Silberstern Sternentänzers Sohn 02 - Gefährliche Traeume
unruhig im Bett hin und her und quälte sich mit der Frage herum, was Silberstern ihr mit diesem Traum mitteilen wollte. Irgendwann schlief sie schließlich wieder ein, und es dauerte nicht lange, bis sie in einem neuen Traum gefangen war.
Drudas Herrenhaus tauchte in der Ferne auf. Kam immer näher. Die Eingangstür stand weit auf. Annit stieg die Treppe hinauf und ging in Drudas Büro. Der Raum war leer, bis auf den riesigen Schreibtisch. Nur ein großer Plan lag darauf. Er bedeckte fast die gesamte Fläche. Annit beugte sich darüber. Ein riesengroßer Freizeitpark mit verschiedenen Attraktionen war darauf zu sehen. Doch wo war hier drauf Kischila? Plötzlich erstrahlte wieder der hell leuchtende Feuer kreis und umhüllte den Plan. Annits Aufmerksamkeit wurde abgelenkt. Doch dann - im letzten Moment, bevor der Plan verschwand - erkannte sie die kleine Inschrift neben der Kirche mitten im Freizeitpark. Dort stand geschrieben: Die Reste Kischilas (Heimatmuseum)!
Schweißgebadet wachte Annit auf. Über das, was sie in ihrem zweiten Traum erlebt hatte, musste sie nicht lange nachdenken. Das, was sie in Drudas Büro gesehen hatte, bestätigte ihre schlimmsten Befürchtungen. Kischila war in Gefahr. Doch sie wusste auch, was sie zu tun hatte.
Ein brisanter Zeitungsartikel
Um Punkt acht Uhr kaufte sich Augustin Preda am nächsten Morgen die Zeitung am Kiosk. Eigentlich wollte er sie mit nach Hause nehmen, sich mit einer Tasse Kaffee auf seine Terrasse setzen und dabei die Zeitung durchblättern. So wie er es jeden Tag machte, wenn er sich in Kischila aufhielt.
Heute aber blieb der stämmige, große Mann mit der Lederjacke und der Feder am Hut direkt vor dem Kiosk stehen. Seine Augen waren an dem Leitartikel auf der ersten Seite haften geblieben, und er konnte nicht mehr aufhören zu lesen. Und das, was er las, jagte ihm einen Schauer über den Rücken.
Was wird aus Kischila werden?, so lautete die Schlagzeile. Kopfschüttelnd setzte er sich auf die Bank neben dem Kiosk und las weiter. Aus vertraulichen Quellen haben wir erfahren, dass die Planung von Gabriel Druda zur Errich tung eines Freizeitparks weiter geht als bisher angenommen. Nicht nur das Gelände des Naturschutzgebiets soll dafür ver wendet werden. Nein, der Plan umfasst viel mehr! Er spekuliert darauf, dass die Bewohner von Kischila vor dem Rummel flüchten werden und er dann den Freizeitpark erweitern kann. Insgesamt soll der Park die Größe des bisherigen Natur schutzgebietes und des Dorfes einnehmen. Die historische Kirche und einige Häuser Kischilas sollen dann in ein Heimat museum verwandelt werden ...
Augustin Preda ließ die Zeitung auf seine Knie sinken und schnaufte laut aus. Das war ja unglaublich!
Doch ihn beschäftigte zudem noch eine zweite Frage. Wer steckte hinter diesem Zeitungsartikel? Waren das etwa die beiden jungen Leute, Annit und Mannito? Sie hatten Eindruck gemacht auf Preda, da sie sich so für den Natari-Park einsetzten.
Das Quietschen von Reifen riss Augustin Preda aus seinen Gedanken. Er blickte auf. Vor ihm standen Annit und Mannito, die mit ihren Fahrrädern knapp vor seinen Füßen zum Stehen gekommen waren.
„Guten Morgen, Herr Preda“, begrüßte Mannito ihn freundlich.
„Herr Preda, dürfen wir einen kurzen Blick in Ihre Zeitung werfen?“, bat Annit.
Preda war anzumerken, dass er mehr als überrascht war. „Seltsam“, bemerkte er. „Ich habe gerade an euch gedacht.“ Er nahm die Zeitung und hielt ihnen die Titelseite unter die Nase.
Annit und Mannito warfen sich einen verstohlenen Blick zu. „Hat Holso also Wort gehalten“, raunte Annit ihm zu.
„Steckt ihr etwa hinter diesem Artikel? Habt ihr dem Redakteur einen Tipp gegeben?“ Preda blickte zuerst Annit an, dann Mannito.
Annit zuckte mit den Schultern und schwieg.
Mannito zuckte ebenfalls mit den Schultern. „Also ich hab nicht mit dem Redakteur gesprochen, ich weiß nicht ...“
„Ach ja! Alles klar“, grinste Preda und zwinkerte ihnen zu. „Hab schon verstanden. Also, nächste Frage: Wie wär’s denn, wenn wir am kommenden Wochenende eine Protestaktion auf dem Marktplatz starten? Nach diesem Zeitungsartikel meine ich, müsste das der ideale Zeitpunkt sein.“
Karla Holm kam gerade von der Morgeninspektion im Naturschutzgebiet zurück. Sie hatten wieder einmal eine frische Spur von Nummer sieben entdeckt, die sich mit der von Nummer drei, also der Mutter des
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