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Silberschwester - 14

Silberschwester - 14

Titel: Silberschwester - 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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her … Ich war die ganze Nacht wach und habe mir das Rezept ausgedacht. Ja,
ich mache Glorim einen …«
    »Nein!
Beleidige mir das unschuldige Ding nicht mit der Nennung seines Namens. Was
denkst du dir nur, in diesem Zustand über Lebensmittel herzufallen? Denkt ihr
Frauen denn überhaupt je etwas?« Damit nahm er ihr alle Zutaten ab und
versuchte, sie davonzuscheuchen. »Geh, geh nur hinaus. Du bist nicht in der
Verfassung, in einer Küche zu sein.«
    Sie wich zwar
zur Seite, ging aber nicht, sondern verzog sich mürrisch in eine Ecke und
begann, an einem Bund hilfloser Karotten herumzuhacken, dass sich zu ihren
Füßen schnell die orangefarbenen Schälabfälle häuften.
    Sampani aber
schenkte ihr keine Beachtung mehr. Er war damit beschäftigt, das angefangene
Werk zu beenden, fügte dem Teig aus Eiern und Milch und Mehl, den sie angerührt
hatte, tassenweise frische Beeren hinzu und stellte damit endlich einen schönen
Kuchen her … Als er ihn wieder aus dem Ofen zog, klatschte das ganze Personal
Beifall. Nur Mellia in ihrer Ecke nicht – die streckte ihm die Zunge heraus.
»Der kann nicht bis zum Abendessen warten«, verkündete Sampani. »Wir servieren
ihn zu Mittag. Bringt mir ein Tablett!«
    Die
Mittagszeit kam. Und mit ihr König Glorim, ganz hungrig von dem langen
Morgenausritt. Hauptmann Anders war bei ihm, dazu die üblichen Gefolgsleute und
fünf hohe Herren aus dem benachbarten Reich, die zu Handelsgesprächen gekommen
waren, aber auch, um den berühmten neuen Koch kennen zu lernen.
    Dann erschien
Sampani, wie immer im rechten Augenblick: Auf sein Fingerschnippen trugen die
dienstbaren Geister Gang um Gang des Menüs auf. Und Mellia? Die sah aus dem
Hintergrund, stumm und unbemerkt, zu.
    Glorim
probierte eine Bouillon. Köstlich. Den Salat und die kalten Vorspeisen. Superb.
Dann diese Bohnen-und-Schalotten-Kasserolle. Besser als lecker. Nun endlich,
zum Dessert, der Beerenkuchen. Der Meister selbst schnitt das erste Stück ab
und servierte es dem König.
    Und Glorim,
der für seine Naschhaftigkeit berühmt war, fiel gleich gierig darüber her. »Du
hast dich selbst übertroffen, Sampani«, lobte er dann den aufgeblähten Kerl.
»Süß wie eine Honigwabe und lecker wie ein … rrröch!« Rot wie eine Bete,
würgend und röchelnd, fiel er da zu Boden.
    Hauptmann
Anders sprang auf. »Sire, was ist mit Euch?«
    »Ach, mein
Bauch«, krächzte der König. »Als ob er zu Stein geworden wäre. Ach, es tut so
weh!«
    Sampani
erbleichte und stotterte. Die Adligen sahen einander nervös an und schoben dann
langsam ihre Teller beiseite.
    »Du!«, brüllte
Anders, zog den Dolch und zeigte damit auf den Koch. »Verräter! Schlange! Du
hast den König vergiftet!«
    Der Lazani
zitterte wie ein zerlumpter Spüllappen. »O nein, ich bestimmt nicht! Ich
schwöre …«
    »Ja und? Haben
andere Hände als deine diese Speisen berührt? Hast du nicht all das persönlich
geprüft, ehe es aufgetragen wurde?«, schrie Anders und schoss den zitternden
und hektisch nickenden Servierern und Serviererinnen einen scharfen Blick zu
und fuhr dann, noch dumpfer grollend, fort: »Ach, aber du bist ein ganz
Schlauer, machst dich nützlich, erschleichst dir das Vertrauen des Königs, um
gemeine Rache zu nehmen … Wache! Ergreift ihn!«
    »Und holt
einen Arzt«, rief Mellia, die auf des Königs Sturz aus dem Dunkel geeilt
gekommen war. Sie nahm ein Glas Wasser vom Tisch, kniete sich zu ihm und
streute eine Prise weißes Pulver in das Nass, dass es sprudelte und schäumte.
»Da, Sire, trink es. Ein altes Hausmittel meiner Großmutter. Vielleicht hilft
es ja.«
    Der König
trank es in raschen Schlucken. Es dauerte nicht lange, bis er sich entspannte
und sein Gesicht wieder eine gesunde Farbe annahm. »Jetzt ist mir wohler«, keuchte
er und richtete einen stahlharten Blick auf Sampani. »Was diesen Schuft angeht …«
    Sampani, fest
im Griff zweier bulliger Wächter, erging sich mal in Schluchzen, mal in
Unschuldsbeteuerungen. So kostete ein dritter Wächter von diesem Kuchen, warf
sein Stück aber gleich, hustend und würgend, weit von sich. Nun stürzte ein
Küchenjunge herbei, um den verfluchten Kuchen wegzuschaffen. Und das ganze
Küchenpersonal schwor vor- und rückwärts, der sei nur Sampanis Werk gewesen –
von der Wahl der Zutaten bis zur Dekoration … Der Lazani verfluchte sie alle.
Auf ein kurzes Nicken des Königs schleifte man ihn zu den Verliesen fort.
    »Sire«, sprach
Mellia und nötigte ihm noch einen Schluck des Tonikums

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