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Silberschwester - 14

Silberschwester - 14

Titel: Silberschwester - 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Verfahrensregeln
erfolgen, soll es bei einer eventuellen Berufungsverhandlung Bestand haben.
Aber endlich war es geschafft, kam Salia, als Letzte, aus dem Zelt. Und das
Gericht zog sich auf meinen Vorschlag zum Tee zurück.
    »Fühlst du
dich wohl?«, fragte ich da Tanil, die zwar etwas blass aussah, aber im Übrigen
in bester Laune schien.
    »Mir geht es
gut … aber ihr werdet mir nicht glauben, was ich zu sagen habe!«
    »Das sehen wir
dann«, erwiderte ich. Nach dem Gesetz durfte sie solche unter Eidzauber
gemachte Aussagen nur vor Gericht wiedergeben. Wir mussten deshalb warten, bis
ich die Sitzung wieder eröffnet hatte. Aber ich konnte warten! Wir tranken also
unseren Tee aus und kehrten an die Arbeit zurück.
    »Die
Verhandlung wird fortgeführt«, erklärte ich. »Und Frau Alana berichtet uns nun
über die von Herrn Arslan Ashailli, Frau Salia Taillan und Herrn Ronelli
Amandor unter Eidbann abgegebenen Erklärungen, soweit es für den anstehenden
Fall relevant ist. Frau Tanil Alana, bitte …« Da erhob sie sich und sprach, an
das versammelte Lager gewandt:
    »Ich, Tanil
Alana, von der Akademie des Obskuren geprüfte, vereidigte und zugelassene Hexe,
habe heutigen Tages unter Eidzauber die von Frau MaCallan Arish schon
identifizierten drei Bürger befragt.
    Ich habe
gehört, dass sie alle drei gegenüber Herrn Karran Taillan feindselige Gefühle
hegten und Klagen hatten. Diese gingen von dem Vorwurf unlauterer
Geschäftsmethoden bis zu dem der Verführung mittels Reichtums und Ansehens
sowie dem ehelicher Vernachlässigung und Entfremdung.« Schön von ihr, dass sie
die Beschwerden nicht Einzelnen zuordnete.
    »Ich habe
ebenfalls befunden, dass alle drei vorsätzlich und mit böswilliger Absicht
versucht haben, den obersten Bolzen von Herrn Karran Taillans Köcher gegen
einen unverzauberten Übungsbolzen auszuwechseln und den dann durch den aus
Herrn Karran Taillans Köcher zu ersetzen.
    Ich konnte
nicht feststellen, in welcher Reihenfolge genau diese drei agierten, ob allein
und ohne Wissen voneinander. Jedoch scheint aus dem Verhör hervorzugehen, dass
der Erste den obersten der magischen Bolzen aus Herrn Karran Taillans Köcher
entfernte und ihn durch den unverzauberten ersetzte. Dass der Zweite das dann,
unwissentlich, rückgängig machte, indem er den unverzauberten Bolzen in Herrn
Karran Taillans Köcher durch den jetzt aus dem Köcher mit den Übungsbolzen
entnommenen verzauberten ersetzte. Und dass der Dritte dies wieder rückgängig
machte, indem er den verzauberten Bolzen aus Herrn Karran Taillans Köcher nahm
und ihn durch diesen unverzauberten ersetzte. Und das war dann jener, der Herrn
Karran Taillan gestrigen Tags bei der Konfrontation mit dem Todeslöwen im Stich
ließ.
    Während nun
nur zwei tatsächlich einen verzauberten Bolzen durch den unverzauberten ersetzt
haben, sind wir doch nicht in der Lage festzustellen, wer sie waren. Es ist
jedoch zu betonen, dass alle Handlungen mit der Intention, Verbrechen zu
begehen, selbst Verbrechen sind, und zwar unabhängig von ihrem Erfolg oder
Scheitern. Darum spreche ich Herrn Arslan Ashailli sowie Frau Salia Taillan und
Herrn Ronelli Amandor aufgrund ihrer eigenen, hier heute unter Eidbann
gemachten Aussagen für des versuchten Mordes schuldig.«
    Sie setzte
sich, unter allgemeiner Verblüffung. Ich sah die drei Schuldiggesprochenen an.
Sie erwiderten meinen Blick so erstaunt wie bestürzt. Wer hätte ihnen das
verdenken können? Armand fand als Erster Fassung und Sprache wieder.
    »Cheila
MacLeish«, kommandierte er in einem Ton, der vielen Kadetten sehr vertraut
gewesen sein dürfte, »übernimm diese Gefangenen und verwahre sie wohl und von
einander getrennt, bis sie der Justiz von Dienni übergeben werden können.« Und
Cheila nahm doch tatsächlich Haltung an, ehe sie ihrerseits die nötigen Befehle
erteilte! Da kam ich aber wieder zu mir – rechtzeitig, um das Gericht
ordnungsgemäß aufzuheben. Und so gingen wir ins Messezelt, auf ein Glas Wein.
Wir konnten jetzt alle eins gebrauchen.
    Es war spät
geworden, und so stellten die Köche schnell ein »Resteessen« zusammen. Es war
gut, die Atmosphäre zwanglos. Natürlich waren die Ereignisse des Tages das
Tischgespräch, und so gingen wir das Ergebnis wieder und wieder durch. Ich
bemerkte zwar, dass Tanil nur still und ernst war, schob das jedoch auf die
Arbeit, die sie an diesem Tag erledigt hatte. Eidzauber sind ja eine
anstrengende Sache.
    Sie trat, als
man die Tafel aufgehoben hatte, zu

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