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Silberschwester - 14

Silberschwester - 14

Titel: Silberschwester - 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Schmerzensschrei
ertönte, dann das Weinen eines Kindes.
    »Mutter!«,
erscholl der herzzerreißende Schrei eines kleinen Mädchens.
    Und im
nächsten Augenblick stand Ora schon, Kleid und Nadel in der Hand und mit
pochendem Herzen, am Fenster.
    Da unten
rangen zwei Gefangene mit ihren Bewachern. Die ihr am nächsten stand, war eine
junge Frau mit langem schwarzem, zum lockeren Zopf geflochtenem Haar,
zerrissener Bluse und verdreckten langen Lederhosen … Eine kampfgewohnte
Person, den gestählten Muskeln, die man durch den Riss in ihrem Ärmel sah, und
ihrer Haltung nach zu schließen. Sie versuchte sich von ihren zwei Häschern
loszureißen, obwohl ihre Arme auf den Rücken gebunden waren, und schrie: »Lasst
sie in Frieden!«
    Nun bekam sie,
mit einer verblüffenden Kraftanstrengung, die eine Schulter frei, fuhr zum
zweiten Wächter herum und rammte ihm das Knie in den Unterleib. Doch während
der noch zusammenbrach, stürzte sich sein Kumpan von hinten auf sie, um sie zu
umklammern. Da ging sie so schnell in Hocke, dass er über sie ins Leere griff,
und erhob sich jäh und rammte ihm ihren Schädel unters Kinn, dass Ora hier oben
seine Zähne aufeinander krachen hörte. Da brach er auch schon ohnmächtig
zusammen …
    Lauf! Flieh!
rief Ora stumm bei sich. Das Tor ist doch noch offen. So rette dich! Aber die
Frau dachte gar nicht daran, sondern stürzte sich auf den anderen Wächter, der
das wild sich wehrende Kind von vielleicht acht, neun Sommern hielt. Ora
starrte wie gebannt auf die Kleine hinab, die mit ihrem schönen, zarten
Gesicht, dem blonden, fast silberhellen Haar wie eine Wiedergeburt ihrer
kleinen Elita wirkte, und es schossen ihr bei dem Anblick Tränen in die Augen.
Oh, Elita war ja so ein wunderschönes Kind. Und ich habe sie im Stich gelassen.
So ganz und gar.
    Aber der
Wächter reagierte geschickt, schwang das Mädchen zwischen sich und die
angreifende Mutter, drehte sich sofort mit und hielt es also wie einen Schild
vor sich. In diesem Augenblick umklammerte sie der Kerl, der ihr Knie kennen
gelernt hatte, brutal von hinten und riss sie zu Boden, kniete ihr auf ihren
Rücken, zog ihr mit grausamem, triumphierendem Lächeln den Kopf am Zopf in den
Nacken und setzte dazu an, ihr das Gesicht in den Staub und Schmutz zu rammen.
    Nun hätte Ora
fast wider ihren Willen geschrien und Einhalt geboten – doch eine schlanke,
hoch gewachsene Frau, die eben in den Hof trat, kam ihr zuvor.
    »Nein,
Alben!«, rief sie in herrischem Ton. »Ich brauche sie ganz.«
    Alben sah sich
trotzig um, verbiss sich aber, da er sah, wer das war, im Nu sein Lächeln,
sprang hastig auf und nahm Haltung an. »Zu Befehl, Frau Trista!«
    Doch sie winkte
ihn ungeduldig beiseite. »Schön, steh nicht dumm da rum, sondern lass sie mich
ansehen!«
    Die drei
Wächter eilten sich zu gehorchen und präsentierten ihr die Gefangenen. Und
selbst das kleine Kind war so klug, sich nicht mehr zu wehren.
    Frau Trista
wandte sich erst der Mutter zu und musterte sie eingehend.
    »Du hast kein
Recht, uns gefangen zu halten!«, tobte nun die junge Löwin. »Wir haben nichts
verbrochen. Lass uns auf der Stelle gehen, oder meine Kameradinnen nehmen dir
deine Burg auseinander, dass hier kein Stein auf dem anderen bleibt!«
    Ora hielt den
Atem an und betete, um der Gefangenen willen, dass Trista guter Laune sei. Denn
die Herrin war eine, sogar für eine Hexe, äußerst empfindliche Frau.
    Aber Trista
musterte ihre Gefangene bloß so gelangweilt wie belustigt. »Eine Gardistin. Du
hast ja wohl das Zeug dazu.« Damit wandte sie sich der Kleinen zu und hob ihr
sacht das Kinn, musterte das arme Kind, das mit bebenden Lippen, aber trotzig
aufsah, zog dann, als es eine jähe Bewegung machte, die Hand noch rasch genug
zurück, um einem Biss zu entgehen, und lachte spöttisch. »Mutig wie seine
Mutter und so schön, wunderschön!«, rief sie und warf der jungen Frau einen
bedeutungsschweren Blick zu. »Sie kommt ganz nach dir. Ja, du kannst stolz auf
sie sein. Jede von euch dürfte nach meinem Bedarf sein.«
    Da wollte die
Gardistin sich auf sie werfen, wurde aber von den Wächtern zurückgerissen und
zurückgehalten. »Ich sagte, lass uns auf der Stelle gehen, oder meine
Schwestern …«
    Doch Trista
fasste sie mit übermenschlicher Schnelligkeit um den Hals, presste ihr die Luft
ab und hob sie eine Handbreit hoch, dass sie nur noch wild die Augen verdrehen
und röcheln konnte. »Ganz richtig«, fuhr sie ungerührt fort. »Und darum sollten
wir dafür

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