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Silberschwester - 14

Silberschwester - 14

Titel: Silberschwester - 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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war also verzaubert.
    Ich fluchte
halblaut, fragte: »Vertauscht?« Sie nickte. Ich geriet in hellen Aufruhr. Das
war kein simpler Jagdunfall mehr. Ich überlegte kurz. »Ein Versehen?«, fragte
ich, voller Hoffnung. Sie schüttelte den Kopf.
    »Ich wittere
böse Absicht«, erwiderte sie und zeigte mit dem Kopf auf ihr Pergament. »Das
steht auch in meinem Bericht …« Mir wurde leichter: Die Aussage einer Hexe, ob
mündlich oder schriftlich, hat vor jedem Gericht Beweiskraft.
    Also setzte
ich mich auf den zweiten Feldstuhl. Das Tor nach Dienni zurück würde erst
wieder in drei Tagen geöffnet, und es gab keine Möglichkeit, eine Bitte um
vorgezogene Öffnung durchzugeben. Die Behörden von Dienni würden den Fall
sodann übernehmen und eine Untersuchung durchführen. Die meine wäre bestenfalls
oberflächlich, da ich, laut Gesetz, niemanden gegen seinen Willen und ohne
Rechtsbeistand verhören durfte. Und Rechtsbeistände waren vor drei Tagen nicht
zu haben …
    »Irgendeinen
Verdacht … wer sie vertauscht haben könnte?«, fragte ich.
    »Nein, dazu
sind die Verhältnisse zu unklar. Jeder hatte ja Zugang zu den Waffen und den
Übungsbolzen.«
    Ich nickte.
»Motive?«
    Sie sah mich
mit ihren kühlen braunen Augen an. »Ich bezweifle, dass ihn jemand hier
wirklich mochte«, erwiderte sie. »Arslan konnte ihn auf den Tod nicht
ausstehen, seine Frau hat ihn wegen seines Geldes geheiratet, erzählt man sich
jedenfalls, und man erzählt sich zudem, sie habe eigentlich Ronelli Amandor den
Vorzug gegeben. Und er, er scheint ihr Interesse zu erwidern. Eine hübsche
Bande, nicht wahr?«
    »Ist es nicht
komisch, dass Arslan seiner Nichte erlaubt, ihn zu heiraten«, meinte ich da,
»wenn er so schlecht auf ihn zu sprechen war?«
    Sie zog ein
Gesicht. »Ich bin heute Abend mal ein richtiges Klatschmaul«, sagte sie und
lächelte. »Man hört so, sie sei die ›heiße Braut‹ gewesen bei den jungen
quicken Hähnen der besseren Stände von Dienni … Um einen Skandal zu vermeiden,
musste man sie fix verheiraten. Sie zählt auch zu den oberen Kreisen und sieht
gut aus. Ein guter Fang also für so einen Aufsteiger wie Karran. Arslan dachte
sich ja vielleicht, sie hätten einander verdient. Seine Vorstellung von einem
guten Witz!«
    Ich holte erst
einmal tief Luft, um verdauen zu können, was ich hier zu hören bekommen hatte.
»Bis wir wieder in Dienni sind«, knurrte ich dann, »sind die Spuren kalt
geworden … und es wäre schon Glück, wenn die Ermittlungsbehörde in der Sache
mehr als eben einen Jagdunfall sähe.«
    »Wer immer die
Bolzen vertauscht hat, war verdammt schlau«, gab Tanil mir zu.
    »Sehen wir uns
doch mal den Todeslöwen an«, schlug ich vor. »Ich muss ja immer noch meinen
Bericht schreiben und wäre da für deine Kommentare dankbar.«
    Tanil nickte
und folgte mir in die sternklare Nacht hinaus. Dort fanden wir Gesellschaft … Armand
Do’Sateno! Er besah sich gerade die Todeskatze, als wir daherkamen, und empfing
uns mit einem Nicken und Räuspern. Er war schon älter, aber noch prachtvoll in
Form und ein trefflicher Schütze. Von der Art Kunden wünscht sich eine Führerin
noch mehr.
    »Guten Abend«,
grüßte er, als wir zu ihm traten, und nickte zu der »Katze« hinab. »Hässliches
Biest, was?« Da musste ich ihm Recht geben. Todeslöwen können eine Eleganz,
eine, wenn auch mörderische, Anmut haben, aber der da war hässlich. Man hatte
ihm das Maul aufgesperrt, und so nahm ich eine Fackel, leuchtete in die
stockfinstere Höhle hinein. Von dem Bolzen war nur noch die zerfetzte
Befiederung zu sehen, Spitze und Schaft staken tief in der hinteren Halswand.
    »Ein guter
Schütze«, lobte ich.
    »Hmm, ja, ja«,
pflichtete der alte Soldat mir bei. »Guter Mann das. Und ein guter Schütze,
auch nach all dieser Zeit noch.« Ich blickte verdutzt zu ihm auf, und er
registrierte das und fuhr denn fort: »Ja, lange vor deiner Zeit in der Garde,
junge Frau … Wir kämpften zusammen in den Feldzügen gegen die Räuberkönige
flussauf. Guter Mann. Nur schade, dass er dann den Dienst quittierte, um
Kaufmann zu werden.«
    »Das war es
also«, flüsterte ich und erläuterte, auf seinen fragenden Blick: »Er handhabte
die Waffen gut wie einer, der es gelernt hat. Und nahm seinen Platz in der
Linie auch wie ein erfahrener Soldat ein.«
    Er ließ ein
kurzes Lächeln unter seinem melierten Schnäuzer spielen und knurrte und nickte
zustimmend und anerkennend.
    Da winkte ich
Tanil. Und sie kam her, stellte sich dicht neben

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