Silberschwester - 14
honigsüßer
Stimme: »Fehlt dir denn etwas, meine Liebe?«
»Nein.
Nichts«, erwiderte sie abwehrend und griff nach einer Käsereibe, aber so
fahrig, dass sie sie zu Boden stieß.
Sampani
sputete sich, um sie aufzuheben, säuselte aber dazu:
»Wie
ungeschickt … Hoffentlich bist du nicht so unachtsam, wenn du mal deine eigene
Küche hast!«
Seine Worte
rissen sie aus der Betäubung, dem Schock, unter dem sie stand. »Ich habe schon
eine«, schrie sie, »und wäre dir dankbar wenn du in dieser meiner Küche deine
Zunge hüten würdest!«
Dazu schnaubte
er bloß pikiert. »Und hoffentlich bist du mit deinem Mann dann nicht so
zänkisch!«
Mellia drehte
und wendete die Käsereibe in den Händen. »Ich habe nicht die Absicht zu
heiraten!«
»Nicht einmal
auf königlichen Befehl?«
Da fuhr sie
herum, starrte ihn sprachlos vor Staunen an. Wie konnte er den Inhalt ihrer
Unterredung mit Glorim kennen?
Aber er
erwiderte ihren Blick mit einem süffisanten Grinsen und schnalzte: »Du hast ihm
viele Jahre gut gedient. Es ist doch längst höchste Zeit, dass du deinen
Abschied nimmst und deinen verdienten Lohn genießt. Sieh zu, dass du einen Mann
und Kinder kriegst, für die du kochen kannst. Und zwar schnell, denn du bist ja
wohl kein junges Mädchen mehr. Wie alt bist du, dreißig? Oder gar älter?«
»Du!«, keuchte
sie und fasste die Reibe, als ob sie sie ihm an den Kopf werfen wollte. »Du
hast ihn auf die Idee gebracht!«
»Ein
Vorschlag«, sagte er und wies mit lässiger Gebärde jede Schuld von sich. Seine
Augen blitzten wie schwarzer Glimmer. »Er macht sich Sorgen um dich und will
dich glücklich sehen! Und welche Frau wäre ohne Herd und Mann und Kinder
wirklich glücklich? Natürlich hieße dies für dich, Abschied zu nehmen von der
Burg. Aber keine Sorge, ich will mein Bestes tun, um diesen Wechsel
abzufedern.«
»Es wird
keinen ›Wechsel‹ geben! Ich werde …«
»Was? Dich den
Anordnungen unseres König widersetzen?«, spottete er, und das süffisante
Lächeln breitete sich wie Öl auf seinem Gesicht aus. »Wir zwei kennen doch
unseren Glorim, ja? Wenn der sich erst etwas in den Kopf gesetzt hat, ist er
nur schwer davon abzubringen. Aber ich bin sicher, dass er es dir recht machen
wird. Vielleicht verheiratet er dich ja mit dem verlotterten Bruder von einem
Soldaten, dem du immer schöne Augen machst.
Oder er
verehrt dich einem seiner Adligen … Einem, der ein gutes Stück vom Hof entfernt
lebt.«
Mellia
überlief es kalt, und sie drückte die Reibe zwischen beiden Händen so fest zusammen,
dass sie sich verformte, und fauchte Sampani an: »Es ist noch nicht aller Tage
Abend!«
Aber der
Lazani lachte nur und kehrte ihr den Rücken. Mellia starrte auf sein steifes
Kreuz. So ein Spiel wollte er also spielen, ja? Nun, das konnte er haben!
Später an
diesem Tag besprach sie sich mit Anders. Und der stimmte, wenn auch mit einigem
Bauchgrimmen, ihrem Plan zu. »Bist du sicher, dass Glorim nicht zu Schaden
kommt?«, fragte er noch besorgt.
»Ganz sicher.
Du weißt doch, ich könnte ihm nie etwas zu Leide tun. Aber er lässt uns ja kaum
eine andere Wahl. Wir müssen rasch handeln, bevor …« Nein, diesen Gedanken
konnte sie nicht zu Ende denken! »Keine Angst, mein Lieber. Ich habe auf
Großmutters Knien mehr gelernt als Hühnchen braten … Außer unserem Lazani-Koch
wird keinem etwas geschehen!«
Viel später,
als der Mond untergegangen und sie sich sicher fühlen konnte, schloss sie das
von der Großmutter geerbte Zauberbuch auf und nahm die Kräuter, die sie für
Notfälle wie diesen hortete, aus der mit einem Riegel gesicherten Truhe.
Am nächsten Morgen kam Mellia spät in
die Küche, stellte den Korb Eier, den sie mitgebracht hatte, auf den Tisch,
holte Butter und Milch aus der Speisekammer und begann, Mehl abzumessen … aber
das mit langsamen Bewegungen, denen auch die gewohnte Sicherheit fehlte.
Sampani beobachtete sie mit zusammengekniffenen Augen, aber sie schien sich
nicht einmal seiner Gegenwart bewusst …
Was immer sie
vorhatte – es ging nicht gut. Sie verschüttete das Mehl. Dann maß sie zu viel
Butter und Zucker ab und musste wieder von vorne anfangen. Als sie dann den
Eierkorb beinahe umgekippt hätte, hielt Sampani es nicht länger aus. Er riss
ihr den Korb aus den Händen und rief: »Du ungeschickte Kuh, du! Hat dich der
Gedanke ans Heiraten schon so benebelt?!«
Mellia reckte
und streckte sich und gähnte. Ihre Augen waren gerötet und schwarz gerändert.
»Gib
Weitere Kostenlose Bücher