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Silberschwester - 14

Silberschwester - 14

Titel: Silberschwester - 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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nicht bewusst, begrüßte der König sie jedoch aufs wärmste.
»Liebste Mellia, nimm bitte Platz … Hättest du gerne eine Waffel? Nein? Ich
habe ganz wunderbare Neuigkeiten für dich. Du wirst bei der Zubereitung deiner
herrlichen Gerichte nun eine Hilfe, einen Helfer haben …«
    Nach dieser
Eröffnung, die einer eiskalten Dusche glich, war Mellia wie betäubt. Sie
starrte stumm auf das Tablett, und des Königs Worte flossen über sie hinweg.
Nach und nach sickerte deren Bedeutung, Sinn aber doch in sie ein – wie Schleim
in stehendes Wasser. Der König hatte bei der Eroberung Lazans Geschmack an der
Küche jenes Landes gefunden … Und Sampani, dieser Gefangene mit den
schrecklichen Manieren, war Chefkoch des, nun, Ex-Königs von Lazan gewesen.
König Glorim hatte ihn mitgebracht, damit er sie in der Kochkunst seiner Heimat
unterrichte …
    »Aber, Sire!«,
stieß sie hervor und erstickte schier an ihren Worten, »das wird sicherlich
nicht nötig sein. Ihr wart doch immer entzückt von meinen Kreationen!«
    »Und das bin
ich immer noch! Habe ich etwas anderes gesagt? Dieses Spanferkel gestern Abend,
das war superb. Aber auch der Perfektion wird man müde. Du wirst die Küche der
Lazani lieben! Die bereiten da Perlhuhn …«
    »Daran zweifle
ich nicht …«, erwiderte sie in gehässigem Ton.
    »Dann ist das
geregelt. Nimm ihn jetzt unter deine Fittiche. Erkläre ihm eben das Warum und
Wofür. Lass ihn unter deiner Aufsicht ein paar Mahlzeiten kochen und dann mit
dir zusammenarbeiten. Wir haben einiges aus Lazani mitgebracht, Gewürze und
derlei … Lass es doch in die Speisekammer bringen, ja?«
    »Sire, haltet
Ihr das wirklich für klug? Dieser Mann ist ein Feind unseres Landes. Er könnte
doch versuchen, Euch zu vergiften oder …«
    »Ach ja,
Anders hat das ebenfalls schon behauptet. Ich bezweifle, dass Sampani das
riskieren würde … Aber habe ruhig ein Auge auf ihn, wenn dich das umtreibt. Ihr
werdet schließlich im Team arbeiten. Oh, und richte ihm aus, dass ich zu Mittag
gern dieses Reisgericht hätte. Das mit dem gelben Gewürz.«
    Mellia machte
ihren Knicks – was hätte sie sonst tun können? – und murmelte: »Wie mein König
befiehlt!«
     
    Mellia war in puncto kulinarisches
Können klar privilegiert: Als Tochter und Enkelin von Hexen sowie Nachfahrin
zumindest eines großen Zauberers besaß sie magische Talente, die ihr beim
Kochen hervorragend zugute kamen. Eier und Mehl, Hefe und Butter, Kräuter und
Saucen waren ihr die Zutaten, Kessel und Töpfe, Kellen, Löffel, Messer und
Mühlen die Werkzeuge, mit denen sie ihre Zauber bereitete. Und ihre besten
Kreationen waren schon von vielen Männern mit Beifall oder gar Tränen großer
Ergriffenheit gefeiert worden.
    Und wie jede
Hexe und Köchin, jeder Hexer oder Koch vor ihr, verteidigte auch sie ihr Revier
eifersüchtig, mit all ihrer Kraft und Macht.
    Den Lazani,
der nun in ihrer Küche herumstolzierte und seine Verbesserungsvorschläge
feilbot, maß sie mit Blicken, die glühend genug waren, um ihn auf der Stelle zu
braten. Ein gut platzierter Hieb mit dem Hackbeil – aber nein: Der König hatte
ihr eine Order erteilt, und sie musste gehorchen. So zügelte sie ihre Zunge,
sah ihm zu, als er einfache lazanische Gerichte kochte, und sagte sich, sie
könnte schon mit seinem herablassenden Ton und seinen lehrerhaften Anweisungen
und Erläuterungen leben. Aber als er dann ihre Art, ihren ganz speziellen
Würzkuchen zu backen, kritisierte, verlor sie doch die Beherrschung. »Hör mal
zu«, fauchte sie ihn an. »Du bist nur hier, um mir eure so genannten Kochkünste
beizubringen. Aber diese Schlossküche ist mein Reich, und ich, ich lasse mir
von einem lazanischen Sklaven nichts befehlen!«
    Da reckte er
sich, so steif wie ein Stock und ganz eindeutig gekränkt. »Madame«, erwiderte
er kühl. »Ich bin weder Sklave noch Gefangener. Ich verließ mein Land auf eine
Bitte deines Königs hin aus freien Stücken.«
    »Und warum?«,
fragte sie, sah ihn dabei aber nicht an.
    »Warum? Nun,
darum«, versetzte er mit einer weit ausholenden Geste, die alle Tische,
Bratspieße und Herde umfasste. »Damit ich tun kann, wozu ich geboren bin. Lazan
ist gefallen. Soll ich jetzt in irgendeiner schmierigen Kneipe Gläser spülen
oder einen Karren mit alten Süßigkeiten durch lehmige Dorfstraßen schieben? Ich
bin Sampani, Koch der Könige!«, schrie er und schlug sich so fest auf die
Brust, dass von seiner mehlbestäubten Rechten ein Wölkchen feinsten

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