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Silberschweine

Silberschweine

Titel: Silberschweine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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hatte die Nachricht auf den Stapel meiner Dichtungen gelegt, unter das Gagat-Armband, das ich schon kannte. Ich fragte mich, ob sie gemerkt hatte, daß »Aglaia, strahlende Göttin …« in Wirklichkeit von ihr handelte. In meinen Oden heißen alle Mädchen Aglaia, irgendwie muß sich ein Dichter ja schützen.
    Sosia hatte ein Wachstäfelchen dagelassen. Sie hatte es aus einem dieser vierseitigen Notizbücher herausgeschnürt und dann mit einem Stylus beschrieben, in einer runden Handschrift, die Mangel an Übung verriet.
    Didius Falco, ich weiß eine Stelle, wo die vielleicht die Silberschweine verstecken. Wenn ich sie dir zeige, kannst du dir deine Prämie holen. Kannst du in zwei Stunden beim Goldenen Meilenstein sein? Wenn du keine Zeit hast, gehe ich für dich hin und sehe nach …
    In panischem Schrecken raste ich nach unten.
    » Lenia! Lenia, wann war sie hier –«
    Sie warteten in aller Ruhe am Fuß der Treppe auf mich.
    Smaractus!
    Unter mir regten sich Schatten, barfüßig und lautlos auf den Steinstufen: die Gladiatoren meines Vermieters, auf der Suche nach meiner unbezahlten Miete.
    Ich habe ein Abkommen mit dem Mantelschneider im zweiten Stock, daß ich im Notfall durch seine Werkstatt darf, um mich vom Balkon auf den Mauervorsprung draußen herunterzulassen und von dort auf die Straße zu springen. Ich war schon an der Tür des Schneiders vorüber. Ich wollte zurück. Da öffnete sich die Tür, und jemand kam heraus. Es war nicht der Schneider.
    Sie kamen direkt aus Smaractus’ Gladiatorenschule, in voller Montur. Unter mir die Sorte, die man Mirmillonen nennt, ihre Oberkörper über dem Koppel von Öl glänzend, den rechten Arm vom Schlüsselbein bis zur Faust gepanzert, die soliden Helme mit dem hohen Kamm sahen aus wie sich windende, feixende Fische. Über mir, als ich herumwirbelte, zwei schmale Männer, nur in einfachen Tuniken, aber jeder mit einem teuflischen Netz im Arm – die Fischer!
    Ich fuhr zurück.
    »Didius Falco! Wohin so eilig?«
    Ich erkannte den, der sprach. Ich erkannte seine Statur. Er duckte sich leicht und ging in Angriffsstellung, gesichtslos hinter dem Gitter seines Helms.
    »Oh nein! Nicht jetzt, o Götter, nicht jetzt – «
    »Doch, Falco! Jetzt!«
    »Ihr dürft nicht, oh, ihr könnt nicht –«
    »Doch, wir können! Kommt, wir zeigen es ihm …« Da warfen mir die beiden Fischer ihre Netze über den Kopf.
    Hoffnungslos zappelte ich in den Stricken und wußte, daß es sehr viel schlimmer werden würde, als eine Verhaftung durch die Schlägertruppe des Ädilen je sein konnte. Wenn Smaractus mir nur eine Lektion erteilen wollte, dann würden sie mich weichklopfen wie einen Tintenfisch auf der Küstenklippe. Wenn er einen neuen Mieter für die Wohnung gefunden hatte, war es aus mit mir. Mein einziger Trost bestand darin, daß ich kaum noch etwas spüren würde, sobald es mir gelungen war, mein Bewußtsein loszuwerden, und daß ich danach vielleicht nie mehr aufwachte.
    Wahrscheinlich waren sie zu fünft, aber ich hatte das Gefühl, es wären mehr. Die Fischer durften sich mit ihrem spitzen Dreizack nicht auf der Straße sehen lassen, aber die Mirmillonen hatten ihre hölzernen Trainingsschwerter mitgebracht. Während ich in den Netzen wild mit den Armen fuchtelte, droschen sie systematisch auf mich ein, bis ich in einem Dunst aus zusammenhanglosen Lauten unterging.
     
    Ich kam zu mir. Wohnungssuchende waren offenbar dünn gesät. Vielleicht hatte sich auch herumgesprochen, wie es sich in einer Wohnung von Smaractus lebt. Mein Büro hatte ich jedenfalls noch.
    Ich wachte auf, aber nicht in meinem Zimmer, sondern irgendwo anders.
    Ich war schrecklich müde. Schmerz schwappte um mich wie zähflüssiger Nektar, dann wirbelte ich in einem Strudel aus Qual und grellem Lärm nach oben.
    »Er kommt zu sich! Sag was, Falco!« befahl Lenia.
    Mein Hirn gab Worte von sich. Aber ich hörte keinen Ton; mein Wattemund rührte sich nicht.
    Wenn es diesem Falco so dreckig ging wie mir, tat er mir leid. Ich hatte die Welt verlassen, vielleicht für dreißig Sekunden, vielleicht für hundert Jahre. Wo immer ich gewesen war – dort war es besser als hier, ich wollte zurück.
    »Marcus!« Das war jetzt nicht mehr Lenia. »Sag nichts, Sohn.« Lenia hatte meine Mutter gerufen. Du lieber Himmel!
    Langsam nahmen die roten Schlieren hinter meinen Augenlidern feste Formen an. Langsam verschmolzen ich und dieser andere arme Kerl, den sie Falco nannten.
    »Also, das –« Wer hatte da gesprochen? Ich

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