Silberstern Sternentaenzers Sohn 06 - Annit und der Geschichtenerzaehler
...
Schweißgebadet schreckte Annit aus dem Traum auf. Ihr Herz klopfte bis zum Hals. Sie schloss die Augen und versuchte, sich zu beruhigen. Da war er wieder. Dieser schreckliche, entsetzliche Traum mit den Flammenaugen. Annit keuchte und hustete. Nächtelang hatte sie wieder und wieder genau dieser Albtraum heimgesucht. Bis zu jenem Tag, an dem sie erfahren hatte, dass magische Pferde nur dann böse werden, wenn sie Umgang mit bösen Menschen haben. Annit setzte sich auf und kauerte sich gegen die Zeltwand. Seither war dieser Traum nicht wiedergekommen.
„Und ich hatte so gehofft, es sei vorbei“, murmelte sie vor sich hin und legte den Kopf zurück gegen die Wand. Aber es geht weiter. Wieder der gleiche grässliche Flammentraum. Halt! Nicht ganz! Diese merkwürdige Kapuzengestalt ist heute erstmals aufgetaucht. Diese Gestalt, die ihre Hand hebt, um den Rappen zu berühren. Annit seufzte tief. Was willst du mir mit diesem Traum sagen, Silberstern? Was? Welche Botschaft willst du mir übermitteln? Zitternd rutschte Annit hinunter, bis sie wieder auf der Matratze lag. Es bestand kein Zweifel für sie, dass Silberstern ihr diesen Traum geschickt hatte. Denn in allen magischen Träumen kam der riesige Feuerkreis vor. Annit legte sich auf die Seite, zog die Wolldecke bis unter ihr Kinn und fiel kurz darauf in einen tiefen, traumlosen Schlaf.
Als Annit am Morgen aufwachte, herrschte schon reges Treiben in dem Beduinendorf. Es war so laut, dass es den Anschein hatte, als wären alle schon auf den Beinen. Annit rieb sich den Schlaf aus den Augen, zog sich an und lief nach draußen.
„Wow!“, staunte sie. Durch das Dorf zog eine Kamelkarawane. Fünf prachtvoll geschmückte, reich beladene Tiere. Im Schlepptau hatten sie zwei wunderschöne Pferde. Es waren tiefschwarze, grazile, sehnige Araberhengste mit schimmerndem Fell und einer herrlich glänzenden Mähne.
„Sind die schön!“, murmelte Annit andächtig.
Mannito und Yussuf gesellten sich zu ihr.
„Es geht los“, erklärte Yussuf mit leuchtenden Augen. „Die Pferde für das Rennen rollen nach und nach an.“
Annit konnte den Blick kaum von den edlen Tieren wenden. „Die sind wunderschön.“
„Ist doch klar!“ Mannito nickte. „Es ist das bedeutendste Pferderennen weit und breit und zugelassen werden nur die schönsten und schnellsten Pferde.“
Annit verschränkte die Arme. „Und die zwei sehen verdammt schnell aus!“
Mannito klopfte ihr auf die Schulter. „Keine Bange, Silberstern hat ja auch einiges drauf!“
Die Karawane durchquerte das Dorf und stoppte dann am Ortsausgang in einiger Entfernung. Sogleich begannen die Ankömmlinge damit, ihre Kamele zu entladen und ihre Zelte aufzubauen.
„Lassen die sich hier etwa gleich nieder?“, wunderte sich Annit.
„Na klar! Für die Zeit des Rennens“, antwortete Yussuf.
Kaum hatte die erste Karawane ihre kleine Zeltstadt aufgebaut, erschienen auch schon die nächsten Teilnehmer. Sie brachten ebenfalls zwei Pferde mit. Eins schöner als das andere.
„Echt unglaublich!“, staunte Annit. „Die sind ja wirklich spitzenmäßig.“
Ein lautes Motorengeräusch riss sie aus ihren Beobachtungen. Aus einer anderen Richtung kamen zwei große grüne Geländewagen mit Anhänger durch die Wüste gebraust. „Sag bloß, die bringen auch Pferde?“
Yussuf nickte. „Das ist Scheich El-Karim aus Dubai“, erklärte er. „Dort gibt es ein Pferderennen, das ist noch ein bisschen toller als unseres hier.“ Seine Augen glänzten.
„Stellt euch vor, Zigtausende von Zuschauern kommen zu dem Rennen. Es treten nur die teuersten und edelsten Pferde der Welt an, und als Preisgeld winken dem Sieger einige Millionen Dollar. Die Scheichs sind ganz pferde verrückt und geben unendlich viel Geld für sie aus. Es gibt Pferde im Schwimmbecken oder beim Saunieren, sogar Laufbänder für die Pferde!“ Er deutete zu den Autos. „Im Stall von EI-Karim stehen nur Siegerpferde.“
„Wahnsinn!“ Annit konnte es gar nicht fassen. „Lauf bänder für Pferde?“
„Warst du da schon mal?“, fragte Mannito.
Yussuf schüttelte den Kopf. „Salah, der Sohn der Schwester meiner Tante, arbeitet dort. Sie legen gerade einen neuen millionenteuren Rennkurs an. Eine Stadt der Pferde und die größte Rennanlage der Welt soll es werden. Mit teuren Hotels, Einkaufszentren und allem Luxus.“
Mit offenem Mund hatte Annit Yussufs Erzählungen gelauscht. „Das kann ich
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