Silberstern Sternentänzers Sohn 01 - Der geheimnisvolle Hengst
selbstgefällig. „Ich habe nämlich noch lange nicht mein ganzes Pulver verschossen.“ Damit drehte er sich um, kletterte wieder auf seinen großen Mähdrescher und fuhr laut knatternd davon.
Maria sah ihm entgeistert nach. „Was hat er denn damit gemeint?“
Annit zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht. Aber eins ist doch klar: Dieser miese Kerl würde alles tun, um uns loszuwerden.“ Und vielleicht ist es doch kein Igel oder irgendein anderes Tier gewesen, sondern er, der heute Nacht um mein Zelt geschlichen ist, dachte sie wütend.
Angst um Silberstern
Nachdem Annit Silberstern gut versorgt und trocken gerieben hatte, ging sie zu Rosalia, um ihr zu helfen.
Annit war gerade dabei, das Gemüse zu putzen, als Rosalia zur Koppel deutete. „Da ist jemand bei den Pferden“, sagte sie.
Annit dachte sofort an den Bauern und fuhr erschrocken herum. Doch als sie erkannte, wer dort bei den Pferden stand, leuchteten ihre Augen auf. Es war der seltsame Junge in seinen schäbigen Kleidern. Im ersten Augenblick wäre sie am liebsten aufgesprungen und zu ihm hingelaufen. Sie wollte endlich wissen, wer er war. Doch sie blieb sitzen und beobachtete ihn. Er sprach wieder mit den Pferden. Zu gerne hätte sie gewusst, was
er sagte.
Rosalia stupste sie leicht mit dem Ellbogen an. „Wenn du willst, geh ruhig zu ihm. Den Rest schaffe ich auch allein.“ Offensichtlich war ihr nicht entgangen, dass Annit jede Bewegung des Jungen sehr interessiert verfolgte.
Annit nahm kaum wahr, was Rosalia sagte. Ihre ganze Aufmerksamkeit war auf den Jungen gerichtet und auf die Pferde. Ihr fiel auf, dass die Tiere ganz ruhig dastanden, während er mit ihnen sprach. Genau wie beim ersten Mal. Fast so, als würden sie einen Freund oder Vertrauten in ihm sehen und nicht einen Fremden, der sich heimlich an sie heranschleicht, dachte sie und musste lächeln. Aber mir geht es ja genauso, ich fühl mich ja auch zu ihm hingezogen. Auch wenn Annit noch nicht mal den Namen des Jungen wusste, kam er ihr doch seltsam bekannt vor. Es ist, als würde ich ihn schon lange kennen, überlegte sie. Liegt das vielleicht daran, dass er mir schon mal im Traum begegnet ist?
Jetzt steckte der Junge die Hand in die Hosentasche, zog sie wieder heraus und hielt sie anschließend den Pferden hin.
Vielleicht hat er ihnen ja ein paar Stückchen Zucker mitgebracht. Annit war gerührt. Er scheint Pferde genauso zu lieben wie ich. Sie stand auf und näherte sich ihm. Hof fentlich rennt er nicht wieder weg, wenn er mich sieht, dachte sie und ging langsam weiter. In diesem Moment hob Silberstern den Kopf
Der Junge drehte sich um und sah Annit mit einem seltsamen Blick an.
Annit blieb stehen und schaute den Jungen ebenfalls an. Fast glaubte sie, ein Lächeln auf seinen Lippen zu entdecken. Doch da wandte er sich abrupt ab und rannte blitzschnell davon - genau wie beim ersten Mal, als er hier gewesen war. Und genau so wie in Annits Traum.
Kopfschüttelnd starrte Annit in die Richtung, in die er verschwunden war. Warum läuft er nur immer davon? Ist er vielleicht zu schüchtern, um mit mir zu sprechen? Aber er muss doch gemerkt haben, dass ich ihm nichts Böses will, überlegte Annit. Ich will doch nur wissen, wer er ist. Da schoss ihr plötzlich ein Gedanke durch den Kopf, den sie am liebsten gleich wieder vergessen hätte. Hat der Junge vielleicht doch etwas zu verbergen? Oder schlimmer noch - führt er vielleicht etwas im Schilde? Warum sonst verhält er sich so merkwürdig und läuft jedes Mal davon, wenn er mich sieht? Annit beschlich das dumpfe Gefühl, dass da irgendetwas ganz und gar nicht stimmte.
Doch diese Vorstellung behagte ihr überhaupt nicht. Denn irgendwie mochte sie den Jungen, auch wenn sie nicht erklären konnte warum. Sie ging zu Silberstern und tätschelte seinen Hals. „Was meinst du? Hat der Junge was zu verbergen? Was Schlimmes vielleicht?“
Silberstern warf leicht den Kopf hin und her.
„Soll das ein Nein sein?“, fragte Annit voller Hoffnung. Dieser Junge darf einfach nichts Böses im Sinn haben, dachte sie und strich Silberstern über die weichen Nüstern. Lange verharrte sie bei dem Pferd, bevor sie zurück zu Rosalia ging.
Als Annit am Abend Silberstern für die Show vorbereiten wollte, empfing der Hengst sie mit einem besorgniserregenden Wiehern und scharrte unruhig mit den Hufen. Erschrocken schaute Annit ihn an. „Was ist denn, mein Kleiner?“,
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