Silbernes Mondlicht, das dich streichelt
meinen Händen, meinem Mund und meinem Körper.
Ich bin ein Ungeheuer, und ich flehe dich an, das nicht zu vergessen. Obwohl
ich dir niemals etwas zuleide tun würde, bringe ich dich schon allein durch die
Tatsache, daß ich dich liebe, in Gefahr. Gibt es also irgendwo einen Ort, an
dem du dich verbergen könntest?«
Neely nickte. »Ja. In Maine, in
einem kleinen Bauernhaus an der Küste. Es gehört einer Collegefreundin von mir,
Wendy Browning. Sie ist jetzt in London und studiert Theaterwissenschaften.«
»Gut«, stimmte Aidan widerstrebend
zu. »Ich bringe dich hin.«
Neely schüttelte den Kopf. »Ich
möchte nicht auf deine Art befördert werden«, erwiderte sie. »Es belastet mich
zu sehr. Wenn du mir deinen Wagen leihen könntest oder ich unter einem anderen
Namen einen mieten würde ...«
Aidan stand ganz still und schien
die Idee einer ausgiebigen Betrachtung zu unterziehen. »Du nimmst meinen«,
bestimmte er schließlich. Mit einem schwachen Lächeln schaute er auf Neelys
Manteltasche. »Du wolltest ihn doch ohnehin benutzen, oder?«
»Ich wußte nicht, was ich tun
sollte.« Die Worte klangen brüchig.
Aidan ging zu seinem Schreibtisch,
zog eine Schublade auf und nahm ein Bündel Geldscheine heraus. »Hier«, sagte
er. »Nimm das.«
»Werden wir uns wiedersehen?« Neely
haßte sich für die Frage, aber sie mußte es wissen.
»Ja«, erwiderte Aidan mit leisem
Widerstreben. »Ich hege gewisse Hoffnungen für mich, für uns, aber darüber kann
ich jetzt nicht mit dir sprechen. Außerdem wirst du auf meine Hilfe nicht
verzichten können, um das Problem mit dem Senator und seinen Freunden zu
lösen.«
Es ist nicht zu fassen, dachte
Neely, wie glücklich mich schon der bloße Gedanke stimmt, daß ich Aidan
wiedersehen werde. Denn eigentlich hatte sie nicht den geringsten Anlaß,
glücklich zu sein. »Ich werde dir eine Karte zeichnen, damit du das Haus
findest«, schlug sie vor.
Aidan lächelte traurig. »Das ist
nicht nötig, Liebes. Es gibt keinen Ort, keine Zeit und keine Dimension, wo du
dich vor mir verbergen könntest. Dein Geist strahlt so hell, als wäre er der
einzige Stern im Universum.«
Neely spürte, wie ihr die Tränen
kamen, und wischte sich mit dem Handrücken über die Augen.
»Weißt du, wenn du des
Plasmageschäfts je überdrüssig werden solltest, könntest du dich immer noch
als Poet versuchen.«
Er lachte, aber es klang hohl und
traurig. »Geh jetzt«, sagte er.
Neely wandte sich stumm ab, nahm das
Geld, das er ihr gegeben hatte, seinen Wagen und ihre Zahnbürste.
Als Neely fort war, trat Valerian
wieder in Erscheinung. Anscheinend hatte er sich in irgendeiner Ecke verborgen
und das Melodrama interessiert verfolgt.
»Wenn du weißt, was gut für dich ist
und für dieses reizende Wesen, das gerade abgefahren ist«, sagte er zu Aidan,
»dann solltest du dich ihr nie wieder nähern.«
Aidan stand am Fenster. Er hatte den
schnellen weißen Wagen die Einfahrt hinunterfahren sehen und ihm nachgeschaut,
bis die roten Rücklichter in der Finsternis verschwunden waren. »Ich habe noch
nie gewußt, was gut für mich war«, antwortete er. »Deshalb befinde ich mich
jetzt auch in dieser Lage.«
»Was wirst du denn nun tun?«
Aidan seufzte, aber er drehte sich
nicht zu dem anderen Vampir um. »Ich werde mich der Bruderschaft zur Verfügung
stellen, falls sie beschließen, mich aufzusuchen, und ich werde Lisette
finden.«
»Bist du verrückt?« fragte Valerian
schlicht.
»Das weißt du doch«, antwortete
Aidan.
»Wie willst du sie finden?«
»Ganz einfach — ich habe vor, mich
ihr direkt in den Weg zu stellen.«
Valerians Stimme zitterte vor Wut,
als er Aidans Arm ergriff. »Sie wird dich zerstören!«
»Vielleicht«, stimmte Aidan zu und
hob gleichmütig die Schultern. »Ich werde es herausfinden, und das so schnell
wie möglich.«
»Es ist dieses Mädchen«, rief
Valerian und schwenkte in unbeherrschtem Zorn die Arme, »diese Neely Wallace — sie hat das Unglück auf uns herabgebracht! Ich hätte sie schon vor langer Zeit
zerstören sollen!«
Aidans Augen wurden schmal, als er
in Valerians Gesicht blickte. »Du besitzt die Macht«, gab er zu. »Das kann
niemand abstreiten. Aber wenn du Neely anrührst, mein Freund, wirst du auch
mich zerstören müssen. Denn falls du es nicht tust, werde ich dich bei jedem
Schritt verfolgen und dich plagen bis ans Ende aller Zeiten!«
Valerian schüttelte betrübt den
Kopf. »Bedeutet dir meine Zuneigung denn überhaupt nichts?«
»Nein«,
Weitere Kostenlose Bücher