Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Silberschweine

Silberschweine

Titel: Silberschweine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
Vom Netzwerk:
jahrzehntelang, deshalb wünschte ich ihr alles Gute.
    »Er wird hier einziehen, Falco –«
    »Ich dachte, er wäre längst eingezogen!«
    »Ich will dich nur warnen.«
    »Mir egal, auf welchem Baum dieser miese Vogel sein Guano hinterläßt!«
    »Ich kann ihn aus der Wäscherei nicht heraushalten. Du solltest lieber dein Paket aus dem Bottich holen, bevor wir heiraten –«
    Das erste Silberschwein! Das man auf der Straße gefunden hatte und das Petronius und ich später aus Sosia Camillinas Schließfach gerettet hatten. Ich hatte es ganz vergessen; und alle anderen ebenso …
    Nachdem die starke Lenia es herausgeholt hatte, trocknete mein Schwein bald unter dem Stapel schmutziger Wäsche, den irgendein heruntergekommener Tempel Woche für Woche hier ablieferte. Während ich den Barren mit dem Umhang eines Priesters abrieb, aus dem der Weihrauch von letzten Donnerstag aufstieg, fragte Lenia: »Hast du gesehen, daß jemand eine Wäscheliste daran gehängt hat?«
    Petronius und ich hatten das Seil, das um den Barren geschlungen war, nicht abgenommen; jetzt hing daran ein einzelnes Wachstäfelchen …
    »Oh ihr Götter!«
    Noch bevor ich es aus Lenias geschwollener Hand entgegennahm, wußte ich, was es war und von wem. Ich hörte Lenias Stimme, wie sie mir vor sechs Monaten sagte: Habe sie in den Bleichbottich pinkeln lassen … ist dann nach oben, um dir eine Nachricht dazulassen … Und Helenas Worte fielen mir ein, als sie an meinem ersten Abend in Britannien so wütend war: Aber Ihnen, so schrieb sie mir, hat sie es gesagt …
    Das hatte sie tatsächlich. Sosia Camillina hatte in aller Form eine Namensliste für mich hinterlegt.
     
    Sosia Camillina, Tochter des P. Camillus Meto,
an M. Didius Falco, Privatermittler.
    In den Iden des Oktober im zweiten Konsulat des Vespasian Augustus, seinem ersten als Kaiser
    T. Flavius Domitianus
    L. Aufidius Crispus
    Cn. Atius Pertinax Caprenius Marcellus
    Ti. Faustus Plautus Ferentinus
    A. Curtius Gordianus
    A. Curtius Longinus
    Q. Cornelius Gracilis
     
    Ich nenne diese Männer aus Ehrerbietung gegen den Kaiser und Frömmigkeit gegen die Götter.
     
    Alle standen sie da. Alle? Alle außer einem, so schien es. Über ihrem letzten Satz klaffte eine Lücke. Es sah aus, als hätte Sosia noch einen Namen dort notiert, dann aber mit dem flachen Ende ihres Griffels ausgelöscht, was sie mit dem spitzen soeben geschrieben hatte.
    In diesem Fall, so hatte ich Helena einmal gesagt, konnte es keine Treue geben und kein Vertrauen. Sosia Camillina hatte beides besessen. Für ein sechzehnjähriges Mädchen mußte das eine schwere Bürde gewesen sein.
    Die Täfelchen bewies allerdings nichts. Sieben Männer, die miteinander bekannt waren; es las sich wie die Gästeliste für eine Abendgesellschaft. Vielleicht hatte Sosia eine solche Liste in einem Haus gefunden, das sie besuchte, vielleicht war diese Liste für einen Hausverwalter bestimmt gewesen. Sosia hatte die Namen sorgfältig abgeschrieben …
    Sieben Männer, die vor Gericht erklären konnten, sie hätten nur friedlich miteinander gespeist. Obwohl der eigentliche Zweck ihres Treffens deshalb um keinen Deut weniger finster zu sein brauchte.
    Und wer war der Gastgeber bei dieser häßlichen Abendgesellschaft gewesen?
    Ich starrte auf die leichte Vertiefung, wo Sosias Griffel anscheinend den letzten Namen gelöscht hatte. Die arme Sosia war durch Verpflichtungen gebunden, die für mich nicht galten. Hätte sie jetzt hier vor mir gestanden, hätte sie mich mit ihren großen, leuchtenden Augen, an die ich mich so lebhaft erinnerte, angesehen, dann hätte ich mit ihr das Schweigen bis ans Ende wahren müssen. Aber sie stand nicht hier, sie war seit langem tot. Und ich war noch immer fest entschlossen, ihren Tod zu rächen.
    Eine weitere Person war in diesen Fall verwickelt: jemand, der sich so geschickt unsichtbar zu machen verstand, daß ich die offenkundige Verbindung beinah vorsätzlich übersehen hätte. Ich dankte Lenia, packte den Barren und schleppte ihn die Treppe hinauf in mein Zimmer. Schon bald kam ich in meiner besten Toga, der von Festus, wieder herunter und machte mich auf den Weg zum Palatin, um dort zu tun, was getan werden mußte.

LIII
    Als ich den Weg zum Palast hinaufstieg, war ich so nervös, daß ich schon glaubte, die Prätorianer würden mich auf der Stelle verhaften. Aber zu meiner Beruhigung konnte ich feststellen, daß die Palastwache zwischen einem echten Mörder und einem aufgeregten, aber ehrlichen Mann

Weitere Kostenlose Bücher