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Silberschwester - 14

Silberschwester - 14

Titel: Silberschwester - 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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biss sie die Zähne zusammen, um nicht aufzuschreien.
    »Ich geh sie wecken«,
sagte Sarras. »Ich habe so das Gefühl, dass die Klinge jetzt so bald wie
möglich in ihre Obhut gelangen sollte.«
    »Du glaubst
doch nicht etwa, die Diener dächten daran, sie anzufassen?«
    »Die nicht«,
erwiderte Sarras, »aber für Fitzroy würde ich nicht die Hand ins Feuer legen.«
    »Nun komm,
Sarras«, sagte Logas geduldig, »Ich weiß, dass du von dem Jungen nichts hältst,
aber so ein Idiot ist er doch auch nicht. «
    »Du siehst an
ihm wohl Anzeichen von Intelligenz, mein Herr, die mir entgangen sind«, meinte
die Magierin mit vor Ironie triefender Stimme. »Fräulein Alyssa, zumindest,
jammert und klagt nicht und versucht auch nie, die Leute mit ihrer hohen Geburt
und Stellung zu beeindrucken.«
    »Wenn du
meinst, die Dame habe nicht den Sinn und Verstand, zu sagen, wenn ihr etwas
wehtut, hast du Recht«, spottete Logas. »Ich glaube auch nicht, dass ihr
bereits klar ist, was das für sie gesellschaftlich heißt, Hüterin zu sein.«
    »Wenigstens
hat sie uns beim Herweg nicht aufgehalten.«
    Da sah Alyssa,
wie der Ledervorhang sich bewegte und schloss schnell die Augen. Die brauchten
ja nicht zu wissen, dass sie sie belauscht hatte.
    Röcke rauschen
dicht an ihrem Ohr, der zarte Druck einer Hand um ihre Schulter: »Fräulein
Alyssa, Zeit aufzuwachen!«
    Sie blinzelte
schläfrig zu Sarras auf. »Schon Morgen?«
    »Vormittag«,
sagte die Magierin lächelnd. »Oh, du warst sehr müde, so ließen wir dich
schlafen.«
    Mit
zusammengebissenen Zähnen, um nicht vor Schmerz zu stöhnen, setzte Alyssa sich
vorsichtig auf. Da bemerkte sie, dass sie nackt war, und zog sich hastig den
Schlafsack über die Brust hoch. »Das ist wohl das erste Mal in zehn Jahren,
dass ich in den Tag hinein geschlafen habe«, bemerkte sie. »Hier drinnen sieht
man es nicht, wenn der Morgen graut.«
    »Ja, wirklich
nicht«, stimmte Sarras ihr zu, nahm von einem Halter beim Feuer ihre Sachen ab
und zog ihr als Erstes ihr langes Hemd über den Kopf. »Bringst du da die Arme
durch?«
    Alyssa
schaffte es, wenn auch mit Schmerzen. Nun half Sarras ihr auf die Beine und in
die übrigen Sachen. »Geh doch etwas umher, das lockert deine Muskeln. Ich hole
dir derweil etwas Suppe.«
    Alyssa ging
beim Feuer auf und ab. Da stellte sie überrascht fest, dass Sarras sehr Recht
hatte: Je mehr sie umherging, desto leichter ging es. Und als Sarras mit der
Suppe zurückkam, konnte sie sich zum Essen schon auf die Bank setzen. »Kehren
wir heim, sobald wir die Klinge haben?«
    »Ja«, sagte
die Magierin, »mit etwas Glück sind wir so gegen Abend wieder bei dir zu Hause.
Du solltest eines Tages zur Ausbildung ins Magierkolleg, aber …«
    »Fitzroy!«,
hörten sie da Logas aufschreien.
    »Nein!«,
japste Sarras und stürzte hinaus. Und Alyssa stellte den Becher ab und folgte
ihr, um zu sehen, was zwei gesetzte Magier so aus der Fassung bringen konnte …
    Der junge Herr
Robert Fitzroy stand, ein Messer von Eisen in der Rechten, im Höhleneingang.
Sein Rock war zerfetzt, Blut rann ihm über Gesicht und Arme. »Nein, ich tauge
zu nichts«, murmelte er, wie betäubt. »Ich bin ein schlechter Dichter. Niemand
mag meine Werke. Niemand mag mich. Ich bin nichts, ein Nichts.«
    »Fitzroy!«,
rief Logas gebieterisch. »Leg die Klinge nieder!«
    Leider hatte
Fitzroy weder Ohren noch Augen für irgendjemand. »Ich sollte nicht existieren«,
fuhr er betrübt fort. »Ich sollte tot sein.« Damit kehrte er den Dolch gegen
seine Brust und starrte wie hypnotisiert darauf.
    »Alyssa«,
flehte Sarras, »nimm ihm diese Klinge ab.«
    Und die folgte
dem Ton in Sarras’ Stimme, ohne nachzudenken –den Befehlen Älterer zu
gehorchen, war ihr ja seit langem Gewohnheit. Und so stürzte sie sich mit drei,
vier Schritten auf Fitzroy, um ihm den Dolch zu entringen, zu entreißen.
    Aber er war
älter und kräftiger als sie – und sie von den Mühen des Vortages mitgenommen.
So stürzten sie, ineinander verknäult, um die Klinge ringend zu Boden … Und als
Alyssa sie ihm schließlich entreißen konnte, hatte er sich schon so schwere
Brustverletzungen zugefügt, dass ihm beim Atmen Blut aus dem Mund tropfte … und
sie selbst war mit seinem Blut beschmiert.
    So kniete
Logas sich rasch neben ihn und fuhr ihm mit beiden Händen in geringem Abstand
über den Leib. »Sarras!«, keuchte er. »Komm, hilf mir!«
    Da wich Alyssa
zurück, damit sich die Magierin an die andere Seite des Verletzten knien
konnte,

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