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Silberschwester - 14

Silberschwester - 14

Titel: Silberschwester - 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Brüderchen, zu saugen begann und das
klägliche Weinen einstellte.
    »Die heiligen
Götter mögen dich beschützen!«, flüsterte Bera und schrieb auf jede seiner
winzigen Brauen die Siegesrune. »Willkommen auf dieser Welt!«
    »Beide am
Leben und dürften es auch bleiben, wenn sie genug Milch für sie hat«, meinte
Halla. »Du hast dein Handwerk wirklich gelernt.«
    »Meine Völva
ist eine weise Frau und hat das Ohr des Jarls. Halvor wird ihr auch zuhören,
wenn sie von dem Besuch hier erzählt«, erwiderte Bera gleichmütig und gelassen.
»Es wäre also gut, nicht wahr, der Mutter und ihren Kindern ein schönes, warmes
Bett zu bereiten, damit sie ihn alle drei bei seiner Heimkehr begrüßen können.«
    Halla verstand
ihren Hinweis wohl, und so war, als die Sonne dann über die Hügel schaute,
Devorgilla mit ihren Zwillingen im Gesindehaus in einem Kastenbett
untergebracht – an dessen einen Pfosten man, zur Abwehr der Haldre, einen
Eisenbarren hing, denn die Kinder gehörten, solange ihr Vater sie nicht benannt
und mit Wasser bespritzt hatte, um sie in der Sippe willkommen zu heißen, noch
nicht unwiderruflich zur Welt der Menschen.
    Das übrige
Gesinde ging zur Arbeit hinaus und überließ Bera die Wache am Bett der jungen
Mutter, die, mit ihren Kindern neben sich, tief und fest schlief. Und da es
still geworden war in der Kammer, fühlte auch die von der Arbeit der Nacht
erschöpfte Novizin, wie ihr die Augen so schwer wurden, und schlief dann im
Handumdrehen selbst ein.
     
    Bera nahm den kleinen Jungen aus dem
Körbchen, das ihm Wiege war, legte ihn an ihre Schulter und klopfte ihm dann
auf den Rücken, bis sein quengeliges Geweine zum Schluckauf wurde. Er wog kaum
mehr als eine Katze, und sein seidiges Haar am Hals zu spüren war ein Genuss.
Jetzt drehte er den Kopf, spitzte erwartungsvoll den kleinen Mund und saugte
leer, dass es eine Art hatte.
    »Schau doch,
wie er seine Nahrung sucht!«, sagte Bera und lachte. »Er wird bestimmt einmal
ein Krieger.«
    »Ist er schon
wieder hungrig?«, fragte Devorgilla. »Aber ich habe ihn doch gerade gestillt …«
    Drei Tage nach
der Geburt hing ihr der Bauch noch immer wie ein leerer Sack, aber ihre Wangen
zeigten ungewohnte Farbe. Die Milch war eingeschossen, und nun kam sie von Tag
zu Tag mehr zu Kräften. Auch ihre beiden Kleinen schienen sehr dem Leben
zugewandt, obwohl sie ja fast den ganzen Tag über nur geschrien hatten.
    »Manche
Säuglinge sind so«, sagte Halla, die sechs zur Welt gebracht hatte. »Immer am
Weinen … während andere von den Nornen mit Zufriedenheit und der strahlendsten
Laune begabt werden. Aber auch die Schreihälse können gedeihen, wenn sie genug
zu trinken bekommen.«
    Das Mädchen
war eingeschlafen. So legte Bera den Jungen der Mutter an die Brust, worauf er
auch gleich gierig zu saugen begann.
    »Du musst dich
ausruhen«, sagte sie, »und die beiden stillen, wenn sie schreien … Hat Borglind
dich wieder an die Arbeit schicken wollen?«
    Devorgilla
schüttelte den Kopf. »Nein, sie ist ganz freundlich zu mir gewesen. Sie hat mir
eine gute Suppe geschickt.«
    Bera zwinkerte
erstaunt. Aber vielleicht fürchtete die Frau ja die Reaktion ihres Mannes für
den Fall, dass die Kleinen starben! Sie sah auf diese beiden Köpfchen hinab,
blond das eine und schwarzhaarig das andere, und da verschwamm es ihr vor
Augen. Wenn sie denn dazu bestimmt war, weder Mann noch Kind zu haben, konnte
sie doch wenigstens helfen, dass diese beiden Kleinen groß würden.
     
    Ich hatte ihr leicht sagen, sie sollte
sie stillen, wenn sie greinen, dachte Bera, als sie das frisch gewickelte
Mädchen wieder in die Wiege legte. Aber die zwei hatten die letzten drei Tage
ja nur geschrien! Sie tranken Devorgilla bei jedem Stillen die Brüste leer und
schrien dann nach mehr. Aber es war sonst keine Frau auf dem Hof, die gestillt
hätte und ihr als Amme hätte beispringen können. So schrien die zwei, und ihr
dünnes Gejammer erfüllte das Gesindehaus und drang sogar bis zur Halle.
    Einige
begannen finster zu raunen, es sei doch nicht normal, wenn eine Frau wie ein
Tier mit einem Wurf niederkomme! Von neugeborenen Zwillingen überlebten selten
alle beide – wenn diese Irin also nicht alle beide satt bekam, war es wohl am
besten, nur das kräftigere zu behalten, das andere aber auf dem Grabhügel
auszusetzen. Und solange sie noch keine Namen hatten, waren sie auch nicht
wirklich Menschen und war es denn kein Verbrechen, eines sterben zu lassen … So
etwas machte man

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