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Silbernes Mondlicht, das dich streichelt

Silbernes Mondlicht, das dich streichelt

Titel: Silbernes Mondlicht, das dich streichelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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Bar
vorgeht?«
    »Sämtliche Verderbtheiten und
Perversitäten, nehme ich an«, entgegnete Aidan kühl. »Hören Sie, ich bin nicht
hier, um Freundschaften zu schließen oder irgendwelche philosophischen Brücken
zwischen Ihrer Gattung und meiner zu schlagen, klar? Ich bin nur gekommen, um
mich zu ernähren, und aus keinem anderen Grund.«
    Cains Lächeln kehrte zurück. Er
wandte langsam den Kopf und zog den Kragen seines teuren Wollpullovers herab,
um einladend seine Kehle zu entblößen.
    Aidan fragte sich, ob es einem
Vampir wohl möglich war, sich zu erbrechen. »Trotzdem vielen Dank«, sagte er
und erhob sich rasch. Während er sich dann umschaute und nach Valerian Ausschau
hielt, stellte er sich einen flüchtigen Moment lang vor, ihm einen Pfahl ins
Herz zu treiben.
    In jener Nacht suchte Aidan sich ganz bewußt ein
weibliches Opfer, ein sehr verstörtes Wesen, das seine Kinder bei einem
brutalen Liebhaber zurückgelassen hatte, um im Last Ditch seinem
abendlichen Vergnügen nachzugehen. Minuten bevor Aidan sich ihr näherte, hatte
sie für das Lebensmittelgeld der ganzen Woche Kokain geschnupft. Ihr Name war
Fay, und sie vernachlässigte nicht nur ihre Kinder, sondern empfand nicht
einmal Gewissensbisse dabei.
    Sie tanzten eine Zeitlang eng
umschlungen, dann führte Aidan sie über den Korridor zum Hintereingang und auf
die anschließende Gasse hinaus.
    Es war alles andere als eine
sexuelle Begegnung, aber als Aidan in Fays magere Kehle biß, um ihr Blut zu
trinken, verspürte er die übliche Euphorie — und ein fast lähmendes
Schuldbewußtsein.
    Er ließ die Frau neben einem
überquellenden Mülleimer zurück, bewußtlos, aber noch sehr lebendig, und
machte sich auf die Suche nach Valerian. Als er keine Spur von dem anderen
Vampir fand, war Aidan zuerst nur ärgerlich, doch dann, als ihm eine andere
Möglichkeit einfiel, war er alarmiert.
    Neely war allein, unbewacht. Und in
Valerians Augen war sie bestimmt nicht nur eine verlockende Köstlichkeit,
sondern auch eine Rivalin.
    An einer verschneiten Straßenecke
erhob Aidan beide Arme, verschränkte die Hände, als ob er beten wollte, und verschwand.
    Aus einem Impuls heraus hatte Neely
sich auf die Suche nach Aidans Wagenschlüssel gemacht und sie schließlich auch
gefunden. Sie beugte sich gerade über seinen Schreibtisch und kritzelte eine
Nachricht für ihn, als ein leises Rauschen in der Luft ihre Aufmerksamkeit
erregte. Mit angehaltenem Atem schaute sie auf und sah, daß Valerian nur wenige
Schritte von ihr entfernt im Zimmer stand.
    Sie legte eine Hand aufs Herz, um
das aufgeregte Pochen zu beruhigen, und lächelte unsicher. »Ich wollte gerade
zum Markt fahren«, sagte sie und kam sich ausgesprochen albern dabei vor.
    Valerian verschränkte die Arme und
neigte seinen schönen Kopf zur Seite. Er hatte recht langes, kastanienbraunes
Haar und mutwillig funkelnde blaue Augen.
    Neely ermahnte sich, daß sie es mit
einem Vampir zu tun hatte — einem sehr alten und sehr mächtigen, Aidans Tagebuchaufzeichnungen
zufolge. Sie trat einen Schritt zurück. »Wo ist Aidan?«
    Valerian seufzte. »Er ist im
Augenblick mit anderen Dingen beschäftigt. Sie sollten nicht ausgehen. Es ist
zu gefährlich.«
    Neely stützte die Hände auf die
Hüften, weil sie sich nicht anmerken lassen wollte, wie eingeschüchtert sie
war. »Nehmen Sie es mir nicht übel«, entgegnete sie spitz, »aber ich glaube,
ich bin auch hier nicht sicher.«
    Valerian lachte. »Es ist völlig
aussichtslos, Aidan Tremayne zu lieben«, sagte er. »Er könnte Ihnen niemals ein
Gatte sein, wie Sie es sich erhoffen würden.«
    Neelys Temperament und ihr
ungestümer Charakter machten sich bemerkbar, sie vergaß Valerians
übernatürliche Talente und ging zu ihm, um direkt vor ihm stehenzubleiben und
ihn offen anzuschauen. »Sie wollen ihn für sich haben«, beschuldigte sie
Valerian ruhig. »Sie wollen, daß Aidan ihr Geliebter wird.«
    Valerians Augen blitzten, er schien
in seinem Zorn noch größer zu werden, noch beeindruckender und noch
gefährlicher. »Sie können meine Gefühle für Aidan mit Ihrem bedauernswerten
menschlichen Gehirn unmöglich verstehen«, knurrte er. »Ich bin ein Vampir, und
meine Gefühle übersteigen solch triviale Dinge wie Sexualität! Glauben Sie, Sie
könnten mich in Ihre engstirnige menschliche Vorstellung dessen einordnen, was
ein Geliebter sein sollte? Denn falls Sie das glauben, dann irren Sie sich ganz
gewaltig!« Er hielt inne und machte zu Neelys enormer

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