Silberstern Sternentaenzers Sohn 06 - Annit und der Geschichtenerzaehler
alles gar nicht glauben“, meinte sie kopfschüttelnd. „Das ist ja wirklich unfassbar.“
Yussuf klopfte mit der flachen Hand auf seine Brust. „Oh doch! Und mein Verwandter arbeitet dort“, wiederholte er mit einem gewissen Stolz in der Stimme. „Hilft mit, den Traum der Scheichs wahr werden zu lassen.“
Die Geländewagen hielten an. Einer der Männer mit weißem Gewand und weißem Kopftuch stieg aus, öffnete den Anhänger und ließ drei Pferde heraus. Schneeweiß, grazil, mit edlem Kopf und langem Schweif.
Annit betrachtete sie kopfschüttelnd. Sie war total beeindruckt von der Schönheit der Pferde. „Wahnsinn! Was für tolle Tiere!“
„Aber dein Silberstern ist doch auch wunderschön“, warf Mannito ein.
„Sicher“', bestätigte Annit. „Gar keine Frage. Aber dass es hier mitten in der Wüste tatsächlich so viele herrliche Vollblutpferde gibt, hätte ich nie und nimmer erwartet. Und schau nur, welch kraftvolle Körper die haben. Ist aber auch kein Wunder bei einem Luxusleben mit Schwimmbad und Laufband. Die sind alle supergut trainiert.“
„Aber wir haben doch auch fleißig geübt“, meinte Mannito.
„Schon“, gab Annit zurück. „Ich wusste ja auch, dass es ein hartes Rennen wird, aber dass die Konkurrenz tatsächlich so stark ist..."
„Na ja!“ Mannito wischte ihre Bedenken mit einer Handbewegung weg. „Hauptsache, du schlägst Habib.“
Nach und nach waren inzwischen alle Teilnehmer des Pferderennens eingetroffen und hatten ihre Zelte rund um das Dorf aufgebaut. Überall herrschte geschäftiges Treiben. Am Vorabend des Rennens hatte der Stammes fürst alle Reiter zu dem großen Festmahl eingeladen. Doch wurden zahlreiche Köstlichkeiten auch im ganzen Dorf verteilt. So hockte Annit mit Mannito im Zelt von Yussufs Familie und begutachtete hungrig den reich gedeckten Tisch.
„Was ist das alles?“, erkundigte sie sich bei Yussufs Mutter, die ein Schälchen nach dem anderen anbrachte.
Yussuf streckte die Hand aus und griff nach einem Stück Fleisch. „Mhmm, köstlich“, lobte er schmatzend. Er deutete auf ein Schälchen. „Das ist Kichererbsen- Püree mit Sesammus und Zitronensaft, daneben Auber ginensalat mit Sesam, dann Bällchen aus Weizenschrot, Fleisch und Zwiebeln, das hier sind gekochte braune Bohnen mit Olivenöl, hier ein Salat aus gehackter Peter silie, Tomaten und Weizenschrot und hier eine Yoghurt- Minz-Soße.“ Er schnappte sich ein weiteres Stück Fleisch. „Aber das Beste ist das Hammelfleisch!“
Mannito holte sich zuerst eine Handvoll braune Bohnen. „ Worum geht es eigentlich bei dem Rennen? Wie viel Geld bekommt der Sieger denn?“
„Geld?“ Yussuf sah Mannito kopfschüttelnd an. „Es geht um viel mehr! Es geht um die Ehre!“
„Wie?“ Mannito verschluckte sich beinahe an einer Bohne. „Nur um die Ehre?“
„Die Ehre ist alles!“, schmatzte Yussuf. „Vor dem Sieger des Rennens verneigen sich alle Beduinenstämme.“
Gedankenverloren kaute Annit an einem Stück Tomate. Du musst erst eine wichtige Prüfung bestehen, dann bist du bereit für Falaks Geheimnis, für die Wahrheit, klangen die Worte des Geschichtenerzählers in ihren Ohren. Gänsehaut kroch über ihre Arme, wenn sie daran dachte. Vielleicht weiß ich ja morgen um die gleiche Zeit bereits die ganze Wahrheit um das Geheimnis der magischen Pferde! Vielleicht teilt es mir der Geschichtenerzähler gleich nach dem Rennen mit, wenn ich bewiesen hab, dass ich gut mit Pferden umgehen kann!
Das Rennen
Endlich! Am Tag darauf fand das große Pferderennen statt. Trommelwirbel und ein sprechchorähnlicher Singsang weckten Annit am Morgen aus einem tiefen, traumlosen Schlaf. Alisha war schon wach und bereitete Minztee zu. Das ganze Zelt duftete wie eine Kräuterwiese.
„Morgen.“ Annit wühlte sich von ihrer Matratze hoch und schob die Strähnen ihrer langen schwarzen Haare zur Seite, um etwas sehen zu können.
Alisha hatte sich schön gemacht. Sie trug ein weites Kleid aus einem türkisfarben schimmernden Stoff. Das Tuch, das sie um ihren Kopf gewickelt hatte, war aus dem gleichen Material. Ihre dunklen Augen waren dick mit schwarzer Farbe umrandet. Auch ihre Handflächen und ihre Füße zierten fantasievolle Muster.
„Du siehst klasse aus“, lobte Annit.
Alisha lächelte und kniete sich vor Annit auf den Zelt boden. Resolut schob sie den dunklen Haarvorhang aus Annits Gesicht. „Mach
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