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Silbernes Mondlicht, das dich streichelt

Silbernes Mondlicht, das dich streichelt

Titel: Silbernes Mondlicht, das dich streichelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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erwiderte Aidan kalt. »Deine
Art von Zuneigung ist nur Perversion für mich. Ich gebe zu, daß durch unsere
blutige Kommunikation eine Bindung zwischen uns entstanden ist, aber ich kann
dir nichts anderes bieten als Loyalität und Freundschaft. Je eher du dich damit
abfindest, Valerian, desto eher können wir zu anderen, wichtigeren Dingen übergehen.«
    Der ältere Vampir erwiderte nichts,
drehte Aidan den Rücken zu und verschwand in einer Wolke aus grauem Rauch.
    Aidan ließ sich auf einem Sessel
beim Kamin nieder, schloß die Augen und folgte Neely im Geiste auf ihrer Fahrt
durch Bright River und dann weiter nördlich, in Richtung New Hampshire und nach
Maine.
    Kurz bevor der Morgen graute, hielt
Neely an einer Raststätte und rief ihren Bruder an. Sie hatte weder ferngesehen
noch Zeitungen gelesen, aber sie ahnte, daß ihr Verschwinden aus jenem
schäbigen Motelzimmer einiges Aufsehen in der Presse erregt haben mußte. Obwohl
sie Ben einen Brief geschrieben hatte, der von Aidan auf eine Art überbracht
worden war, für die sie erst gar keine Erklärung gefordert hatte, wollte sie
Ben und Danny beruhigen, daß sie noch lebte und ihr nichts zugestoßen war.
    »Hallo«, sagte ihr Bruder, der
selbst zu dieser ungewöhnlich frühen Stunde schon sehr wach klang. Er war ein
ehrgeiziger Mensch und anscheinend schon länger auf, um früh das Cafe zu
öffnen.
    »Ben«, flüsterte Neely und zwängte
sich noch tiefer in die kleine Kabine, die am Ende eines langen Ganges lag.
»Ich bin's. Ich kann nicht lange reden, für den Fall, daß jemand diesen Anruf
verfolgt. Ich wollte dir nur sagen, daß es mir gut geht und daß ich dich und
Danny sehr lieb habe ...«
    »Neely.« Ben seufzte ihren Namen, es
klang zugleich traurig und erleichtert. »Gott sei Dank. Ich dachte, sie hätten
dich vielleicht erwischt, diese Schufte aus dem Capitol.«
    »Noch nicht«, erwiderte Neely und
lächelte grimmig, froh, daß ihr Bruder nicht wußte, wer ihr sonst noch
auf der Spur sein mochte. »Hör zu, Ben, mach dir keine Sorgen um mich, ich habe
einen sehr mächtigen Freund. Und jetzt muß ich auflegen.«
    »Ich liebe dich, Kleines«, sagte
Ben, verständnisvoll wie immer. »Paß gut auf dich auf.«
    Nach diesen Worten legte Neely auf.
Tränen brannten in ihren Augen, als sie sich abwandte und fast mit einem
lächelnden Lastwagenfahrer zusammenstieß, der ebenfalls das Telefon benutzen
wollte. Er war groß und gutaussehend, und der Name >Trent< war in rotem
Garn auf seine Hemdtasche gestickt.
    Neely war hungrig, aber sie hatte
Angst, noch länger an diesem Ort zu bleiben, für den Fall, daß Senator
Hargroves Schergen sie hierher verfolgten. Sie fand einen Hamburgerstand,
kaufte sich ein Sandwich und einen Orangensaft und setzte ihre einsame Reise
fort.
    Spanien
    Lisette fühlte sich nach jedem Mahl
stärker. Ihre bevorzugten Opfer waren Unschuldige; ihr Blut vermittelte ihr die
meiste Energie und die größte Euphorie, und sie brachte sie dem Tod immer so
nahe, wie sie es wagen konnte.
    Sie schlief tagsüber in einer
versteckten Krypta, einem sicheren Winkel im Keller ihrer Villa, die sie vor
einigen Generationen erstanden hatte. Alle fünfzig Jahre vermachte sie das
Haus an sich selbst, gemeinsam mit dem Vermögen, das sie besaß, seit sie viele
Jahrhunderte zuvor nach Europa gekommen war und einen sehr reichen Sterblichen
geheiratet hatte. Sie war gefürchtet und verehrt unter ihren Gefährten, nur
einige wenige Vampire waren dumm genug, es nicht zu tun. Ja, sie besaß alles,
was sie sich nur wünschen konnte ...
    Fast alles.
    Als sie auf der steinernen
Balustrade vor ihrem Schlafzimmer saß und auf das sternenübersäte dunkle Meer
hinausschaute, dachte Lisette an den einzigen Menschen in ihrer langen Geschichte,
dem es gelungen war, ihr Herz zu brechen.
    Aidan Tremayne.
    Sie lächelte schwach bei der
Erinnerung. Sie hatte ihm Unsterblichkeit verliehen, diesem undankbaren Schuft,
und ihm beigebracht, zu jagen und zu töten, sich frei durch Zeit und Raum zu
bewegen, sich vor anderen Unsterblichen zu schützen und seine Anwesenheit vor
Menschen und Vampiren niedrigeren Rangs zu verbergen. Und als Dank für ihre
Güte hatte er sie verraten.
    Lisette seufzte und warf den Kopf
zurück, so daß ihr schweres dunkles Haar wie ein seidener Schleier auf ihren
alabasterfarbenen Rücken fiel. Sie trug ein griechisches Gewand, aber nur,
weil sie dramatische Auftritte liebte. Ihr Fehler war gewesen, Aidan in das
beeindruckende Ungeheuer zu verwandeln,

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