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Silberschweine

Silberschweine

Titel: Silberschweine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Masseur war ein guter Mann, mit anderen Worten: er war schrecklich. Nachher fühlte man sich jedesmal wie ein Knabe nach dem ersten Bordellbesuch, der steif und fest behauptete, er fühle sich ganz wunderbar, und sich doch keineswegs sicher ist.
    »Gehen Sie nur zuerst, Senator«, grinste ich. »Ihre Zeit ist wertvoller.«
    Aber dann ließ auch er einem anderen den Vortritt.
    Der Senator sah erschöpft aus, und als ich ihn fragte, antwortete er zu meiner Überraschung ohne Zögern: »Ich hatte heute morgen eine schreckliche Unterredung mit Sosia Camillinas Mutter – sie ist gerade aus dem Ausland zurückgekehrt und hat die traurige Nachricht erst jetzt erfahren. Falco, wie kommen Sie mit Ihren Ermittlungen voran? Werde ich ihr bald sagen können, daß wir zumindest herausgefunden haben, wer die Tat begangen hat? Wird der Mann, der Sosia getötet hat, je zur Rechenschaft gezogen werden? Die Frau war sehr aufgeregt; sie wollte sogar selbst jemanden einstellen um den Fall zu lösen.«
    »Was mich angeht, so wird sie keinen finden, der es billiger macht.«
    »Und was mich und meine Familie angeht«, antwortete der Senator heftig, »so sind wir zwar nicht reich, aber wir tun, was möglich ist!«
    »Ich dachte, Sosia hätte ihre Mutter nicht gekannt?« fragte ich ihn.
    »Das hat sie auch nicht.« Er schwieg einen Augenblick und fuhr dann fort: »Es war alles sehr unglücklich, und das Verhalten meines Bruders ist nicht zu entschuldigen. Sosias Mutter war eine Frau von Rang, verheiratet, wie Sie sich denken können, und anscheinend hatte sie auch nie den Wunsch, hieran etwas zu ändern. Ihr Mann ist ein ehemaliger Konsul, mit allem, was das bedeutet; schon damals war er prominent. Diese Frau und mein Bruder freundeten sich an, als ihr Mann in diplomatischen Angelegenheiten drei Jahre lang unterwegs war; wegen seiner langen Abwesenheit konnte sie, als sie schwanger wurde, nicht behaupten, das Kind sei von ihm.«
    »Und sie hat es trotzdem behalten?«
    »Eine Abtreibung lehnte sie ab. Sie stellte sich auf den Standpunkt der Moral.«
    »Etwas spät!« sagte ich spöttisch. Der Senator machte ein verlegenes Gesicht. »Und dann haben Sie an ihrer Stelle das Kind aufgezogen, in Ihrer Familie?«
    »Ja. Mein Bruder war bereit, sie zu adoptieren –« Ich fragte mich, wieviel Druck nötig gewesen war, um Publius diesen Entschluß abzuringen. »Von Zeit zu Zeit berichtete ich der Frau, wie es Sosia ging, und sie ließ sich nicht davon abbringen, mir Geld zu geben, von dem ich ihrer Tochter Geschenke kaufen sollte, aber es schien für beide das beste zu sein, wenn sie einander nicht begegneten. Das macht die Sache jetzt keineswegs einfacher!«
    »Was geschah denn heute?«
    »Ach … die Arme sagte vieles, woraus ich ihr keinen Vorwurf machen kann. Das Schlimmste war: sie beschuldigte meine Frau und mich der Nachlässigkeit.«
    »Aber das ist doch ungerecht, oder?«
    »Das will ich hoffen«, murmelte er und war sich dessen offensichtlich gar nicht sicher. »Julia Justa und ich haben unser Bestes für Sosia getan. Alle meine Angehörigen haben sie innig geliebt. Nach dem Entführungsversuch untersagte meine Frau Sosia, das Haus zu verlassen; wir glaubten, das wäre genug. Was hätten wir denn noch tun sollen? Haben wir etwas falsch gemacht? Aber Sosias Mutter wirft mir vor, wir hätten zugelassen, daß sie in den Straßen herumläuft wie eine Zündholzverkäuferin im transtiberinischen Bezirk …«
    Er war niedergeschlagen. Auch mich bedrückte dieses Gespräch sehr, deshalb versuchte ich ihn zu beruhigen und wechselte das Thema, sobald ich konnte.
    Ich fragte ihn, ob er aus dem Palast etwas über die Verhaftung der Verschwörer gehört habe. Er sah sich um, ob Lauscher in der Nähe seien (der sicherste Weg, sie herbeizulocken), und senkte die Stimme.
    »Titus Caesar flüstert, gewisse Herren hätten sich in alle Winde zerstreut!«
    Die Heimlichtuerei machte ihm anscheinend Spaß, aber mir half sie nicht weiter.
    »Senator, ich muß wissen, wer und wohin.«
    Er biß sich auf die Lippe, aber er sagte es mir. Faustus Ferentinus war mit dem Schiff nach Lykien abgereist; er hatte die Stadt ohne Erlaubnis verlassen – Senatoren sind nämlich verpflichtet, in der Stadt zu residieren. Cornelius Gracilis hatte den Kaiser um eine Unterredung gebeten, aber bevor er seinen Termin wahrnehmen konnte, fanden ihn seine Diener tot mit einem Schwert in der Rechten; Selbstmord – so hieß es (er war Linkshänder). Curtius Gordianus und sein Bruder

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