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Silberschwester - 14

Silberschwester - 14

Titel: Silberschwester - 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Gott, dass er ihr die Kraft gäbe, Anschluss zu halten. Ihre Füße
brannten, ihr Mund war bereits knochentrocken, der Kopf tat ihr weh, und jeder
Atemzug fiel ihr schwer. Sie hätte gern um einen Halt, eine kleine Pause
gebeten, fürchtete aber, einmal zum Stehen gekommen, nie mehr weitermarschieren
zu können. So schleppte sie sich, klaglos, aber nur an den nächsten Schritt
denkend, weiter. Der Himmel fügte dem Nebel noch Regen zu … Aber das konnte ihr
nichts mehr ausmachen, darüber war sie hinaus.
    Wie eine
Ewigkeit später, schien es zumindest, kamen sie von dem schon schlammigen Weg
auf einen Schiefersteig … Alyssa, die inzwischen fast wie im Schlaf ging, wurde
sich des neuen Pfads aber erst so recht bewusst, als sie sich an dessen Rand
den linken Fußknöchel übertrat! Dann kam Sarras aber an ihre Seite, stützte sie
am Ellbogen und murmelte: »Sei vorsichtig hier, die Steine werden bei Nässe
sehr rutschig.«
    Alyssa konzentrierte
sich dann auf jeden Schritt und war für den stützenden Arm recht dankbar. Ihr
Knöchel schmerzte beim Auftreten … aber da ihr nun fast alles wehtat, schien
das vollends egal.
    Nicht lange,
da fiel ihr auf, dass der Fels unter ihren Füßen trocken war, und als sie
aufblickte, sah sie, dass sie in ein Mittelding zwischen Haus und großer Höhle
kamen.
    »Das ist es«,
strahlte Logas. »Wir kamen schneller vorwärts, als ich dachte. Nun müssen wir
nur noch den Dolch holen und ihn zu seinem neuen Heim bringen.«
    »Morgen«,
sagte Sarras entschieden.
    »Was?«, rief
Logas und sah sie erstaunt an. »Wir könnten mit unseren Zauberstäben für
zusätzliches Licht sorgen.«
    »Es regnet«,
gab Sarras zu bedenken und wies ins Freie. »Der Weg ist doch eh schon glitschig
und wird in einer Stunde die reinste Rutschbahn sein. Und deine Hüterin ist
nicht in der Verfassung, heute Abend noch weiterzumarschieren. Schau sie dir
doch an!«
    Er musterte
Alyssa von Kopf bis Zeh, runzelte dann die Stirn und fuhr ihr kurz, in einem
Fuß Abstand, mit der Rechten die Seite entlang. »Nass bis auf die Haut,
durchfroren, und jeder Muskel von der Taille abwärts fängt an, sich zu
verkrampfen, dazu Symptome von Höhenkrankheit und Austrocknung. Dann noch der
verstauchte Knöchel«, brummte er und schüttelte ungläubig den Kopf. »He,
Fräulein, warum hast du nichts gesagt?«
    Alyssa sah ihn
verdutzt an. »Sollte ich das, mein Herr?«
    Er seufzte.
»Ja, du hast Recht, Sarras; unsere Mission kann bis morgen warten. Hier gibt es
eine Grotte mit einer Wandkammer, links voraus … Schaffe sie dorthin und
kümmere dich um sie. Wir anderen werden in der inneren Halle schlafen.«
    »Sehr schön«,
sagte Sarras, und an die Diener gewandt: »Nun bringt bitte unsere Schlafsäcke
in diese Kammer, sowie einen vollen Wassersack.«
    »Unglaublich,
dieser Ort«, schwärmte Fitzroy. »Ich habe noch nie Vergleichbares gesehen.
Aber, welche Worte nehme ich, um sie zu beschreiben?« Und dann wanderte er,
fünffüßige Jamben vor sich hin murmelnd, tiefer in die Grotte hinein.
    »Ist mir egal,
ob er des Königs Sohn ist …«
    »Sarras, soll
ich uns eine schöne Suppe kochen?«, schnitt ihr Logas das Wort und den Faden
ab, den sie zu spinnen dachte. »Ich zünde jedenfalls in ein paar Minuten ein
Feuer an.«
    »Ja, danke,
mein Lieber«, erwiderte Sarras – an die Gegenwart neugieriger Diener erinnert –
förmlich. Dann schleifte sie Alyssa zur besagten Nische, setzte sie auf die
Holzbank, die sich dort fand, nahm ein paar Sachen aus ihrem Rucksack und schob
ihr, als der Diener, der ihre Nachtlager bereitet hatte, wieder gegangen war,
ihren Wassersack hin: »Trink ein wenig davon, aber langsam … keine hastigen
Schlucke, sonst wirst du krank.«
    Alyssa war so
müde, dass sie es kaum mitbekam, wie kurz darauf ein Diener einen Stoß Holz
hereinbrachte, die Scheite aufschichtete und Sarras, kaum dass er weg war, das
Feuer mit einem Wort … aber wie in Gedanken woanders … anzündete.
    Dann kam auch
schon Logas mit zwei Bechern Suppe herein, von denen er einen Alyssa reichte.
»Trink das«, murmelte er. »Du brauchst etwas Warmes, das dir Kraft gibt …«
Darauf stellte er den anderen Becher neben sie auf die Bank, kniete vor sie
hin, ergriff ihren linken Fuß und begann, ihr den Stiefel aufzuschnüren. Aber
sie – außer sich vor Schreck ob der Aussicht, dass ein Mann ihre Knöchel zu sehen
bekäme – entzog ihm ihren Fuß so heftig und ließ ihre Röcke so schnell hinab,
dass sie dabei fast die Suppe

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