er widerstrebend. »Dies ist nicht gerade die
beste Gegend in D.C.«
    Dallas reichte ihm den Fahrpreis und
zückte mit einem wahlreifen Lächeln einen Fünfzigdollarschein. »Fünf Minuten?«
    Seufzend griff der Mann nach dem
Geldschein. »Fünf Minuten«, stimmte er zu. »Aber keine Minute länger.«
    Dallas nickte, wandte sich ab und
sprintete in den Park. Einige Vagabunden schliefen unter den Bänken, doch die
Banden jugendlicher Rowdies, die sich sonst an diesem Ort herumtrieben,
schienen die Kälte zu scheuen und zu Hause geblieben zu sein. Rasch ging Dallas
zu der Statue eines Bürgerkrieggenerals.
    Seine Kontaktperson erschien sofort,
obwohl Dallas wie üblich nicht mehr als eine undeutliche Silhouette von ihm
sehen konnte. Er fand es fast ein bißchen unheimlich, wie geräuschlos dieser
Kerl sich bewegte. Er war wie ein Gespenst, das sich aus der Dunkelheit heraus
verkörperlichte.
    »Es wird Zeit, daß diese Wallace
verschwindet.«
    Ein heftiges Schuldbewußtsein
erfaßte Dallas, obwohl die Logik ihm sagte, daß Neely es nicht anders verdient
hatte. Sie hatte sein

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