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Silberschweine

Silberschweine

Titel: Silberschweine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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fand, deren hartnäckigen Vater ich zu einer Heirat überreden konnte, um anschließend wie jeder treue Staatsbürger in Bequemlichkeit und Langeweile zu versinken …
    Mit Helena würde es nie bequem sein. Sie hätte ich ein halbes Leben lang studieren können, ohne mich je zu langweilen. Wäre meine gesellschaftliche Stellung eine andere gewesen, dann hätte ich vielleicht bedauert, daß ich kein halbes Leben mehr übrig hatte.
    Ich konnte es mir nicht leisten. Nicht einmal die herzlose Göre. Ein Mann, auf dessen Schultern die Last meines negativen Bankguthabens lag, mußte sich darauf verlegen, reichen Witwen von der älteren, dankbaren Sorte nachzustellen …
    Von alledem war ich, während ich die Treppen hochstieg, fest überzeugt. Erst im vierten Stock änderte ich meine Meinung.
    Die Liebe war endgültig. Absolut. Eine schreckliche Erleichterung. Ich kehrte um und ging wieder hinunter. Ich betrat einen Parfümladen.
    »Was kostet Malabathron?«
    Der Parfümier war mit seinem beleidigenden Lächeln wahrscheinlich von Geburt an geschlagen. Er nannte den Preis. Ich hätte es mir gerade eben leisten können, sie an dem Stopfen des Krugs riechen zu lassen. Mit kecker Miene erklärte ich ihm, ich würde es mir noch einmal überlegen, und ging wieder nach Hause.
    Lenia sah mich zurückkommen. Ich lächelte versonnen und gab ihr auf diese Weise zu verstehen, daß ich keine Fragen beantworten würde.
    Nachdem ich meine Wohnung betreten hatte, stand ich einfach da, bis mir der Einfall kam. Ich ging hinüber ins Schlafzimmer und kramte in meinem Reisegepäck nach dem kleinen Silbernugget aus der Grube von Vebiodunum. Als ich es gefunden hatte, marschierte ich alle sechs Treppen wieder hinunter auf die Straße. Diesmal besuchte ich einen Silberschmied. Der Stolz seiner Kollektion war ein Armband in Filigranarbeit, das rundum mit winzigen Eicheln behängt war. Es entsprach vollkommen dem zurückhaltenden Stil des Schmucks, den ich an ihr gesehen hatte. Ich bewunderte es ausgiebig, hörte den Preis und tat so, als würde ich nun doch lieber Ohrringe nehmen. Nach und nach sah ich mir alles an, bis ich endlich meinen Schatz hervorholte und dem Silberschmied erklärte, was er daraus machen sollte.
    »Ich nehme an«, meinte er, »es würde Sie in Verlegenheit bringen, wenn ich Sie fragen würde, woher Sie das haben?«
    »Durchaus nicht«, erwiderte ich munter. »Es stammt aus meiner Zeit als Sklave in einer britischen Silbermine.«
    »Sehr komisch!« meinte der Schmied.
    Ich ging nach Hause.
    Wieder begegnete ich Lenia. Sie versuchte gar nicht erst, mir irgendwelche Fragen zu stellen, und ich versuchte nicht zu lächeln.
    Aber noch waren nicht alle Probleme gelöst. Den Glühweinkellner hatte ich vor die Tür gesetzt, und meine Mutter kam, um meinen Balkon zu schrubben. Unfreundlich ging sie mit ihrem Mop auf mich los.
    Ich lächelte sie an, ein schwerer Fehler.
    »Du warst wieder bei einer von deinen Seiltänzerinnen!«
    »War ich nicht.« Ich packte den Mop. »Setz dich und trink einen Becher Wein mit mir, dann erzähle ich dir, wie der berühmte Titus Cäsar über deinen glorreichen Sohn spricht.«
    Sie setzte sich wirklich, aber von dem Wein wollte sie nichts. Ich berichtete ihr von den lobenden Worten, die Titus für Festus gefunden hatte und trug dabei ziemlich dick auf. Sie hörte zu, ohne daß ich eine Veränderung hätte erkennen können, dann bat sie doch um einen Schluck Wein. Wir stießen auf Festus an. Sie nippte bloß, wie gewöhnlich, und saß sehr gerade, als würde sie nur trinken, um mir Gesellschaft zu leisten.
    Das Gesicht meiner Mutter würde nie altern. Ihre Haut war in den letzten Jahren zwar ein bißchen müde geworden, und als ich aus Britannien zurückkam, schien sie mir kleiner zu sein als vorher. Aber ihre schwarzen Augen würden klar und durchdringend schauen bis an ihr Lebensende. Einmal würde auch dieser Tag kommen, und obwohl ich jetzt soviel Energie darauf verwandte, ihren Zudringlichkeiten zu entgehen, würde mich ihr Tod mit Trostlosigkeit und Verzweiflung erfüllen.
    Ich saß da und ließ ihr Zeit, das, was ich gesagt hatte, zu verdauen.
    Niemand, nicht einmal seine Freundin, hatte je ein kritisches Wort über Festus fallen lassen. Meine Mutter hatte die Nachricht von seinem Tod empfangen, sie hatte gehört, wie man seine Aufopferung pries, und sich darum gekümmert, daß für Marina und das Kind gesorgt würde (von mir). Die Leute sprachen über ihn; sie sagte kein Wort. Wir alle

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