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Silberschwester - 14

Silberschwester - 14

Titel: Silberschwester - 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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unsteten
Licht mal jung und schön, mal steinalt. »Du bist bereits fünf Jahre bei mir,
Mädchen. Hast du dabei überhaupt nichts gelernt? Meine Talente sind wenig wert,
wenn die Leute nicht an mich glauben. Und hier bin ich nicht die Völva, die mit
den Unsichtbaren verkehrt, sondern die Mutter von Gerdis. Und um ihretwillen
muss ich neutral bleiben, wenn ich kann.«
    Wenn du
kannst?, dachte Bera und umfasste ihre Knie. Und nach einer Zeit, da seufzte
Groa schwer und sprach: »Wenn du in Gefahr kommst, muss ich dir helfen. Denn
auch du bist meine Tochter …«
    Dann sind
diese Zwillinge deine Enkel, dachte Bera grimmig, denn ich liebe sie so, als ob
sie meine Kinder wären. Aber das sprach sie nicht laut aus.
    In der dritten
Nacht legte man die Zwillinge zum dritten und letzten Mal auf die groben
Dielen. Dann fegte Devorgilla um sie herum, sorgsam, wie um den Moment
hinauszuzögern, da man die Kleinen in die Kälte hinaustrüge. Bera sah ihr dabei
zu, hin- und hergerissen zwischen Mitgefühl und Verzweiflung. Befürchtete die
junge Frau denn, dass die Kleinen da wirklich Wechselbälge waren? Wie auch
immer – je früher sie es hinter sich gebracht hätten, desto besser.
    Die
Hofbewohner verfolgten es mit kaum verhohlener Erregung. Die Geschichte wäre im
gesamten Bezirk herum, bevor ein Mond ins Land gegangen war, und so ein
Augenzeugenbericht sollte beim nächsten Jahrmarkt doch wohl für ein, zwei
Gläser Freimet gut sein! Aber Beras Anwesenheit bremste die meisten so weit,
dass sie nur durch Tür und Fenster verfolgten, wie Devorgilla die warm
verpackten Zwillinge mit dem Kehricht zusammen in einen Korb tat und
hinaustrug. Bloß Borglind und Bera begleiteten sie, als Zeugen.
    Wenigstens
wird die natürliche Hitze dieses Dunghaufens sie warm halten, dachte Bera, als
die Irin die beiden Säuglinge ablegte und den Kehricht rings um sie
ausschüttete, und sie sind ja noch zu klein, um sich irgendetwas in den Mund zu
stecken! Aber natürlich, und wie vorhersehbar, begannen sie laut zu weinen,
sobald die Mutter sich etwas entfernte. Die Mutter weinte auch, aber still und
lautlos, und bedeckte ihr Gesicht mit einem Schal. Das war aber, den
Geschichten zufolge, der Augenblick, da die Haldrin erscheinen sollte, um sie
zu rügen und die geraubten Menschenkinder zurückzugeben. Aber nichts geschah,
nichts regte sich.
    Dafür
verstummten die beiden Kleinen. Scharf hoben sich nun die Gebäude gegen die
düstere Linie des Waldes jenseits der Felder und Wiesen ab. Alles wirkte
unwirklich im Schein der Sterne, sogar Borglind, die nur noch ein verhüllter
Schemen war, der im Scheuneneck wartete. Eine Eule rief, dann noch einmal, von
irgendwo weiter entfernt kam Fuchsgekläff – und die Hunde des Hofes antworteten
im Chor darauf. Dann machte sich wieder die Stille breit, unsichtbar wie die
Wesen, auf die sie vergeblich warteten, genau wie Bera es sich gedacht hatte.
    Also räusperte
sie sich endlich und trat einen Schritt vor. »Devorgilla hat getan, was man von
ihr verlangt hatte. Lasst uns also diese Kinder wieder ins Haus bringen, wo sie
doch hingehören.«
    »Die Trollfrau
ist nicht gekommen«, versetzte Borglind, mit angespannter Stimme. Dann trat
auch sie vor, und Devorgilla, die da unweit des Müllhaufens gekauert hatte,
richtete sich auf.
    »Nein«,
wiederholte Bera geduldig. »Diese Kinder gehören ja auch nicht ihr.«
    »Dann sind sie
noch etwas Schlimmeres! So schlimm, dass auch die Haldre sie nicht haben
wollen«, schrie Borglind da, »so böse wie diese rothaarige Hexe, die meinen
Mann in ihr Bett gelockt hat! Ich muss ihn, euch alle vor dem Bösen schützen!
Die Trollbrut muss auf den Grabhügel!«
    Ihre Bosheit
war jetzt offenbar! Doch für die Leute, die das hörten, war das einerlei, denn
sie war in Abwesenheit ihres Mannes die Herrin hier … Bera hörte schon diesen
gierigen, grollenden Unterton in ihrem Gemurmel und Geflüster, und da
erschauderte sie. Sie hatte ihn letzten Sommer gehört, aus einer Menge, die der
Exekution eines Mörders beiwohnte! Man hatte Wunder erwartet – aber die
Geschichte einer Tragödie wüsste man winters am Feuer auch zu goutieren. Schon
schrie Devorgilla auf, da Borglind die greinenden Kleinen unsanft wieder in den
Korb packte, und Halla hielt die unglückliche Mutter zurück … Bera zwang sich, nicht
nach den Kindern zu greifen, wusste sie doch, dass man ihr in den Arm fiele,
ja, vielleicht ans Leben ginge, wenn sie sie mit Gewalt an sich zu bringen
suchte.
    »Eine

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