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Silberschweine

Silberschweine

Titel: Silberschweine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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oder einen schwarzen Schleier überlegen und im Tempel der Juno jammern? Was wird denn jetzt?«
    »Nichts wird«, sagte ich und schlurfte mißmutig auf dem Boden der Tatsachen herum. »Sie hat dir ja gesagt, wer ihr Vater ist. Da ist nichts zu machen.«
    Meine Mutter verzog ärgerlich den Mund.
    »Mein lieber Marcus! Nachdem ich sie gesehen habe, glaube ich nicht, daß du das entscheidest!«
    Ich starrte meine Mutter erstaunt an, und sie starrte ziemlich eigenartig zurück.

LII
    Ich hatte an diesem Abend nichts Besonderes vor und ging zu dem Barbier am Ende unserer Straße. Ich saß auf dem Bürgersteig, während er mir das Kinn schabte. Es gelang mir, dem Liktor eines kleineren Beamten ein Bein zu stellen und dann so zu tun, als wäre es ein Unfall gewesen. Der Liktor hätte sich mit seinem Amtsbeil beinahe kastriert. Ich war stolz auf mich.
    Ich würde sie wiedersehen. Wen? Niemand. Bloß ein Mädchen. Bloß eine Klientin. Vergiß es.
    Der Gehilfe des Barbiers tauchte auf und kaute an dem Ende eines lukanischen Würstchens herum. Er war dreizehn und nicht vollends schwachsinnig, aber so, wie er die Wurst aß, schien das für sein Gehirn eine nicht unbeträchtliche Herausforderung zu sein. Die Kinder meiner Schwester Maia nannten ihn Platon.
    »Falco! Vor deinem Haus steht eine Dame und sucht nach dir.«
    Selten ist ein Mann mit einem spanischen Rasiermesser an der Gurgel so rasch aufgesprungen.
    Ich sprang über ein Faß Herzmuscheln, schoß um einen Berg leerer Amphoren herum, stieß mir den Kopf an einem Blumenkorb, der über dem Eingang eines Begräbnisinstituts hing. Drinnen probten gerade die professionellen Klageweiber – aber nicht für eine Totenwache, sondern für den Triumphzug am nächsten Tag, der zum Feiertag erklärt worden war. Jeder Musiker in Rom würde unterwegs sein und die Menschenmassen ablenken, damit die Taschendiebe in Ruhe arbeiten konnten.
    Ich sah keine Dame. Wo denn auch? Platon, dieser Schwachkopf, hatte sich geirrt: es war Lenia, die mich sprechen wollte. Lenia, die vor ihrer Wäscherei unruhig auf und ab ging – und ein betretenes Gesicht machte.
    Zwanzig Jahre Erfahrung im Ausdenken von Entschuldigungen für abhanden gekommene Untertuniken machen eine niedergeschlagen dreinblickende Wäschereibesitzerin zu einem derart ungewöhnlichen Anblick, daß der Grund für ihren Kummer wahrhaft tragisch sein mußte. Er war es. Zur Feier des kaiserlichen Triumphs plante Lenia eine Tat, deren Verwegenheit an Wahnsinn grenzte: unsere kräftige Königin der Waschbottiche wollte sich in den Ehestand stürzen.
    Wenn mir gegenüber jemand Heiratsabsichten bekundet, verkneife ich mir gewöhnlich den Hinweis darauf, daß er oder sie einen schweren Fehler begeht. Meistens stimmt das zwar, aber wenn alle unpassenden Paarungen in Rom durch den guten Rat fürsorglicher Freunde im Keim erstickt würden, würde es bald keine neue Generation von zivilisierten Menschen geben, die die Barbaren dieser Welt in Schach halten.
    »Wer ist der glückliche Bräutigam?«
    »Smaractus.«
    Ich überlegte kurz und gab Lenia dann den kräftigsten Rat, den ich auf Lager hatte.
    Ich halte mich mit meinen Ratschlägen im allgemeinen auch deshalb zurück, weil sie sowieso nicht gehört werden.
    »Halt den Mund, Falco«, entgegnete jetzt auch Lenia. »Der Mann hat eine halbe Million Sesterzen!«
    Aus mehreren Gründen umflorte bei diesen Worten ein roter Nebel meinen Blick.
    »Wenn Smaractus dir das gesagt hat, Mädchen, dann lügt er, garantiert!«
    »Sei nicht albern; so etwas hätte ich ihn doch nie gefragt!«
    »Na schön, dann kommt es darauf an, wer dich bezirzt hat. Wenn es sein Buchhalter war – der Kerl ist ein Angeber, da mußt du halbieren. Wenn es sein Bankier war – der ist vorsichtig, da mußt du verdoppeln.«
    »Keiner von beiden. Du kannst mir glauben, daß ich kein Risiko eingehe; ich habe sein Testament gelesen.«
    »Lenia«, seufzte ich. »Eine Frau, die einen Plan hat, schreckt vor nichts zurück!«
    Eine strategische Allianz mit meinem bösartigen Vermieter konnte nur Teil eines spekulativen Kalküls von Lenia sein. Er hatte ein Auge auf ihre Wäscherei geworfen, diese kleine, aber zuverlässige Goldgrube. Ihre Aufmerksamkeit galt jedoch seinem stattlichen Immobilienbesitz. Ihr gemeinsames Leben würde durch das scharfe Band der Habgier zusammengehalten, und beide würden Tag für Tag zu den Hausgöttern flehen, der andere möge zuerst sterben.
    Auf dieser gesunden Basis halten viele Ehe

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