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Silberschwester - 14

Silberschwester - 14

Titel: Silberschwester - 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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auf die Distanz nicht zu
sehen, dazu waren sie zu klein – aber sie befanden sich wohl in der Mitte. Wie
alle Jungen, waren sie bestimmt verspielt und begierig darauf, aus dem Schutz
ihrer Mamas in die große weite Welt hinauszuspringen. Wo der Tod wartete. Jetzt
traf ich meine Entscheidung.
    »Wir können
die Herde bis Mittag erreichen. Dann hätten wir Zeit«, sagte ich, »das Gebiet
zu erkunden und die Pirsch zu dem Zeitpunkt anzusetzen, wo die Todeskatze zur
abendlichen Jagd aufbricht.« Ich sah Karran bemüht an. »Wenn das deinen Beifall
findet, Herr.« So wartete er gerade lange genug, um den Anschein zu erwecken,
es sei seine Entscheidung … und nickte dann zustimmend. Todeslöwen geben recht
spektakuläre Trophäen ab.
    Die anderen
kehrten jetzt, warum auch immer, zu ihren Zelten zurück oder kamen zu uns zur
Pferdeanleine, um aufzusatteln und aufzusitzen. Die Unterführerin war Cheila
MacLeish, die nur ein paar Jahre jünger als ich war. Sie war so dunkel wie ich
hell, so rabenschwarz und gertenschlank wie ich fuchshaarig und stämmig. Klug
und zäh war sie außerdem. Sie würde in ein oder zwei Jahren wohl ihre eigene Safari
führen. Und mit dem Trio von Führungslehrlingen, die ihr unterstellt waren, war
unser Team dann komplett.
    Schon
gesellten sich zwei andere Kunden zu uns. Der eine war ein weiterer
Pferdezüchter von den Ufern des Dienni, Arslan Ashailli mit Namen: Ein Gewürz-
und Tabakhändler, von altem Geldadel, der die besten Ställe am ganzen Fluss
gehabt hatte … bis Karrans Pferde begonnen hatten, die meisten großen Rennen zu
gewinnen. Arslan war schlank und ergraut, Karran aber dick und feuerrot: rot
das Haar, rot die Nase, rot die Augen. Sie gaben sich wie dicke Freunde, zwei
Sportsleute, die sich zusammen auf der Jagd erholten. (Nun, und wenn Sie mir
das abkaufen, warum nicht auch ein Stück Land im Delta?) Zu allem Überfluss war
Arslan auch Karrans Schwiegervater – also de facto. Salia, Karrans neue Frau,
war nämlich seine Nichte. Er war seit dem Tod ihres Vaters vor einigen Jahren
ihr Vormund gewesen und hatte sie neulich Karran in die Ehe gegeben. Und sie
war, was man von der zweiten Frau eines so reichen Mannes erwartet: ganz Haar,
Kurven und Pheromone … Jetzt eben war sie bei den Zelten.
    Unser dritter
Jäger, Ronelli Amandor, war Absolvent der Juristischen Fakultät und schon seit
zehn Jahren Anwalt für Handels- und Gesellschaftsrecht in Dienni und hatte die
anderen zu Klienten. Und er war ein gut aussehender Typ mit, wie meine Tante zu
sagen pflegte, »guten Aussichten«. Aber er war noch Junggeselle, was mir zu
denken gab. Doch er hatte Augen für Frauen – Tanil und Cheila hatte er einen
anerkennenden, ja, Kennerblick zugeworfen … aber Salia übrigens auch. Armand
Do’Sateno war der vierte Jäger in unserer Gruppe. Er hatte tags zuvor ein
Säbelhorn erlegt und schlief noch das Dinner zur Feier dieses Erfolges aus. Er
gehörte dem niederen Adel an und war pensionierter Offizier der Königlichen
Garde in Dienni. Wirklich kein schlechter Typ, verglichen mit den übrigen.
    Wir hatten
gute Pferde, das Allerbeste aus beiden Gestüten. Bevor wir aufstiegen, brachten
Salia und einige Diener die Jagdausrüstung heraus. Die Waffen wurden, zur
Sicherheit, in einem separaten Zelt verwahrt, im Lager durfte man bloß das
Kurzschwert tragen. Die Armbrüste und Köcher waren alle von Purdum in Dienni
maßgefertigt. Die Kurzschwerter waren mit Silber ziseliert. Was für ein Haufen
Plunder! Salia hatte ihren großen Auftritt bei der Verabschiedung Karrans zur
Jagd, so mit Küsschen und allem. Aber dieser Blick, den sie Ronelli zuwarf, ehe
sie zu den Zelten zurückeilte, entging mir auch nicht.
    So stiegen wir
neun denn zu Pferd und ritten los. Zum Glück war unterwegs kaum Gelegenheit zu
Schwatz und Unterhaltung. Die Savanne war wie gemacht für Pferde, und so
schlugen wir in der schon warmen Morgenluft einen frischen Trab an – bis Mittag
würde es heiß wie in einem Backofen. Nun näherten wir uns in weitem Bogen,
gegen den Wind, besagter Herde und dem Todeslöwen, der sie belauerte. Hier und
da führte unser Weg durch Baumgruppen, die kühlen Schatten spendeten. Gegen
Mittag waren wir schon nahe genug, um den Schweiß der Herde zu riechen. Da gab
ich das Signal zum Halt, und alles stieg ab.
    Auf ein
Handzeichen Cheilas brachte einer der Lehrlinge die Pferde zu ein paar Bäumen,
damit sie im Schatten weiden konnten. Und ich führte dann, mit Cheila und den
übrigen Lehrlingen als

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