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Silbernes Mondlicht, das dich streichelt

Silbernes Mondlicht, das dich streichelt

Titel: Silbernes Mondlicht, das dich streichelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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und seinen Komplizen verbergen kannst,
bis ich mich um sie gekümmert habe.«
    Neely richtete sich auf und zog ganz
unbewußt das Laken vor ihre Brust. »Du warst wirklich hier und hast mich
geliebt, nicht wahr? Es war einer deiner magischen Vampirtricks — wie in der
Nacht, als wir zusammen tanzten.«
    Aidan ertrug es nicht, sie anzusehen
oder ihr zu antworten. Er hatte schwer gesündigt, als er ihre zarte Reinheit
mit seinen eigenen verdorbenen Leidenschaften beschmutzte. Indem er sie liebte,
hatte er sie möglicherweise einem Schicksal ausgeliefert, das im wahrsten Sinne
des Wortes schlimmer war als der Tod.
    »Aidan«, beharrte sie leise.
    »Ja«, gab er zu, und es klang fast
wie ein Schluchzen. »Verdammt, ja — so war es!«
    Sie verließ das Bett, das Laken um
ihren schlanken Körper gewickelt, und kam zu ihm.
    »Hast du immer noch Angst vor dir
selbst, Aidan?« fragte sie ruhig. Ihre Stimme war wie Balsam für seinen
gequälten Geist, ein Tropfen Wasser auf der Zunge eines Sünders in der Hölle.
    »0 ja!« stieß Aidan hervor, ohne sie
anzusehen. »Nicht, mit dir zu schlafen, mein Liebling — ich weiß jetzt, daß
meine Liebe zu dir größer ist als mein Verlangen nach Blut — aber es gibt noch
andere Gefahren.«
    Sie stellte sich auf die
Zehenspitzen und küßte ihn zärtlich. »Dann laß uns soviel Zeit miteinander
verbringen, wie wir können«, sagte sie. »Komm, Aidan — leg dich zu mir.«
    Er hatte sich noch niemals in seinem
Leben etwas sehnlicher gewünscht, außer seiner verlorenen Menschlichkeit
vielleicht, und doch zwang er sich, zurückzutreten. Er wußte, daß jeder
Augenblick, den sie zusammen verbrachten, ihren Untergang nur noch viel
wahrscheinlicher machte.
    »Ich habe zu tun«, erwiderte Aidan
und ließ sie wieder allein.
    Neely duschte und zog Jeans und
einen von Aidans Pullovern an, bevor sie ins Erdgeschoß hinunterging. In einem
Anfall von Panik war sie versucht, zur Tür hinauszustürzen und davonzulaufen —
zu laufen, bis sie vor Erschöpfung zusammenbrach. Das Problem war nur, es gab keinen
Ort, wohin sie fliehen konnte, und erst recht kein Versteck.
    Außerdem ertrug sie die Vorstellung
nicht, von Aidan getrennt zu sein — lieber wäre sie selbst ein Vampir geworden,
als ihn zu verlieren.
    Sie stand in der dunklen Halle und
atmete tief ein, um sich zu beruhigen, dann wandte sie sich zur Küche. Eine
Schale frisches Obst und ein französisches Brot befanden sich auf der
Anrichte: mit grimmiger Belustigung fragte Neely sich, ob Aidan diese Dinge für
sie herbeigezaubert hatte.
    Vampirzauber, dachte sie, als sie
die Nahrungsmittel betrachtete, und sie bezweifelte, daß sie je wieder den
Wunsch verspüren würde, etwas zu essen.
    Obwohl Valerian sich auf dem Wege der
Erholung befand, war er noch zu schwach, um in seiner üblichen theatralischen
Weise auf die Jagd zu gehen. Und eben aus diesem Grund — und weil Aidan ein
gewisses Mitgefühl für den älteren Vampir empfand — war er nicht bereit,
Valerian mit Neely allein zu lassen.
    Statt dessen, auf Valerians
Vorschlag hin, suchten sie eine Bar im Amerika des zwanzigsten Jahrhunderts
auf, in der sich die Kriminellen der Stadt ein Stelldichein gaben. Hier, in der Last Ditch Tavern, versammelten sich Drogendealer, Zuhälter und andere
Verbrecher, die sich an den Schwachen, Naiven und Unsicheren bereicherten.
    Das Lokal war überfüllt, zu stark
geheizt und dunkel, die Luft vibrierte von schriller, zu lauter Musik und
sämtlichen Spielarten von Lust und Haß und Furcht.
    Aidan verabscheute das Last Ditch vom ersten Augenblick an, doch Valerian schaute sich in dem Lokal um, als
handelte es sich um ein renommiertes Feinschmeckerrestaurant. Der ältere Vampir
stieß Aidan an und deutete auf eine einsame Gestalt, die an einem Ecktisch saß.
Valerian wählte den Weg der Gedankenübertragung, um mit Aidan zu sprechen, denn
in dem Chaos, das hier herrschte, wären Worte ohnehin nicht zu verstehen
gewesen.
    Diese blasse, magere Kreatur dort in
der Ecke, sagte
Valerian. Er ist ein vielfacher Mörder, der sich auf minderjährige Prostituierte
spezialisiert hat. Soviel ich weiß, läßt er sie gern leiden, bevor er sie
umbringt.
    Aidan betrachtete den Mann mit
Abscheu. Schuft, erwiderte er in Gedanken.
    Genau, stimmte Valerian zu und begann sich
seinen Weg durch die lärmende Menge zu seinem Opfer zu bahnen — der sich
zweifellos, und völlig irrtümlicherweise, selbst für den Jäger hielt.
    Aidan folgte Valerian widerstrebend
und dachte,

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