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Silberschwester - 14

Silberschwester - 14

Titel: Silberschwester - 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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mit dreizehn Jahren
süchtig danach war. Einmal habe ich ihm ein Dutzend davon gekauft und geglaubt,
er bräuchte für deren Lösung den ganzen Sommer – aber er hat sie alle an einem
Vormittag geknackt und mir dann vorgejammert, er hätte nichts zu tun … Ich
hätte nicht einmal das einfachste davon lösen können, mir fehlt dazu jedes
Talent.
    Die Heldin der
vorigen Story war ganz und gar in der Küche zu Hause. In dieser fein gewirkten
Geschichte aber haben wir an zentraler Stelle eine Köchin … die durch ihr
Ungeschick einen peinlichen »Unfall« hat, den die Gegenwart von Zeugen
scheinbar noch peinlicher macht. – MZB

SYNE MITCHELL
     
    Vexierring
     
    »Du musst mir helfen«, bat die Fremde
vor ihrer Tür und hielt ihr ihren silbernen Trauring hin, ein armseliges Knäuel
von sechzehn schmalen Reifchen. Quiocet schaute an ihr vorbei, verschaffte sich
schnell einen Überblick über die Straße. Erst als sie sicher war, dass die
wirklich leer sei, sah sie auf den hingehaltenen Ring hinab: Vom Finger
abgezogen, war er, ganz wie er es sollte, auseinander gefallen. »Wenn du deinem
Manne nicht treu sein kannst, warum hast du ihn dann geheiratet?«
    Da warf die
junge Frau einen Blick über die Schulter zurück, als ob jedes laute Wort ihren
Gatten aus dem Heiligen Krieg holen könnte. »Aus den üblichen Gründen. Mein
Vater …«
    »Du hättest
dich weigern können«, schnitt ihr die Priesterin des Geheimkults der Klugen
Göttin jäh die Entschuldigung ab. »Der Orden hat das Recht auf freie Gattenwahl
hart erkämpft. Warum hast du keinen Gebrauch davon gemacht?«
    Die junge Frau
in dem weiten weißen Gewand der potenziellen Kriegerwitwe, das sie bis zu der
möglichen glücklichen Heimkehr ihres Mannes trug, reckte sich und sagte: »Ich
hatte meine Verpflichtungen, meine Eltern waren sehr arm …«
    »Und dein
frisch gebackener Ehemann ist sehr reich?«
    »Ja, doch«,
fuhr die Fremde fort. »Aber ich wusste nicht, wie grausam er ist … Was ich dir
Schreckliches erzählen könnte!«, hauchte sie errötend. »Muss ich es mir
vorwerfen lassen, in seiner Abwesenheit anderweitig Trost zu suchen?« Sie
strich sich eine Haarsträhne aus ihrem glatten, ovalen Gesicht, und der Hauch
eines Lächelns trat auf ihre Lippen. »Schließlich nehme ich meinem Mann ja
nichts. Sein Part von mir wird nicht kleiner, nur weil ich ihn derweil mit
einem anderen teile!«
    »Und was ist
mit den Söhnen, die er zu Eigen haben will?«
    »Kein Grund
zur Sorge! Nicht eine seiner vier Frauen hat ihm Kinder geboren. Er wird mich
nicht mit einer Schwangerschaft belasten.«
    Quiocet
verdrehte die Augen – so viele Hilfesuchende im Haus der Klugen Göttin, aber so
wenige der Hilfe wert und würdig. Und die, die zum Dienst an Menomy taugten,
bedurften selten ihrer Gunst und Gnade. Die Priesterin seufzte. Das machte es
ja nicht leichter, Mittel für den Tempel zu beschaffen. Aber vielleicht wollte
die Göttin nur, dass ihre Dienerinnen immer einfallsreicher würden bei ihrer
Jagd auf die Rupien …
    Die Bürde
ihres Amtes lastete nun schwer auf ihr. Der letzte Triumph des Tempels lag
inzwischen Jahre zurück. Da hatten sie den Sultan mit viel Geschick dazu
überredet, seine Tochter dem Spross aus einem adligen Haus von
Ziegenherdenbesitzern zu versprechen. Da er das nicht rückgängig machen konnte,
ohne sein königliches Wort zu brechen, hatte er die Proklamation erlassen, jede
Frau könne einen ihr nicht genehmen Bräutigam zurückweisen … Wie der Zufall es
wollte, war da ein dem Tempel gewogener Schreiber dabei gewesen und hatte das
Wagnis auf sich genommen, den Sultan zu bitten, sein Wort zu besiegeln. Und das
hatte der in seiner Wut dann auch getan. So war es dann Gesetz geworden …
    Die untreue
Ehefrau schüttelte ihren aufgegangenen Ring, dass er hell wie das Glöckchen
einer Tänzerin klirrte. »Wirst du mir helfen?«
    »Frag einen
Juwelier!«, erwiderte Quiocet ihr mit abweisender Handbewegung.
    »Die sind
nicht diskret!«
    Soll heißen,
dachte Quiocet, die wüssten gut, dass sie doppelt dabei verdienen könnten:
indem sie sich von der Frau für den Dienst und von ihrem Mann für den Tipp
bezahlen ließen …
    »Du hast den
Tribut?«
    Die junge Frau
nickte, langte tief in ihr Gewand und brachte eine pralle Börse zum Vorschein.
    Quiocet ließ
die Gabe lautlos im rechten Ärmel verschwinden und machte sich mit einer in
Jahren des Stickens und Webens erlangten Fingerfertigkeit daran, den Ring
zusammenzufügen. Zuerst nahm sie den

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