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Silberstern Sternentänzers Sohn 02 - Gefährliche Traeume

Silberstern Sternentänzers Sohn 02 - Gefährliche Traeume

Titel: Silberstern Sternentänzers Sohn 02 - Gefährliche Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Capelli
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„Und ich will Frau Holm kennenlernen. Wer kommt mit?“
    Annit traute ihren Augen kaum, als sie und Mannito mit ihren Pferden auf einer Anhöhe stehen geblieben waren. Zu ihren Füßen erstreckte sich der Natari-Park. Das Naturschutzgebiet.
    Es war ziemlich groß, fast so groß wie ein kleines deutsches Bundesland. Ebenen wechselten sich mit zerklüfteten Landschaften ab, urwüchsiger Wald mit saftig grünen Wiesen. Die Flüsse schwollen im Frühjahr regelmäßig zu Ungetümen an. Das Zentrum mit der Verwaltung lag am Fuß der Berge, die fast bis in den Himmel ragten. Das Wasser hatte Türme, Zinnen, bizarre Höhlen und Galerien aus dem Fels gewaschen. Das Gebirge wirkte wie die Silhouette einer steinernen Märchenstadt. Oben am Himmel kreisten langsam und erhaben zwei große Vögel.
    „Mann, ist das cool!“, entfuhr es Annit, die sich an der grandiosen Landschaft gar nicht sattsehen konnte.
    „Sag ich doch.“ Mannito grinste. „Ich wusste, dass es dir hier gefällt."
    Annit betrachtete Mannito von der Seite. Wieder einmal hatte sie das Gefühl, als ob sie sich schon lange kennen würden. Zu Anfang hatte sie ihn nicht so richtig einschätzen können, aber bald hatte er sich als mutiger, humorvoller Typ erwiesen. Doch es war mehr. Immer wieder spürte Annit, dass sie mit Mannito etwas verband, was über reine Freundschaft hinausging.
    Nicht, dass sie in ihn verliebt gewesen wäre. Nein, es gab da innere Gemeinsamkeiten, die sie schon oft in Staunen versetzt hatten. Sie verständigten sich ohne  Worte. Wenn sie ausritten, fielen sie gleichzeitig vom  Trab in den Galopp. Oder sie brachen zur selben Zeit in  ein glückseliges „Jippiiieh!“ aus, wenn sie auf ihren  Pferden dahinpreschten. Es war seltsam. Annit hatte so  etwas noch nie erlebt.
    Wenn sie gemeinsam etwas unternahmen, schielte sie manchmal zu Mannito hinüber, um ihm zuvorkommen zu können - damit sie nicht wieder genau zum selben Zeitpunkt dasselbe taten. Denn manchmal kam es ihr fast schon ein bisschen unheimlich vor.
    All diese Gedanken schwirrten Annit durch den Kopf, als Mannito und sie auf die Schlucht zuritten, in der sich das Zentrum des Natari-Parks befand. Sie kamen an den Überresten eines verlassenen Dorfes vorbei. „Die Menschen, die hier früher einmal gelebt haben, sind irgendwann weggezogen“, erzählte Mannito ihr. „Sie haben einfach in der Gegend keine Arbeit mehr gefunden.“
    Annit nickte nachdenklich. Denn sie wusste bereits, dass es in Mannitos Heimat viele Menschen gab, die keine Arbeit mehr hatten.
    Ein Schild wies den Weg. Doch der Zugang zur Abzweigung war verschüttet. „Das wird die letzte Schneeschmelze angerichtet haben“, vermutete Mannito.
    Die nächste Gabelung, die sie passierten, versperrte ein riesiger umgestürzter Baumstamm. Und die dritte führte nicht in die Richtung, in die sie wollten.
    Annit und Mannito zügelten ihre Pferde und dirigierten sie nur mit Schenkeldruck geschickt zwischen den Bäumen und dem Dickicht hindurch.
    Plötzlich - als wäre es aus dem Nichts aufgetaucht - standen sie vor dem Verwaltungszentrum des Natari-Parks. Es war ein Gebäude aus dunkelrotem Backstein. Annit erinnerte der Bau an den Bahnhof einer Spielzeugeisenbahn. Davor stand ein verbogener Fahrradständer, in dem ein altes, schwarzes Fahrrad mit einem schwarzen Gepäckträger auf dem Vorderrahmen geparkt war.
    „Mein Drahtesel“, erklang eine fröhliche Stimme. Karla Holm war gerade aus dem Gebäude getreten und lachte Mannito an. „Schön, dass du auch mal wieder da bist! Und du hast gleich eine Freundin mitgebracht?“, fügte sie hinzu und lächelte Annit an.
    Mannito nickte und stellte Annit vor. „Wir wollten uns gern mal ein bisschen umsehen“, erklärte er.
    Annit betrachtete Karla Holm neugierig. Die Leiterin des Naturparks sah ganz anders aus, als sie sich vorgestellt hatte.
    Karla Holm war jung, groß, langbeinig und sehr lässig gekleidet. Sie trug verwaschene Jeans und eine Jeansjacke mit aufgekrempelten Ärmeln, unter denen die Manschetten ihres karierten Hemds hervorstanden. Um den Hals hatte sie lässig ein Tuch geschlungen, an den Füßen trug sie Mokassins mit Fransen.
    Sie schüttelte Annit und Mannito zur Begrüßung die Hände und bat die beiden herein. Auch drinnen im Gebäude erlebte Annit wieder eine Überraschung. Kein altes Gemäuer mehr, sondern ein weiter, heller Raum mit weiß gekalkten Wänden voller Tierfotos und

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