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Silberstern Sternentaenzers Sohn 06 - Annit und der Geschichtenerzaehler

Silberstern Sternentaenzers Sohn 06 - Annit und der Geschichtenerzaehler

Titel: Silberstern Sternentaenzers Sohn 06 - Annit und der Geschichtenerzaehler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Capelli
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die Augen zu!“
    Annit stützte sich mit den Ellbogen auf der Matratze ab und schloss folgsam die Augen. Als sie sie wieder öffnete und in den kleinen Spiegel blickte, den Alisha ihr hinhielt, staunte sie. Blitzschnell hatte Alisha ihre Augen angemalt. Durch die dunkle Umrandung wirkten Annits hellblaue Atigen nun richtig geheimnisvoll.
    Danach schnappte sich Alisha auch noch Annits Hand und bemalte sie mit orientalischen Mustern. Zufrieden betrachtete sie ihr Werk. „An einem Festtag muss man sich schön machen“, erklärte sie.
    Annit war es eigentlich relativ egal, wie sie aussah. Doch Alishas gute Laune wirkte ansteckend. Sie sprang auf, streckte ihre Arme in die Luft und drehte sich hüftschwingend im Kreis. „Wenn ich jetzt noch das Bauchtanzkostüm anziehe, das mir meine Mutter kürzlich geschenkt hat, dann kann ich als Tänzerin auftreten“, kicherte sie.
    Alisha bedachte sie mit einem strengen Blick. „Nicht tanzen, reiten!“, korrigierte sie.
    Annit nickte. Genau! Reiten, die Prüfung bestehen und endlich das Geheimnis unserer magischen Pferde erfahren! Sie
schlüpfte in Jeans und T-Shirt und band sich ein Tuch um den Kopf. Dann zog sie rasch noch ein weites Gewand  darüber, das sie während des Pferderennens tragen  wollte, um sich den Beduinen und ihren Vorstellungen  über Frauen und deren Kleidung stärker anzupassen, und  eilte nach draußen.
    Das ganze Dorf, alle Zelte waren mit bunten Tüchern geschmückt, die Dorfbewohner trugen schöne Gewänder und Tücher wie Alisha in allen möglichen Farben. In der Luft hing ein sonderbarer Geruch.
    Das Gelände, auf dem das Rennen stattfinden sollte, war nicht weit vom Dorf entfernt mit Stöcken und Fähnchen abgesteckt. Während sie ihr Training immer auf einer langen Geraden absolviert hatten, war für das richtige Rennen nun ein Rundkurs angelegt worden.
    Annit begutachtete mit Mannito und Yussuf den ovalen Parcours. „Ziemlich eng“, stellte sie etwas besorgt fest. „Wenn die Pferde alle in die Kurve biegen ...“
    „Stimmt“, gab ihr Yussuf recht. „Letztes Jahr wurden zwei Pferde verletzt.“ Er zuckte die Schultern. „Aber das gehört dazu.“
    Nachdenklich wanderten Annits Augen die ganze Rennstrecke entlang. Dieses Rennen ist nicht nur schwer, sondern auch gefährlich. Für den Bruchteil einer Sekunde spielte sie mit dem Gedanken, es einfach sein zu lassen. Ich mach nicht mit. Ich lass es. Ich will nicht, dass Silberstern was passiert, überlegte sie. Nein! Das geht nicht, war ihr nächs ter Gedanke. Carolin wäre zutiefst enttäuscht, denn dann  würden wir das Geheimnis unserer magischen Pferde ja nie mals erfahren. Ich muss diese Prüfung auf jeden Fall bestehen.  Sie steckte eine Haarsträhne, die sich unter ihrem Kopf tuch gelöst hatte, zurück. Dann holte sie tief Luft und  straffte entschlossen ihre Schultern. Ja, es gab Dinge im  Leben, die musste man einfach tun!

    Gegen Abend, als die Sonne langsam immer tiefer sank, erfolgte die Aufstellung. Knapp sechzig Reiter nahmen insgesamt an dem Rennen teil. Die Teilnehmer waren entsprechend der Leistung ihrer Pferde in vier verschiedene Kategorien eingeteilt worden.
    Annit startete gleich in der ersten Gruppe, zusammen mit Habib und Mannito. Der junge Beduine saß auf seinem Araberhengst und würdigte sie keines Blickes. Auch alle anderen Reiter behandelten sie so, als wäre sie Luft. Bestenfalls warf ihr einer der Männer einen verächtlichen Blick aus den Augenwinkeln zu.
    „Sie werden dich ignorieren“, hatte ihr der Stammesfürst angekündigt, als er sie ein paar Stunden vor dem Rennen in sein Zelt gerufen hatte, um ihr Glück zu wünschen. „Sie werden es akzeptieren, dass du teilnimmst. Aber sie werden dir weniger Aufmerksamkeit schenken als einem Sandkorn.“
    „Aber ich tu denen doch gar nichts“, hatte Annit noch geantwortet.
    Ein Lächeln hatte die Lippen des Stammesfürsten umspielt. „Du bist eben ein Mädchen“, hatte seine einfache Erklärung gelautet.
    Ganz schön bescheuert dieses Getue! Du darfst dieses nicht und jenes nicht, nur weil du ein Mädchen bist. Schlimm genug, dass ich jetzt schon dieses Gewand trag! Annit tastete kurz nach ihrem Glücksbringer. Einem Anhänger, den ihr der Stammesfürst geschenkt hatte und der nun an einem schwarzen Kautschukband von Mannito um ihren Hals baumelte. Sie beäugte die anderen Reiter, während sie Richtung Startlinie ritt, um sich aufzustellen. Euch werd ich's zeigen!

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