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Silberschwester - 14

Silberschwester - 14

Titel: Silberschwester - 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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dass uns niemand stört.«
    »Da kommt
niemand durch«, sagte er mit grimmigem Nicken und huschte lautlos durch den
großen Raum, um vor der Tür Posten zu beziehen.
    Shallisa
setzte sich mit dem Rücken zur Wand auf den Boden, winkte Maldor, sich ihr
gegenüber niederzulassen, nahm seine Hände und sagte: »Letzte Nacht also, in
meiner Traumgestalt, betrat ich den Raum ungehindert und sah dort die
Lapiskatze. Wie ist das möglich?«
    »Der Bann, der
den Stein bindet, ist körperlicher Natur, und jener, der diese Kammer
versiegelt, sollte nur Niziräs Geist einsperren. So stieß dein Geist weder beim
Kommen noch beim Gehen auf Widerstand. Wenn aber diese Lapiskatze wirklich da
hinein gelangte,« sagte er mit gedankenvollem Blick, »musst du auf den Zauber
gekommen sein, den ich schon lange suche und der Niziräs Geist gestattet, Macht
über die Steingestalt zu erlangen. Also wieder zur Ausübung seiner Magie fähig,
hätte er die verschlossene Kammer mühelos betreten können, um sie erst danach
zu verlassen.«
    »Ich
verstehe«, sagte sie und nickte, fiel ihr doch ein, wie sie der Figur Augen und
Ohren, Nase und Mund spielerisch mit Indigopaste bemalt hatte. »Sehr schön,
Meister Maldor, jetzt zeige mir, was du von dem Zauber weißt, der Stein
bindet.«
    Damit schloss
sie die Augen, holte tief Luft und öffnete sich für die Mauer, wie sie sich
ihrer Lapiskatze geöffnet hatte. Und ganz allmählich sickerten ihre Sinne in
das Gemäuer, spürten das Netzwerk dieses Zaubers auf, das es körperlich
undurchbrechlich machte. Dann begann sie, mit der Hilfe des Steinmetzmeisters,
das Muster, nach dem es gewirkt war, zu erspüren.
    Es war ein
Muster, vermerkte sie erleichtert, wie bei ihren Halsketten, zog sich aber
durch die Mauersteine durch, statt sie, wie erwartet, einzubeziehen … Für eine
Sekunde nur sah sie es in seinem gesamten Plan aufscheinen. Dann verblasste das
Bild wieder, aber das war ihr genug gewesen!
    Bedacht,
behutsam begann sie die Zauberfäden aufzuziehen, so wie sie ein schlampig
gewirktes Halsband auseinander gezupft hätte … Eine mühsame, erschöpfende
Arbeit, aber schließlich war das Netz nicht mehr. Da stürzte die Mauer krachend
ein, ging ein Hagel von kieselgroßen Trümmern sowie dicker Staub auf die beiden
nieder!
    Als sie sich
da herausgewühlt und einen Weg zur freigelegten Tür gebahnt hatten – fanden sie
die verschlossen und mussten sie darum Dab von seinem Posten hereinrufen.
Grinsend drehte er seinen Dietrich im rostigen Schloss, dass es knirschte und
quietschte, grinste, als ein dumpfer Klick zu hören war, und riss dann mit
einer Verbeugung, die jedem Höfling Ehre gemacht hätte, die Tür weit auf,
sodass Shallisa eintreten konnte.
    Die Luft dort
drinnen war keineswegs abgestanden, wie sonst nach langer Versiegelung … und es
war, wie sie im Licht von Maldors Laterne und ihrer Fackel sah, alles genau wie
in ihrem Traum: diese Steintafel, die Tische auf beiden Seiten, die mit
Goldtuch verhüllte Figur in der Mitte, ja, und alles tadellos erhalten, ohne
eine Spur von Staub oder Beschlag.
    Da trat sie
näher und hob mit spitzen Fingern das Tuch, ließ es auf eines der Tischchen
fallen. Und sah den Lapiskater, so leblos und blind wie eh, in dem Kreis aus
seltsamen Zeichen sitzen, die tief in die Chalcedonittafel geritzt waren. Ohne
Zögern tauchte sie den Finger in den Tiegel mit Indigosalbe und wiederholte
Punkt um Punkt den Ritus, den sie die Nacht zuvor im Traum vollzogen hatte –
und wieder streckte, putzte der Kater sich und sprach dann: »Oh, endlich bin
ich wieder frei! Ich danke, meine Tochter«, schnurrte er und rieb, da sie ihn
spontan streicheln wollte, die glatte blaue Schnauze an ihrer Hand und schwieg
dann.
    »Adieu, Vater?«,
flüsterte sie.
    »Sage mir noch
kein Lebewohl, ich bin hier«, rief da jemand hinter ihr – als sie herumfuhr,
sah sie aus einer Geheimtür der dicken Mauer einen groß gewachsenen und sehr
blonden Mann treten, der die goldene Robe eines Steinmagiers trug.
    »Ach, du hast
das Haar und Gesicht deiner Mutter, aber meine Augen«, sagte er mit warmer
Stimme, einer erstaunlich warmen Stimme für einen, der zwanzig Jahre
eingemauert gewesen war … Und er nahm die zögernd näher kommende Shallisa in
die Arme, ließ sie dann sacht gehen. »Wie schön, mit dir wieder sprechen zu
können, alter Freund«, rief er dann und wandte sich Maldor zu, um ihn zu
umarmen. »Ich muss dich für deine jahrelange Fürsorge belohnen.«
    »Dich am Leben
und wohlauf

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