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Silberschwester - 14

Silberschwester - 14

Titel: Silberschwester - 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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ich auch zu viel zu
tun.«
    Sarras
lächelte. »So, dann werde ich mich um die Verpflegung für diese Reise kümmern,
und du sagst dem Haushofmeister, was er für die nächsten Tage alles zu besorgen
hat.«
     
    Sarras war überaus tüchtig: Bis zum
Abendessen hatte sie für Alyssa feste Kleidung und Stiefel sowie für alle den
nötigen Proviant aufgetrieben. Nun versuchte sie sogar, Fitzroy dazu zu
bringen, zu einer vernünftigen Zeit schlafen zu gehen … statt alle Welt zu
zwingen, aufzubleiben und sich anzuhören, was er wieder an Epischem zu Papier
gebracht hatte …
    Aber, dachte
Alyssa, als sie, höflich lächelnd, aber heftig gegen die Langeweile kämpfend,
so dasaß: Fitzroy zu hindern, sein Talent zu demonstrieren, das könnte nur ein
Gott – oder vielleicht einer seiner »Älteren Götter«. Die wirkten sogar in
seinem einschläfernd langatmigen Epos herzlos und böse … Zum Glück musste sie
die nicht anbeten und verehren!
    Seine Poesie,
oder Prosa, sie war sich nicht ganz sicher, in welche Rubrik sein Werk fiel –
war so stilvoll und gestelzt, dass man nie recht wusste, wovon sie letztlich
handelte, doch, unterstellt, dass wenigstens ein wahres Wort daran war, klang
das mit der Klinge der Vernichtung nun weitaus riskanter als bei den beiden
Magiern. Er sprach von einer Zeit, in der sie ungehindert von Hand zu Hand
gewandert sei, wobei es dann in kurzen Abständen heftiges Blutvergießen gegeben
habe. Es war auch von Vernichteten oder Nichtsen die Rede, was anscheinend Monster
oder in Monster Verwandelte oder Menschen waren, die sich wie solche gaben. Als
der erste Hüter die Klinge in Verwahrung genommen habe, sei das der Beginn
einer Ära des Friedens gewesen! Es folgte ein Loblied von einschläfernder Länge
auf die Tugenden des ersten Hüters, und auf die seiner aberdutzend Nachfolger –
am Ende war Alyssa immer noch nicht recht klar, was ein Hüter zu tun hatte. Sie
war aber viel zu müde, um sich darum graue Haare wachsen zu lassen – und froh,
sich in ihr Bett flüchten zu können.
     
    Alyssa stand, wie üblich, bei
Morgengrauen auf, Fitzroy aber war auch durch die resolute Sarras nicht
frühmorgens aus dem Bett zu bringen. So war es schon Vormittag, als sie endlich
aus der Burg kamen und die Straße zum Nordgebirge nahmen.
    Der Tag hatte
sonnig, wenn auch frisch, begonnen. Zu Mittag fühlte Alyssa »Feuchtes« im
Gesicht: ob von Nebel, leichtem Regen oder spärlichem Schneefall konnte sie
nicht sagen. Und eben diese Ungewissheit gab ihr ein noch viel unbehaglicheres
Gefühl. Sie blickte in die Runde: Keiner der Übrigen schien etwas
Ungewöhnliches zu bemerken.
    Dann stieg das
Gelände noch steiler an, und Alyssa schleppte sich grimmig voran und gab Acht,
wohin sie den Fuß setzte. Der Weg war zum Glück gut zu erkennen: ein Band
blanker Erde zu Füßen der mit Gras und Felsen, Kiefern und Kiefernzapfen, altem
Laub und kahlen Bäumen bedeckten Berge. Der Schnee war fortgetaut, aber der
Frühling noch zu sehr in den Anfängen; die Bäume zeigten noch kein Grün. Das
Land wirkte kahl und öde.
    Jetzt hörte sie
hangauf, zur Rechten, etwas poltern, sah im Aufblicken einen faustgroßen Stein
auf sich zuhüpfen. Gleich sprang sie beiseite, schrie und fuhr herum, um zu
sehen, wer da warf, und sah auf halbem Hang ein Eichhörnchen hocken. Es schien
auf sie böse zu sein – aber das ist ja Unsinn, schalt sie sich, wenn schon
wütend, dann auf sich selbst, weil es auf dem losen Stein ausgerutscht ist! Es
schimpfte sie alle noch kurz aus, machte dann kehrt und huschte, den eisgrauen
Schwanz wie ein Banner hinter sich aufgereckt, in den nahen Wald.
    Fitzroy
seufzte. »Nur ein Eichhörnchen«, sagte er entrüstet. »Wovor hast du denn keine
Angst? Also, wie soll ich denn mit solchem Quellenmaterial ein Heldenepos
schreiben?«
    »Denk dir doch
einfach etwas aus!«, fauchte sie zurück. »Tun das die Dichter nicht sowieso?«
Sie hatte keine Angst vor ihm – ihr war doch schon klar, dass er ein Idiot war,
der nur wegen seiner hohen Geburt geduldet wurde.
    »Genug!«, kam
Logas’ Machtwort. Also schloss sie den Mund und richtete ihr ganzes Augenmerk wieder
auf ihren Pfad. Es ging weiter steil bergan, und der Nebel, so nannte Alyssa
das nun bei sich, trieb ringsum in weißen Schwaden dahin, wurde aber bald so
dicht, dass sie kaum noch den Boden unter den Füßen, geschweige denn den Rest
der Gruppe, sah.
    Logas ging
frisch und munter voran – und sie folgte grimmig, in seinen Fußstapfen, und
betete zu

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