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Silbernes Mondlicht, das dich streichelt

Silbernes Mondlicht, das dich streichelt

Titel: Silbernes Mondlicht, das dich streichelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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Während Neely
ihn noch verblüfft anstarrte und sich mit der Neuigkeit abzufinden versuchte,
daß er sie verlassen wollte, nahm er eine schlichte Goldkette von seinem Hals
und legte sie ihr um. Eine zierliche goldene Rosenknospe hing an der Kette.
    »Was ist das?«
    Aidan lachte grimmig. »Kein
Gegenstück einer Silberkugel oder eines Kruzifixes, falls du das glaubst. Aber
meine Schwester und die anderen wissen, daß es mir gehört und du es niemals
tragen würdest, wenn ich es dir nicht gegeben hätte.«
    Es wird immer sonderbarer, dachte
Neely. Eigentlich hätte sie froh sein müssen, daß Aidan ging, doch statt dessen
mußte sie gegen den Wunsch ankämpfen, vor ihm auf die Knie zu fallen und ihn
anzuflehen, bei ihr zu bleiben. »Was ... was ist, falls die Männer mich hier
finden? Ich meine die Kerle, die in mein Hotelzimmer eingedrungen sind?«
    Aidan machte einen Schritt auf sie
zu und zog sich dann mit einer abrupten Bewegung wieder zurück. »Das werden sie
nicht«, sagte er schlicht, hob die Hände über den Kopf und löste sich in den
Schatten des Zimmers auf.
    Neely war wie gelähmt und blieb
lange Zeit reglos stehen. Dann riß sie sich aus ihrer Trance und lief zu der
Stelle, wo Aidan eben noch gestanden hatte.
    Keine Spur von ihm, und auch kein
Fenster und keine geheime Tür, durch die er seinen dramatischen Abgang hätte
inszenieren können. Neely kniete nieder und tastete prüfend die Holzpaneele ab.
    Nichts.
    Schaudernd richtete sie sich auf.
Sie würde Aidan bitten, ihr diesen Trick zu erklären — er konnte ihr sehr
zugute kommen, falls diese angeheuerten Mörder sie je wiederfanden.
    Ihr Blick glitt zu dem Telefon auf
Aidans Schreibtisch. Sie hätte gern Ben angerufen, um ihm zu sagen, daß es ihr
gut ging, doch das wagte sie nicht. Dallas Hargroves Komplizen hatten
vielleicht schon die Leitung ihres Bruders angezapft, und falls sie den Anruf
bis zu diesem Haus verfolgten, war sie so gut wie tot.
    Aufstöhnend massierte Neely ihre
pochenden Schläfen. Es wäre eine Erleichterung gewesen, mit jemandem über all
ihre seltsamen Erlebnisse zu sprechen, aber wer würde ihr schon glauben.
    Weil sie zu nervös war, um
stillzusitzen, zündete sie ein Feuer im Kamin an und begann Aidans beachtliche
Büchersammlung durchzusehen. Eine Reihe dicker, ledergebundener Ausgaben
erregte ihre Neugier, und sie griff nach dem ersten Band im Regal.
    Es war ein großes, schweres Buch,
und Neely setzte sich damit auf Aidans Sessel, bevor sie es aufschlug.
    Das Papier war feinstes Pergament,
kühl und glatt, und die ersten Seiten waren völlig leer. Neely blätterte
behutsam weiter, bis sie an eine Seite kam, die eine Inschrift aus verblassender
Tinte aufwies. »Dies ist das Tagebuch und die Lebensgeschichte von Aidan
Tremayne, Vampir. Beginn: der fünfte März 1793.«
    Neely fühlte einen eisigen Schauer
über ihren Rücken gleiten. Sie starrte die Worte eine lange Zeit betroffen an,
dann schlug sie die nächste Seite auf. Hier entdeckte sie eine Kohlezeichnung,
die ihren Herzschlag stocken ließ; Aidans attraktives Gesicht lachte ihr von
dem Pergament entgegen; eine schöne junge Frau, sein weibliches Ebenbild,
spähte lächelnd über seine breiten Schultern. Beide trugen die typische
Kleidung des achtzehnten Jahrhunderts.
    Eine Weile saß Neely nur betroffen
da.
    Der Mann auf dem Papier konnte
unmöglich Aidan sein, die Zeichnung war ganz offensichtlich viele Generationen
zuvor entstanden. Nein, es mußte sich um einen seiner Vorfahren handeln. Und
doch, trotz all dieser vernünftigen Überlegungen, drängte das Bild sich in ihr
Herz, und die lachenden Augen darauf baten sie, zu glauben.
    Ganz schlicht und einfach zu
glauben.
    Erschüttert wandte sie ihre
Aufmerksamkeit der Frau zu, eins der schönsten Wesen, das sie je erblickt
hatte. Die Ähnlichkeit zwischen diesen beiden Menschen war so verblüffend, daß
es sich bei ihnen um Geschwister handeln mußte.
    Neely schwankte und schloß die
Augen. Ein unerklärlicher Instinkt sagte ihr, daß der lachende junge Mann auf
dem Bild tatsächlich Aidan Tremayne war — ihr Aidan.
    Ausgeschlossen.
    Glaub.
    Nach einem tiefen Atemzug blätterte
Neely mit zitternder Hand eine weitere Seite um und begann die sauberen, aber
seltsam altmodischen Schriftzeichen zu entziffern. »Ich, Aidan Tremayne«, las
sie sich laut vor, »schreibe diesen Bericht nieder, um mich vor dem Wahnsinn zu
bewahren, und als Warnung für all jene, die nach mir kommen werden ...«
    Bald schon war Neely so

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