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Silbernes Mondlicht, das dich streichelt

Silbernes Mondlicht, das dich streichelt

Titel: Silbernes Mondlicht, das dich streichelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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kommen, wenn ich kann.«
    Damit mußte sie sich zufriedengeben,
denn es war fast schon Morgen. Jede Minute konnte die Sonne über dem Horizont
aufgehen und die Welt mit Licht erfüllen.
    Aidan berührte zärtlich ihre Wange,
hob die Arme und verschwand.
    Neely blieb noch lange reglos stehen
und versuchte — zum wiederholten Male und völlig unnützerweise — zu verstehen,
was sie gerade erlebt hatte. Auf einmal war sie unendlich müde und hatte das
Gefühl, ein ganzes Jahrhundert verschlafen zu können.
    Nachdem sie das erste von Aidans
Tagebüchern ins Regal zurückgestellt hatte, stieg sie langsam die Treppe
hinauf, betrat das Schlafzimmer, zog alles außer ihrem T-Shirt aus und
schlüpfte zwischen die kühlen Laken.
    Schon bald, nachdem sie die Augen
geschlossen hatte, begann Neely zu träumen.
    Aidan befand sich in seinem Versteck,
kauerte an der Wand, wie er es nachts immer tat, aber an diesem Tag ließ er
seine menschliche Hülle zurück und begab sich mit seinem Bewußtsein zu Neely.
Er war unerfahren in dieser Art von Reisen, im Gegensatz zu Valerian; er konnte
weder die Sonne noch den Wind spüren, und sein Sehvermögen war noch recht
unvollständig. Ein wenig Übung jedoch, wußte er, würde seine Sinne schärfen.
    Er fand Neely mühelos, erblickte sie
als schwachen Schatten auf seinem breiten Bett, in dem er selbst noch nie geschlafen
hatte.
    Er dachte ihren Namen, und sie
bewegte sich, gab einen leisen, verzweifelten Ton von sich, der ein quälendes
Bedürfnis, sie zu trösten, in ihm weckte. Doch Aidan war bewußt, daß er die
Grenzen seiner Macht nicht testen durfte, ohne zuvor Anweisungen von Valerian
oder Maeve erhalten zu haben. Seine geistige Reise war gefährlich, doch es gab
Schlimmeres, was er im Augenblick zu bedenken hatte, und das war die Gefahr, in
der Neely sich befand. Denn obwohl er wild entschlossen war, sie zu beschützen,
war ihre Lage äußerst riskant, weil Lisette und vielleicht sogar Valerian nicht
zögern würden, sie zu benutzen, falls sich eine Gelegenheit dazu ergab.
    Valerian neigte dazu, sich für seine
Opfer Zeit zu nehmen; er würde Neelys Blut trinken, eine Weile mit ihr spielen
wie eine Katze mit einer Maus, um sie dann, sobald sein Interesse an ihr
erloschen war, achtlos ihrem Schicksal zu überlassen.
    Lisette und einige wenige andere,
die Grund besaßen, Aidan zu hassen, würden entzückt sein über die Gelegenheit,
Neely zu zerstören oder sie — was noch viel schlimmer gewesen wäre in ein
Ungeheuer zu verwandeln.
    Die Vorstellung von Neely als Vampir
ließ Aidan aufschreien vor Entsetzen. Ich muß sie freigeben, dachte er, sie
gehenlassen und versuchen, sie zu vergessen, und darum beten, daß sie unbemerkt
von meinen Feinden bleibt.
    Aber würde er dazu überhaupt
imstande sein? Würde er stark genug sein, es zu tun, obwohl er diese Frau
brauchte wie niemand anderen jemals zuvor? Der Trost und die Liebe, die Neely
ihm schenkte, waren so lebensnotwendig für ihn geworden wie das Blut, das zu
trinken er verdammt war, und ihre gewisperten Koseworte und ihr
leidenschaftliches Stöhnen erweckten eine Ekstase in ihm, die er noch nie zuvor
empfunden hatte.
    Ja, er liebte Neely Wallace, gestand
er sich endlich ein, liebte sie wie noch kein anderes Wesen in all diesen
zweihundert Jahren seiner Existenz. Aber er besaß kein Recht auf solche
Gefühle.
    Aidan konzentrierte sein Bewußtsein
darauf, die Decke von Neelys Körper gleiten zu lassen, und Neely schlang die
Arme um das Kissen neben sich und flüsterte seufzend seinen Namen.
    Diese schlichte, unschuldige Geste
war es, was Aidan seiner bereits sehr strapazierten Selbstkontrolle schließlich
beraubte. Mühelos und ausschließlich mit Hilfe der geistigen Kräfte, in der
alle Vampire Meister sind, drehte er Neely auf den Rücken und zog ihr das
T-Shirt aus.
    Sie hielt die Augen geschlossen,
aber seine Gegenwart war ihr bewußt, und sie hieß ihn willkommen, murmelte
zärtliche, aufmunternde Worte und bewegte verführerisch ihren schönen schlanken
Körper, als wollte sie ihn zu sich locken.
    Und doch, trotz allem, schätzte
Aidan dieses zarte, bezaubernde Wesen zu sehr, um die Situation auszunutzen. Darf
ich dich berühren, Neely? ließ er sein Bewußtsein fragen. Darf ich zu
dir kommen?
    Ein feiner Schweißfilm schimmerte
auf ihrer Haut, die zarten Knospen ihrer Brüste richteten sich auf. »Ja«,
wisperte sie. »0 ja!«
    Neely hatte niemals zuvor in ihrem Leben
einen so sinnlichen, so erotischen Traum gehabt. Es war

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