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Silberschwester - 14

Silberschwester - 14

Titel: Silberschwester - 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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gespielter
Höflichkeit.
    Die Distanz
zwischen ihnen überwand es in scharfem Angalopp. Und stieß ihr ohne Erbarmen
das spitze, harte Horn aus Gold und Silber mitten in den blutigen Brustpanzer.
    Sie kam jäh
wieder zu sich. Aus kaum einem Fuß Abstand besah noch ein Paar blauer Augen sie
… Augen ohne Arg diesmal und nun zu einem Menschengesicht gehörig, das von
rabenschwarzem Haar gerahmt war.
    Pochender
Schmerz unterm Kettenhemd und, wie ihr ihre Finger sagten, eine tiefe Beule im
Harnisch; das wird einen sehenswerten blauen Fleck über dem Brustbein geben …
    Dem jungen
Mann, der sie neugierig musterte, knospte auf der glatten Stirn ein Horn –
schon gerippt, ein sehr helles Grau mit einem blassen Buttergelb gegen die
elfenbeinweiße Stirn. Er war nackt; La Faie Suiateih hatte bei ihm wohl vor
langem mit menschlichen Bekleidungsgewohnheiten gebrochen.
    »Mein Prinz,
weißt du noch deinen Namen?«, fragte sie sanft. Da verunzierte eine Falte die
Weite zwischen den buschigen schwarzen Brauen.
    »Meinen
Namen?«, wisperte der junge Mann, als ob dieses Wort, dieser Begriff ihm völlig
fremd und doch, paradoxerweise, so vertraut wie seine Haut war.
    Vielleicht
hätte sie, mit etwas mehr Zeit, seine Erinnerung ja auffrischen können. Aber
beim nächsten Atemzug zerriss ein Wutschrei die Stille – gleich einem Donner,
den ein zorniger Sturmgott geschleudert hatte.
    »Nein«, rief
der Prinz, von dem Ansturm, wenn auch ganz ohne Schaden, zu Boden geworfen.
    La Faie
Suiateih bäumte sich, teilte mit scharfen Hufen die Luft, landete dann schwer,
riss dabei noch neben Enyas Beinen riesige Rasenstücke auf.
    »Sieh dir
deine Toten genauer an«, sagte Enya mit, trotz der Demonstration der Stärke,
fester Stimme und Miene.
    Jäh traf das
Horn die Delle im Panzer wieder und drückte mit wachsender Kraft dagegen.
    »Eine wehrlose
Frau zu töten, schadet das nicht deinem Ruf?«, stieß Enya da furchtlos, wenn
auch unter dem Druck keuchend, hervor.
    La Faie
Suiateih schnaubte verächtlich – oder doch mit einer Spur Betroffenheit?
    »Bitte, nicht!«,
fiel der junge Mann da ein, fasste mit seinen viel zu weichen, viel zu zarten
Händen das harte Spiralhorn, versuchte, es zurückzuzerren. »Ich bitte dich,
lass sie!«
    La Faie
Suiateih wieherte genervt, gab jedoch, aus Rücksicht auf seine zarte Haut,
nach, drängte ihn bloß ein gutes Stück von der zu Boden Gestreckten fort.
    »Du
verweigerst ihm schon zu lange den rechtmäßigen Platz«, sagte Enya. »Es ist
Zeit, dass er nach Hause zurückkehrt.«
    Das Pferdemaul
verzog sich zur Parodie eines Grinsens. »Und du bist nun die, die ihn
mitnimmt?« Die melodiöse Stimme, so atemberaubend schön wie der Gesang von
abertausend Engeln, kam tief aus der mächtigen Brust. »Du hast ihn ja so
behütet und beschützt, oder? Für deine gute Arbeit hat man dich doch sicher
gelobt!«
    Enya kniff den
Mund zusammen – verbiss sich aber ihre ärgerliche Antwort, ließ sich zu nichts
hinreißen.
    »Wie viele
Monate haben die Wächter den Wald da durchkämmt?«, zischte das erlesene Wesen.
»Und wie viele Jahre hast du ihn durchstreift und mich mit jedem Atemzug
verflucht? Niemand kann mich ohne meine Einwilligung finden, niemand meinen
Gefährten fangen! Aber es belustigt mich, dass du dich, halb tot schon, hierher
schleppst, um es nun ein letztes Mal zu versuchen und dich reinzuwaschen. Oder
… meinst du etwa, dass ich Mitleid mit dir hätte? Dir dein wertloses Leben
ließe und dich auch verwandelte? Auch wenn du so von Magie berührt wärst wie
er« – mit einem Schlenker des zierlichen Mauls zeigte es auf den Prinzen, der
jedes Wort aufsog und immer bedrückter wirkte – »du hast doch schon vor langer
Zeit die Unschuld verloren, die es für eine Verwandlung braucht. Du bist dieser
Ehre auch nicht würdig!«
    »Was weißt du
von Ehre? Du hast doch eine einzelne Gardistin überfallen und ein zehnjähriges
Kind entführt.« Da stieg, so sehr sie sich dagegen wehrte, die Erinnerung auf,
und eine Scham so heiß wie eh und je überkam sie.
    Der Königin
behagte ihr Vorschlag gar nicht. Aber sie wusste, dass sie sie überreden würde.
    »So nah bei
der Burg, und in Hörweite so vieler Wächter, was könnte denn dagegen sprechen,
den Jungen am Waldrand spielen zu lassen?«, sprach sie geduldig und voller
Überzeugungskraft. Ja, was konnte schon im Waldesdunkel lauern, womit sie nicht
fertig würde … sie, eine der wenigen Gardistinnen, die ins Elitekorps der
Schwerterlegion aufgenommen

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