Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Silberschwester - 14

Silberschwester - 14

Titel: Silberschwester - 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
wollte ihn der Göttin schenken. Aber du irrst.«
    Missklang, das
Band zerriss vor Blut und Angst.
    Hellia schrie
gellend. Etwas Heißes, Nasses spritzte ihr ins Gesicht. Sie riss die Augen auf:
Der Hauptmann war tief über seinen Sohn gebeugt. Der Griff eines Dolchs ragte
dem Jungen aus dem Hals. Blut tränkte seinen Rock, bildete eine Pfütze.
    Sie suchte
nach seiner Seele. Fort!
    Und der
Hauptmann starrte sie an. »Du glaubst, die Göttin segne dich …«
    »Nein«,
erwiderte Hellia, ließ die Leiche los und erhob sich vorsichtig, unsicher, mit
zitternden Beinen. »Ich hoffe, sie segnet, was meine Aufgabe und Mission ist.«
    Es war hart,
an dem Hauptmann vorbeizugehen, hart auch, zum nächsten Gefallenen zu gehen.
Sie kniete sich neben ihn, bar des göttlichen Segens. Und bar auch der
Hoffnung, dass er ihr je zuteil würde.

LISA DEASON
     
    Lisa Deason ist auch »eine von uns« … und
ist soeben aktives Mitglied der SFWA geworden, der »Society for Science Fiction
and Fantasy Writers of America«. Und das Einzige, was ich an ihrer Story zu
bemängeln habe, ist der Titel. In der schönen Literatur sollte nämlich, davon
bin ich ganz fest überzeugt, jeder exotische Name wenigstens leicht
auszusprechen sein – entweder einfach so, wie man ihn buchstabiert, oder nach
dem Zusammenhang. Es gibt ja eine Denkschule, die sagt, wenn die Namen zu
simpel wären, würde auch die Story zu schlicht. Ich meine jedoch, Einfachheit
ist das Beste, und sage den Leuten darum immer: einfacher, einfacher, einfacher

    Eines meiner
Prinzipien, das wichtigste vielleicht, ist, dass man den Plot der Story, also
die Handlung, in einen einzigen Satz fassen können muss. Wenn man nicht mit
einem Satz sagen kann, »um was es in der Geschichte geht«, ist sie einfach zu
kompliziert. Selbst ein Roman, so lang wie Vom Winde verweht, lässt
sich, im Hinblick auf den Plot, in nur einem Satz wiedergeben. Sollten Sie
feststellen, dass Sie Ihre Storys ausführlicher erklären, prüfen Sie besser, ob
Sie nicht zu kompliziert schreiben … Mir wurde dazu einmal eine bittere Lektion
erteilt: Als ich meinem ersten Mann den Plot von William Hope Hodgsons Roman The
Boats of the Glen Carrig erklärt hatte, fragte er, warum ich meine Bücher
nie so kurz und bündig wiedergeben könnte. Von da an sah ich aber darauf, dass
ich meine Plots auf einer Karteikarte zusammenfassen konnte! Und ab da
verkauften sich meine Bücher auch sehr schön! Es ist immer noch eine gute Übung
– so gab ich den Teilnehmern meiner Schreibkurse immer auf, die Handlung ihrer
Storys nach folgenden Fragen zusammenzufassen:
    1. Wer ist die
Hauptperson?
    2. Was will er
(sie) haben?
    3. Was hindert
ihn (sie), es zu bekommen?
    4. Bekommt er
(sie) es am Ende?
    Glauben Sie es oder nicht – aber in
den Antworten auf diese vier kurzen Fragen liegt die ganze Kunst des
Schreibens, wie ich sie in beinahe sechzig Jahren gelernt habe. Lisa hat es
gelernt, und Sie können es auch lernen. – MZB

LISA DEASON
     
    La Faie
Suiateih
     
    Enya sackte gegen einen der zigtausend
Stämme des Eichwalds. Ihre verschiedenfarbigen Augen, feiner Marmor sowie
dunkler Stahl, waren nur noch Schlitze in ihrem eckigen Gesicht. Der braune,
blutgetränkte Umhang, der sie einhüllte, teilte sich eben genug, um ein matt
glänzendes, mit Blut bespritztes und mit Blut verkrustetes Kettenhemd sichtbar
werden zu lassen. Die eine gepanzerte Hand ruhte, halb geschlossen, im Schoß,
die andere lag schlaff auf der Erde, neben dem Schenkel. Das üppige,
schulterlange einst kastanienbraune Haar war, trotz ihrer erst achtundzwanzig
Lenze, schon grau meliert, und das seit etlichen Jahren.
    Schwer zu
sagen, wie lange sie dort so lag, verbarg doch das dichte Laubdach den Lauf der
Sonne hoch droben am Himmel.
    Badammm,
Badammm. Dumpfe, dröhnende Hufschläge – so gefühlt wie gehört. Ihr Herz tat
einen Satz, doch sie hob den Blick nicht, nicht ehe eine lange, lange Zeit
vergangen war.
    Schlank und
von reinem Weiß, mit prächtiger Mähne und vollem Schweif und Hufen, die wie
Flint bei jeder Bewegung blitzten – so stand es da. Ein Spiralhorn aus Silber
und Gold kam ihm über den leuchtend blauen Augen aus der Stirn.
    Das war ein
Erkennen in seinen Augen – Erkennen und Triumph. Die feinen Nüstern blähten
sich, jetzt wieherte es, vor Vergnügen über die Witterung.
    Von den vielen
Namen jenes Wesens nahm Enya jetzt einen der ältesten, obskursten: »La Faie
Suiateih«, sagte sie. Und der formvollendete Kopf neigte sich in

Weitere Kostenlose Bücher