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Silberschweine

Silberschweine

Titel: Silberschweine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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saßen, wandte sie sich plötzlich, ohne ein Wort zu sagen, zu mir um. Sie umarmte mich und vergrub ihr Gesicht an meiner Schulter. Keiner sprach. Keiner wollte sprechen. Keiner konnte.
     
    Alles war still, als ich sie nach Hause brachte. Das Schlimmste war, den Portier ihres Vaters, diese taube Nuß, zu wecken, damit er die Dame einließ. Es war der Sklave, der sich am Abend vorher geweigert hatte, mich wiederzuerkennen. Diesmal würde er mich nicht vergessen: bevor sie ins Haus ging, drehte sich die Tochter des Senators noch einmal rasch um und gab mir einen Kuß auf die Wange.
    Von der Porta Capena wanderte ich zum Aventin zurück.
    Ich ging, ohne auf meine Schritte zu achten. Erschöpfung und Hochgefühl füllten mich ganz aus. Es kam mir vor, als sei ich in einer Nacht um Jahrzehnte älter geworden. Ich ging wie auf Wolken und sah die Welt mit Wohlgefallen. Trotz aller Müdigkeit spannte sich mein Lächeln von einem Ohr zum anderen.
    Petronius trieb sich draußen vor Lenias Wäscherei herum. Er hatte das rote Gesicht eines Menschen, der zu lange in den Dampfschwaden einer Wäscherei herumgestanden hatte. Als ich ihn sah, ergriff mich eine tiefe Zuneigung für ihn, die er nicht verdiente und auch nicht verstanden hätte. Er knuffte mich in den Magen und sah mich scharf an. Aus meinen Beinen war alle Kraft geschwunden, und ich nahm den Stoß mit einem matten Blinzeln hin.
    »Marcus?« fragte er unsicher.
    »Petro. Danke für deine Hilfe.«
    »Gern geschehen. Deine Mutter will mit dir über diesen Goldsack sprechen. Und das hier ist doch deiner, oder?« Er gab mir den Siegelring meines Onkels Scaro.
    »Habt ihr diesen Melitus geschnappt?«
    »Kein Problem. Wir kennen seine Verstecke. Ich habe auch einiges gefunden, was deiner Klientin gehört – ihren Schmuck. Heute morgen habe ich ihn zu ihrem Haus gebracht; die Leute dort sagten, sie sei nicht da …« Er geriet ins Stocken.
    »Nein. Aber jetzt ist sie da. Ich habe ihr gesagt, wenn du den Schmuck wieder auftreiben kannst, wäre eigentlich eine kleine Belohnung angebracht. Vielleicht etwas Schönes für deine Frau!«
    Er starrte mich an. Ich warf ihm einen zärtlichen Blick zu. Was für ein wunderbarer Freund.
    »Hör zu, Falco, wegen letzter Nacht –«
    »Na ja, Schicksal.«
    »Schicksal!« brach es aus ihm hervor. » Was für ein Quatsch!« Ein einfacher Mensch, mit einer gesunden Einstellung zum Leben! Es tat ihm in der Seele weh, mich in solchen Schwierigkeiten zu sehen. (Daß ich in Schwierigkeiten war, erkannte er an meinem lächerlich sanftmütigen Lächeln.) »O Falco, du armer Teufel, was hast du bloß gemacht?«
    Lenia kam heraus. Das dumpfe Stampfen aus den Waschbottichen dröhnte hinter ihr her, bis sie die Tür mit dem Hintern zugestoßen hatte. Ihr Leben lang war sie mit riesigen Bündeln schmutziger Wäsche in den Armen herumgelaufen und vollführte diese Bewegung genauso automatisch, wie sie die Tür mit dem Fuß aufstieß. Jetzt hatte sie die Arme frei, aber ihre gefurchte Stirn ließ auf Kopfschmerzen schließen; vermutlich hatte sie gestern mit Smaractus zuviel getrunken. Der Kittel, ewig feucht vom Dampf, klebte ihr an der Haut. Aus irgendeinem Grund gab sie sich in letzter Zeit einen modischen Anstrich und schlang sich dünne Tücher um die Schultern. Sie registrierte meinen Zustand genauso sachlich wie einen Fleck auf einem Bettlaken und meinte dann spöttisch: »Weich wie ein Sahneröllchen; der Dummkopf hat sich mal wieder verliebt.«
    »Ist das alles?« fragte Petro. Wie immer, wenn es um eine von meinen Eskapaden ging, schien er nicht recht überzeugt. »Aber das passiert Falco doch jede Woche dreimal.«
    Er irrte sich. Jetzt wußte ich es: bis zu diesem Morgen hatte ich mich noch nie verliebt.
    »Oh Petronius, diesmal ist es anders.«
    »Witzbold, das sagst du jedesmal!« Petro schüttelte traurig den Kopf.
    Ich sah von einem zum anderen, brachte vor Müdigkeit und Erschütterung kein Wort mehr hervor und machte mich auf den Weg nach oben.
     
    Die Liebe! Völlig überraschend hatte sie mich gepackt.
    Dabei war ich so gut vorbereitet gewesen. Ich wußte sogar ziemlich genau, was ich zu erwarten hatte. Irgendeine herzlose Göre, hübsch wie Glas und genauso hart. Eine, die mich gar nicht wollte (ich hatte vor zu leiden, schließlich war ich Freizeitdichter). Doch das würde mir nichts ausmachen (Verse konnte ich in beliebiger Menge fabrizieren). Irgendein hübsch angemaltes Mädchen oder eine ganze Mädchenriege, bis ich endlich eine

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