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Silberschwester - 14

Silberschwester - 14

Titel: Silberschwester - 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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verschüttet hätte. Aber die hastige Bewegung tat
dem Knöchel auch nicht gut und so kämpfte sie bei dem jähen Schmerz, der sie da
durchfuhr, mit den Tränen.
    Jetzt lehnte
Logas sich auf die Hacken zurück und sah ihr so scharf in die Augen, dass sie
sie schnell niederschlug und in die Suppe starrte. »Sarras«, sagte er ruhig,
»komm bitte her und hilf mir, Fräulein Alyssas Knöchel zu heilen … So wird sie
nicht lange weitermarschieren können, und wir haben ja nicht für eine Woche zu
essen und zu trinken mitgebracht, nicht?«
    »Wohl kaum«,
stimmte Sarras ihm zu. »Und sie hat schon genug gelitten!« Damit kauerte sie
sich zu ihm, tätschelte ihr das Knie. »Du warst noch nie bei Magiern in
Behandlung, oder?«
    »Ich habe noch
nie einen getroffen«, versetzte Alyssa. »Aber es schickt sich doch nicht, dass
ein Mann meine Knöchel sieht.«
    »Oh, bei einem
Magier ist das ganz in Ordnung«, sagte Sarras entschieden. »Die Heilkunst ist
ja eine Gottesgabe. Hast du noch nie vom Handauflegen gehört?«
    »Doch, aber
ich dachte, das machten Priester.«
    »Logas ist
Priester.«
    »Ach ja?«,
staunte Alyssa – der Kaplan im Dienst ihrer Eltern trug immer nur einen
schlichten schwarzen Talar, und deshalb hatte sie gedacht, alle Priester
kleideten sich so, und über Magier und Hexer hatte sie sich wirklich noch nicht
den Kopf zerbrochen …
    »Doch ja«,
sprach Logas. »Nicht wenige Magier sind zugleich auch Priester, meist
Heilerpriester. Beim Orden des heiligen Lukas sind es beinahe alle.«
    Sarras fasste
ihren verstauchten Fuß und zog ihr behutsam den Stiefel aus. Da starrte Alyssa
entsetzt auf ihren Knöchel hinab; er war rot und deutlich geschwollen!
    »Keine Sorge«,
rief Logas. »Das haben wir im Nu! Du trinkst einfach deine Suppe vollends aus
und lässt uns unsere Arbeit tun.«
    »Gut«, meinte
Alyssa, so nervös, unbeholfen und schrecklich verlegen sie sich auch fühlte … schlürfte
die abkühlende Suppe und verfolgte, was geschah: Logas hielt eine Hand über den
Knöchel und streckte die andere Sarras hin. Die nahm sie mit der freien Hand,
derweil sie mit der anderen weiter den Fuß stützte … Und Alyssa war, als ob die
beiden blau oder grün anliefen – erst an den verschränkten Händen, dann im
Gesicht und nun an den Händen dort an ihrem Fuß. Blaugrünes Licht strömte aus
jenen Händen und hüllte ihren Knöchel ein, und da schwand die Schwellung
zusehends. Und als das Licht gleich darauf erlosch, sah auch der Knöchel wieder
ganz heil und normal aus.
    »Gütiger
Himmel«, murmelte Alyssa erstaunt, »das hat ja gut geklappt.« Und als sie ihren
Fuß probeweise drehte, wendete, merkte sie, dass er jetzt gar nicht mehr
wehtat.
    »Iss deine
Suppe«, mahnte Logas. »Einen Teil der Heilenergie liefert dein Körper, also
musst du etwas essen und dich ordentlich ausruhen. Aber bis morgen solltest du
wieder wohlauf sein.« Darauf erhob er sich, geschmeidig wie eine Katze, und
ging.
    Nachdem Alyssa
aufgegessen hatte, versuchte sie aufzustehen. Prompt fiel sie um. Da half die
Magierin ihr auf und zog sie nun mit einem Geschick, das von viel Erfahrung
zeugte, nackt aus, rieb sie mit einem groben Leintuch von Kopf bis Fuß ab und
packte sie in ihren Daunensack. Ob sie nun einschlief oder ohnmächtig wurde,
hätte Alyssa nicht sagen können … nur: dass sie sich an nichts mehr erinnerte.
     
    Sie vernahm Stimmen – glaubte aber zu
träumen, da es doch zu dunkel und still für den Morgen war …
    »… Fitzroy?«,
hörte sie eine Frau flüstern.
    »Als ich ging,
sah er nach dem Begräbnis«, war nun die tiefe Stimme eines Mannes zu hören.
»Dann ist es doch gut, dass wir die Nacht über geblieben sind. Es hat mir
keiner gesagt, dass der Leichnam des Hüters noch hier ist. Ich dachte, er hätte
Diener gehabt, aber die sind wohl auf und davon, als er tot war.«
    »Und die
Klinge?«
    »Liegt auf dem
Altar, wo sie hingehört. Aber da ist sie auch gut aufgehoben, bis die Kleine
aufwacht und sie übernimmt.«
    Da begriff
Alyssa, dass sie nicht zu Hause war und wach lag. Sie schlug die Augen auf: Ja,
sie befand sich in der Wandkammer, in der sie am Vorabend eingeschlafen war.
Das Feuer war niedergebrannt und würde binnen einer Stunde ausgehen, falls kein
Holz nachgelegt würde. Sie lag, in ihren Schlafsack eingerollt, auf dem blanken
Fels. Als sie sich zu bewegen versuchte, tat ihr der ganze Körper weh. Ihr
Knöchel war zweifellos geheilt, aber jeder Muskel, den sie am Vortag gebraucht
hatte, schmerzte … Da

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