Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Silberschwester - 14

Silberschwester - 14

Titel: Silberschwester - 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
unergründlichem Lächeln.
    »Nicht mehr
als die Lapiskatze?«, gab sie zurück.
    »Sehr gut,
Katzenauge«, lachte er und ließ sich auf eine der Bänke plumpsen, die zwischen
den Arbeitstischen standen.
    »Und wo genau
ist, übrigens, die Lapiskatze?«
    »Wo du sie
wähnst und weißt«, sagte er und wies auf die Wand hinter ihr. »Das Problem ist
nur, wie kommt man hinein. Wenn du das schaffst, kannst du dir die Katze wieder
nehmen.«
    »Aber ich bin
nur eine einfache Steinwirkerin«, begann sie.
    »Wirklich?«,
fragte er glatt. »Glaubst du denn, du mit deinen Katzenaugen und deiner
Elfenbeinhaut, in deinen Adern flösse kein Tropfen von deines Vaters Blut … wäre
kein Gran von seiner Macht?«
    »Macht?«
    »Ja, Macht.
Ihm hätte da im Steinernen Haus der erste Platz gebührt. Ich habe nie einen
begabteren Steinwerker gesehen als ihn. Dazu war er noch von der Steinzauberin
Archimita in den Feinheiten des Metiers geschult.«
    »Ja, wenn er
so mächtig war, was ist dann aus ihm geworden?«, fragte sie. »Warum hat mir
außer dir noch kein Mensch, nicht einmal meine Mutter, seinen Namen genannt?«
    »Ficallan, der
damalige König, war ein ehrgeiziger Mann. Er hat allzeit Macht begehrt, doch
als ihm mit dem Altern die Gesundheit schwand, begehrte er auch ewiges Leben.
Nun wusste er, dass Nizirä von Archimita, seiner weisen Mentorin, in die
geheime Kunst der Steinbelebung eingeweiht worden war … So hieß er ihn, ihm ein
riesiges Idol in Form einer Wüstenkatze zu fertigen und es mit seinem Geist zu
erfüllen, so wie die Steingöttin mit dem der Ebenen von Itara erfüllt worden war!
Nizirä konnte ihm nicht zu Willen sein, gibt es doch für den Steinmetz kein
schlimmeres Sakrileg als das, einen falschen Götzen zu erschaffen – und so
fertigte er stattdessen diese Lapiskatze. Und die präsentierte er dem König,
als der nach dem Stand seiner Arbeit fragte. Der König war so außer sich vor
Wut über den offenen Ungehorsam, dass er ihn als Verräter zum langsamen Tod
durch die Tortur verurteilte.«
    »Dann ist er
also tot«, sagte sie, mit einem Gefühl, als ob ihr der Boden unter den Füßen
wiche.
    »Er wurde
verurteilt, habe ich gesagt«, verbesserte er, mit kehligem Kichern. »Aber das
Urteil wurde nie ausgeführt. Als ich ihn am Morgen darauf mit der Wache
aufsuchen wollte, um ihm jede denkbare Hilfe anzubieten, war die Werkstatt,
worin man ihn festgesetzt hatte, leer! Nur die Lapiskatze, die war noch da,
stand, mit einem goldenen Tuch verhüllt, auf einem Steinblock, den er für seine
Magierarbeit benutzt hatte …
    Der Raum hat
keinen anderen Ausgang. Er musste sich in einem der vielen geheimen
Wandschränke dort versteckt haben. Aber vielleicht hatte er seinen Geist ja in
diese steinerne Katze versetzt! So nahm ich die Figur an mich, ehe die Kerle
ihrer gewahr wurden.
    Als Ficallan
davon hörte, rief er Beharn, der auch einer der damals in Jadasia ansässigen
Steinmagier und ein erbitterter Rivale deines Vaters war, und befahl ihm, diese
Werkstatt zu versiegeln, damit Niziräs Geist darin gefangen blieb … Beharn tat
nun, wie er geheißen, und baute dann eine Wand mit einem Zauber davor, der
alle, die Nizirä zu Hilfe kommen wollten, hinderte, zu ihm zu gelangen.
    Da ich sonst
nichts tun konnte, hielt ich die Lapiskatze bis zu Ficallans Tod versteckt,
stellte sie dann in meinen Stand … und wartete, dass du erwachsen würdest, dich
deines Bluts als würdig erwiesest.«
    »Ein hoher
Preis für die Ehre!«, murmelte sie, und Trauer um den Vater, den sie nie kennen
gelernt hatte, blühte wie eine Dornbuschblüte in ihrem Herzen auf. An so
wütende Qual nicht gewöhnt und bemüht, die Fassung wiederzuerlangen, lehnte sie
sich rücklings an Beharns Wand aus grob behauenem Stein. Die Handflächen fest
gegen das Mauerwerk gepresst, das ihr nicht weichen wollte, schlug sie in
Gedanken darauf ein, um es in Trümmer und Schutt zu legen. Wieder, wie in
Antwort auf ihre magische Attacke, überkam sie dieses Gefühl, dass etwas nicht
stimmte.
    »Mit welchem
Bann wurden Raum und Wand belegt?«, fragte sie. »Weißt du das?«
    »Nicht seine
Beschaffenheit, doch die Wirkungsweise ist mir bekannt. Aber ich habe weder die
Kraft noch die Fertigkeit, ihn zu brechen. Die Götter wissen, wie sehr ich es
versucht habe!«
    »Mach dir
nichts draus. Nun sind wir ja unser zwei, und Blut ruft Blut, so wie die Katze
mich all die Jahre gerufen hat.« Da drehte sie sich dem Jungen zu: »Dab, du
stehst hier Wache für uns. Sorge dafür,

Weitere Kostenlose Bücher