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Silberschwester - 14

Silberschwester - 14

Titel: Silberschwester - 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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und verfolgte fasziniert, wie die beiden über ihm die Hände verschränkten
… ein blaugrünes Licht strömte hervor, das sich zwischen ihnen nun sammelte.
    Sieht wie der
Nebel aus, durch den wir auf dem Herweg zogen, dachte sie. Aber der um Fitzroy
verflog, als ob ihn ein Wind wegblasen würde … Und nach ein paar Minuten ließen
die beiden Magier einander los und lehnten sich leicht zurück. Logas schloss
Fitzroy mit ausgestreckter Hand die Augen, und Sarras drehte sich besorgt zu
Alyssa um und fragte: »Alles in Ordnung?«
    Alyssa starrte
auf den Dolch in ihren Händen. »Das also ist die Klinge der Vernichtung«, sagte
sie. Es war keine Frage. Sie spürte diese in der Klinge gefangene Kraft, die
Fitzroy dazu gebracht hatte, sich umzubringen, und auch sie drängte, die Hand
gegen sich zu erheben … Ihr war, als ob ihr jemand ins Ohr spräche, als ob ihr
die Mutter ins Ohr flüsterte und sagte – sie sei ein Nichts, sei hässlich, dumm
und zu nichts zu gebrauchen, und es wäre besser, sie wäre nie geboren, und sie
sollte diesen offensichtlichen Fehler korrigieren …
    Aber sie hatte
jahrelang mit diesem Gefühl gelebt und wusste, was davon zu halten. Das war
eine emotionale Reaktion – sie fühlte sich elend dabei, musste aber nicht
danach handeln … Sie war stärker! Ob irgendjemand sie liebte oder nicht, ja, ob
alle Welt sie hasste – sie lebte, weil Gott es so gewollt hatte, und würde so
lange leben, wie er es wollte, und kein Stück Eisen, und sei es noch so spitz
und so scharf, brächte sie zu dem Versuch, das zu ändern.
    Darum hat sie
mich gefragt, ob ich schon daran gedacht habe, mich zu töten, dachte sie. Darum
haben sie mich zur Hüterin dieser Klinge erkoren. Und Fitzroy starb, weil er,
der immer Geschmeichelte, immer Gelobte dieses Gefühl nicht ertrug und diesen
Schock nicht verkraftete. Aber ich habe das schon oft gefühlt, und werde es
auch wieder haben, aber ich kann damit umgehen.
    Ruhig blickte
sie Sarras und Logas an. »Alles in Ordnung«, sagte sie. »Es ist schlimm, aber
ich werde keine Dummheiten damit machen.«
    »Leg sie auf
den Boden«, riet Sarras. »Es wird sie nun wohl niemand mehr anfassen.« Und mit
Blick auf die vom Grotteneingang entsetzt herstarrenden Diener: »Ich hole dir
ein Seidentuch zum Einschlagen.«
    Alyssa legte
den Dolch angewidert nieder und bat: »Bring mir doch auch etwas Wasser.
Blutverschmiert will ich die Klinge nicht einwickeln, sie würde nur an der
Seide kleben.«
    Sarras nickte
kurz, verschwand in der Tiefe der Grotte und kehrte mit dem Wassersack und
einem schwarzen Schal zurück. Da säuberte und verpackte Alyssa ihre Klinge,
während Logas die Diener hieß, für den Transport der Leiche eine Bahre zu
bauen, und Sarras den restlichen Proviant einpackte.
    Dann stand
Alyssa auf und starrte auf den Toten hinab. »Wir schaffen ihn besser so rasch
wie möglich zu mir heim«, riet sie. »Wir haben ja nicht das Nötige dabei, um
eine Leiche zu waschen und aufzubahren, aber dort hätten wir unsere Kapelle
dazu. Dem König wäre es wohl nicht recht, wenn wir ihn hier beerdigten.«
    »Sehr
richtig«, sagte Logas und sah sich prüfend um. »Haben wir auch alles?«
    »Fast!« Sarras
machte kehrt, lief zum Ende der Höhle und kam einen Moment später zurück und
gab Alyssa eine Messerscheide aus schwarzem Leder, die mit dünnen Tragriemen
versehen war. »Hier für den Dolch, binde sie dir über den Rücken, du wirst für
den Heimweg die Hände frei haben müssen.«
    »Danke!« Alyssa
steckte die eingeschlagene Klinge ein, hing sie sich über den oberen Rücken und
zog ihren Umhang darüber – diesen Dolch würde sie wohl nicht schnell ziehen
müssen.
     
    Der Heimweg war kaum weniger übel als
der Herweg. Wenigstens regnete es ja nicht. Aber der Pfad war lehmig und
glitschig, und bergab waren andere Muskeln gefragt – und mit der Leiche kam man
ja nur langsam voran. Die Diener wechselten einander mit dem Tragen ab, und
selbst Logas beteiligte sich. Alyssa hatte nur den Dolch zu tragen, aber das
war auch Last genug. Die Seide und das Leder halfen wohl – und doch war ihr,
als ob er weiter auf sie einredete.
    Als sie nur
noch einige Meilen bis zur Burg vor sich hatten, brach die Nacht herein … Die
beiden Magier zündeten an den Enden ihrer Stöcke Zauberlichter an, und damit
ging es zügig weiter. Keiner dachte daran, Halt zu machen und ein Lager
aufzuschlagen. Alyssa hatte sogar das Gefühl, sie könnte zweimal so weit
marschieren, wenn sie die Sicherheit

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