Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Silbernes Mondlicht, das dich streichelt

Silbernes Mondlicht, das dich streichelt

Titel: Silbernes Mondlicht, das dich streichelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
Vom Netzwerk:
gab ein zischendes
Geräusch von sich und schlug die Hand vor die Brust, als wollte er das Zeichen
des Kreuzes machen, aber er beherrschte sich noch rechtzeitig. Eine alte
Angewohnheit, die schwer auszulöschen war. »Mächtig allerdings«, murmelte er.
»Alle vernünftigen Vampire fürchten Lisette, Tremayne. Warum sollte ich
riskieren, ihren Zorn zu erregen?«
    »Sie brauchen gar nichts zu
riskieren«, erwiderte Aidan und mußte sich sehr beherrschen, um nicht
aufzuspringen, Aubrey am Revers seines Fracks zu packen und ihn kräftig durchzuschütteln.
»Ich möchte nur etwas über die Bruderschaft erfahren, mehr nicht. Stimmt es,
daß dieser Geheimbund schon vor dem Untergang von Atlantis existierte?«
    Aubrey schien sich immer
unbehaglicher zu fühlen. »Ja«, sagte er, »aber das ist alles, was ich Ihnen
ohne Zustimmung der Ältesten darüber sagen kann.« Mit einer raschen, geschmeidigen
Bewegung, wie sie typisch für Vampire ist, trat er an den Kamin, ergriff einen
eisernen Haken und schürte das Feuer, bis es wieder hell aufloderte. »Verlassen
Sie dieses Haus, Tremayne, und kümmern Sie sich um Ihre Angelegenheiten, wie
immer diese auch beschaffen sein mögen. Falls die Bruderschaft bereit sein
sollte, Sie zu empfangen, wird man Sie davon unterrichten.«
    Verzweiflung erfaßte Aidan, aber
auch eine schwache Hoffnung erwuchs in ihm. Die Bruderschaft existierte, doch
nur aufgrund einer Zustimmung der Ältesten würde ihm eine Audienz gewährt
werden.
    Aidan war sicher, daß sie das Wissen
besaßen, das er brauchte, das Geheimnis, das ihn befreien würde. Er mußte
geduldig sein und abwarten. Er ging auf die Tür zu. »Ich werde morgen abend
zurückkehren, um nach Valerian zu sehen«, sagte er, bevor er den Raum verließ.
»Vielen Dank für diesen äußerst interessanten Abend.«
    Unten im Verlies stellte Aidan zu
seiner Überraschung fest, daß Valerian sich aufgerichtet hatte und schon sehr
viel kräftiger wirkte. Er trug ein schneeweißes Hemd, dunkle Hosen und
Stiefel.
    »Ich habe beschlossen, mit dir nach
Connecticut zurückzukehren«, kündigte er an.
    Aidan blieb wie angewurzelt stehen,
das Lächeln gefror um seine Lippen. »Was?«
    »Ich langweile mich hier, und du
brauchst ganz eindeutig eine lenkende Hand. Du begibst dich zu leichtfertig in
Gefahr.«
    Er rollte seine Hemdärmel herab und
befestigte ihre Aufschläge mit Manschettenknöpfen aus römischen Münzen. »Keine
Angst, Aidan«, erklärte er schmunzelnd. »Ich habe nicht vor, deine schöne
Sterbliche in den Hals zu beißen. Ich will dir nur helfen.«
    Aidan seufzte. »Ich nehme an, es
wird mir nicht gelingen, dich zu überreden, hierzubleiben?«
    Valerian lächelte. »Es wäre
einfacher, eine Fledermaus dazu zu bringen, das Tageslicht zu lieben«, sagte
er.
    Und so kam es, daß Valerian bei
Aidan war, als er zu seinem Haus am Stadtrand von Bright River zurückkehrte.
    Neely hatte ein ausgedehntes heißes Bad in
Aidans gekachelter Wanne genommen, Jeans und ein Sweatshirt aus ihrem Koffer
angezogen und dann gegessen, was noch von den chinesischen Gerichten
übriggeblieben war. Danach war sie in Aidans Bibliothek zurückgekehrt, um in
seinen Tagebüchern weiterzulesen.
    Fasziniert hatte sie Aidans erste
Abenteuer als Vampir verfolgt. Gleich zu Anfang seiner Zeit als Unsterblicher
war er in den Norden von England gereist, um seine Zwillingsschwester zu
besuchen, die dort in einer Klosterschule lebte. Auf dem Weg, als er in einem
Gasthof haltmachte, hatte sich ihm ein eindrucksvoller Vampir genähert, der
sich Valerian nannte ...
    »Was sein Glück war«, bemerkte eine
tiefe Männerstimme.
    Neely fuhr zusammen, war so
erschrocken, daß ihr fast das Buch vom Schoß gefallen wäre. Vor ihr stand das
stattliche, anmutige Wesen, dem sie schon einmal begegnet war, in jener Nacht,
als der Mann in dem Jeep sie in den Wald gejagt hatte. In der Nacht, als sie
die Spieldose entdeckte.
    »Ja«, sagte er lächelnd und mit
einer angedeuteten Verbeugung. »Ich bin es — Valerian persönlich. Sozusagen.«
    Neely hätte sich am liebsten in den
Lederkissen ihres Sessels verkrochen. Ihre Augen waren rund vor Entsetzen, ihr
Herz
    klopfte zum Zerspringen schnell.
»Kommen Sie mir nicht zu nahe«, wisperte sie und hielt ihm das Medaillon
entgegen, das Aidan ihr gegeben hatte, in der Hoffnung, daß es Macht genug
besaß, um unerwünschte Eindringlinge fernzuhalten.
    Valerian lachte. »Was? Kein
Knoblauch? So tief ist unser Ruf bereits gesunken in dieser modernen

Weitere Kostenlose Bücher