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Silberschwester - 14

Silberschwester - 14

Titel: Silberschwester - 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Vater- und den Mutterreif und schmiegte
sie aneinander. So gekreuzt, formten diese geraden Glieder das Sinnbild der
Ewigkeit und ehelichen Gemeinschaft. Sodann fügte sie die zickzackförmigen
Kinderreifen – immer der eine den anderen kreuzend –zwischen die der Eltern. In
Sekunden war alles geschafft.
    »Das sah
überhaupt nicht schwer aus«, meinte die junge Frau.
    Das war doch
das Dümmste, was Quiocet an diesem ganzen Abend gehört hatte!
    Die junge Frau
schob sich schnell den wiederhergestellten Trauring auf ihren Goldfinger. Nun,
da ihr Leben gerettet war, schien sie nicht allzu viel Dankbarkeit zu
verspüren. Wahrscheinlich überlegte sie nur, wie sie ihren Geldverlust – den an
die Priesterin gezahlten Tribut – wettmachen könnte.
    Und damit
verschwand sie wieder im Dunkel der Stadt, aus dem sie aufgetaucht war.
    Quiocet
seufzte. Sind wir so weit gekommen?, fragte sie sich, wie sie in ihrer Tür
stand und auf die nächste gestrauchelte Frau wartete.
     
    Als die junge Frau am Abend darauf
wiederkam, wurde Quiocet misstrauisch. Normalerweise verzichteten Frauen, die
die Wut ihres Ehemannes gefürchtet hatten, auf weitere Seitensprünge oder
lernten zumindest, den Trauring auf einen fingerdicken Stock zu wechseln, ohne
dass er auseinander fiel.
    So spähte sie
angestrengt ins Dunkel – nach Anzeichen dafür, dass dort Stadtwächter lauerten.
Denn wenn bekannt würde, dass der Orden untreuen Ehefrauen half … der Sultan
hatte ihnen diese List ja bis heute nicht verziehen! Er konnte natürlich nicht
zugeben, von einigen klugen Frauen hereingelegt worden zu sein, hegte aber
gegenüber den Dienerinnen Menomys einen tiefen Groll und hätte sich über nichts
mehr gefreut als über deren Diskreditierung.
    Gesenkten
Blickes, mit dem wieder aufgegangenen Ring in der ausgestreckten Hand, stand
die junge Frau da und sagte: »Es sah so leicht aus, als du ihn repariert hast,
dass ich …«
    Menomy schütze
und bewahre uns vor arroganten Toren, grollte Quiocet bei sich.
    »Du musst …«
    »Ich tue
nichts dergleichen!«, fauchte Quiocet und spähte nun wieder die Straße hinab –
sah aber nur eine Ratte, die unter einem Haus verschwand. »Versuch es im Tempel
der Toren. Mit deinem Verhalten huldigst du sowieso ihrem Gott!«
    Die Fremde
verzog ihr hübsches Gesicht und ein paar Tränen traten in ihre schwarzen
Mandelaugen. Nicht einmal rote Flecken hat sie, sagte Quiocet sich böse. Selbst
beim Weinen ist sie noch schön!
    Und sie gab
ihr einen Stoß und zischte: »Heul mir hier nicht rum, verschwinde lieber!«
    Die junge Frau
schniefte einmal, und schon waren ihre Tränen wieder verschwunden, so schnell,
wie sie gekommen waren. »Du musst mir helfen! Wenn mein Mann erfährt, dass ich
ihm untreu war, bringt er mich um! Du hast mir schon einmal geholfen«, rief
sie, und ihre Augen leuchteten von einer Eingebung auf. »Und wenn ich sterben
muss, werde ich jedenfalls nicht allein sterben.«
    Was fällt der
Göttin ein, so eine schlau zu machen!, fluchte Quiocet bei sich. Da zog eine
Bewegung auf der Gasse drunten ihr Auge auf sich …
    Die junge Frau
stampfte mit dem Fuß. »Machst du ihn mir nun, oder soll ich schreien und die
Wache rufen?«
    Verdammt sei
sie, das täte die wahrscheinlich sogar! Wieder ganz auf das dumme Ding
konzentriert, fauchte Quiocet: »Also gut. Gib ihn her!« Schneller diesmal, weil
sie das Design ja kannte, hatte sie den Ring wieder zusammengesteckt. »Und der
Lohn?«
    »Oh, deine
Taten bekommen ihren Lohn«, höhnte die junge Frau und lächelte ein grausames
Lächeln. »Du wirst nun bezahlen!« Damit pfiff sie laut und hoch.
    Und schon
kamen aus dem Dunkel der Ecken und Winkel, aus den Abwässerkanälen, von den
Dächern, aus den anderen Verstecken die Stadtwächter gestürzt.
    Quiocet
fluchte, floh jedoch nicht: Sie war eine kluge Frau, keine schnelle Läuferin.
In ihrem mittleren Alter konnte sie nicht einem Dutzend junger Degen zu
entkommen hoffen!
    Grob wurde sie
an den Armen gepackt. Vier schwarz gewandete Kerle stürmten an ihr vorüber ins
Haus, um weitere Frauen, die sie eventuell dort fänden, zu ergreifen. Aber der
wandschrankgroße Raum, in dem Quiocet ihre Klientinnen empfing, war leer. Nun
hörte sie schon irdenes Geschirr splittern und Tisch und Stuhl zu Bruch gehen.
    »Wo sind die
anderen?«, schnaubte ein Wächter.
    »Der Devise
der Göttin treu, waren sie klug genug, nicht zu kommen«, erwiderte Quiocet
zerknirscht.
    Als sie sich
umblickte, sah sie, dass die junge Fremde ihren

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